Magiermacht (Mithgar 05)
seinem Freund umdrehte, sah er, dass Tipperton bereits fest schlief.
Beau schreckte hoch. »Was war das, zum …?«
Das Heulen erklang diesmal aus nächster Nähe.
Beau sprang hoch und sah sich um. »Verflixt, ich bin auch eingeschlafen!« Ein Blick zur Sonne sagte ihm, dass es schon spät am Nachmittag war.
Als er sich umdrehte, um Tipperton zu wecken, sah er, dass sich sein Freund bereits aufgesetzt hatte und sich die Augen rieb. »Tip, es tut mir leid! Ich …«
Tipperton schaute ihn fragend an und legte dann einen Finger auf die Lippen. Dann bedeutete er Beau, sich zu ducken, presste sich selbst auf den eisigen Boden und deutete den Hang hinab zur Querlandstraße.
Beaus Blick folgte seiner ausgestreckten Hand, und er warf sich mit einem Keuchen zu Boden. In einiger Entfernung marschierten auf der Straße eine Gruppe Rukhs und ein Hlök nach Osten. Sie folgten einer riesigen, schwarzen, wolfähnlichen Kreatur. Sie hatte die Größe eines Ponys und war kein Wolf, sondern ein Vulg. Es witterte herum, hob die Schnauze in die Luft und schnüffelte dann erneut am Eis. Langsam, Schritt um Schritt, bewegte es sich weiter nach Osten, einen Schritt nach dem anderen, blieb wieder stehen und witterte erneut suchend umher.
»Wir müssen hier weg«, zischte Tipperton. »Ich glaube, es verfolgt uns.«
»Wohin?«, erwiderte Beau ebenfalls flüsternd. »Ich meine, wohin sollen wir gehen?«
»Zurück zur Straße können wir nicht«, flüsterte Tipperton. Er blickte über seine Schulter in den Wald. »Also bleibt uns nur der Norden.«
Sie liefen schliddernd die andere Seite des Hügels hinab, krochen dann geduckt weiter und huschten lautlos tiefer in das vereiste Dickicht des Ödwaldes hinein. Schließlich richteten sie sich wieder auf und eilten, so schnell das schlüpfrige Terrain es zuließ, in Richtung Norden weiter.
»Versuche, so wenig wie möglich die Bäume zu berühren, Beau«, riet Tipperton. »Ich glaube, das Eis erschwert es dem Vulg, unsere Spur aufzunehmen. Je weniger Duftnoten wir hinterlassen, desto besser für uns. Angeblich jagen diese Vulg ja hauptsächlich auf Sicht, wenn wir uns also nicht sehen lassen …« Tipperton verstummte, als er nach einem Weg um eine dornige Barriere herum suchte.
»Himmel, ich wünschte, ich hätte etwas Güldminze«, erklärte Beau, der Tipperton unter die dichten Zweige eines vereisten Busches folgte.
»Güldminze?« Tipperton hatte das Hindernis überwunden und richtete sich auf. »Was würdest du denn jetzt damit anfangen wollen?«
»Mein Buch sagt, dass der Biss eines Vulg unglaublich giftig ist, Tip. Aber die Güldminze ist ein Gegenmittel.«
»Ach so.«
Sie arbeiteten sich durch das zähe Unterholz nach Norden weiter, kamen jedoch nur langsam voran. Immer wieder stellten sich ihnen Hindernisse in den Weg, oder sie verloren auf den eisigen Hängen den Halt und rutschten einfach herunter.
Langsam versank die Sonne am westlichen Horizont.
Ab und zu hörten sie den Vulg heulen, und aus östlicher Richtung antworteten ihm seine Gefährten.
Es wurde Nacht.
»Wir müssen weiter nach Norden durch den Ödwald gehen«, knurrte Tipperton. »Sie haben uns den Fluchtweg abgeschnitten.«
»Wie weit sind wir denn gekommen?«, erkundigte sich Beau.
»Höchstens eine oder zwei Meilen«, gab Tipperton zurück.
Sie marschierten weiter durch die Nacht, im Licht der Sterne und begleitet von einem silbrigen Sichelmond am westlichen Himmel, bis schließlich auch der Mond unterging. Vorsichtig suchten sie sich ihren weiteren Weg über das tückische Eis.
Plötzlich hörten sie etwas im Unterholz neben sich. Etwas glitt keuchend und schnaufend an ihnen vorbei. Die Wurrlinge blieben wie erstarrt stehen und hielten den Atem an, als sich das Wesen an ihnen vorbeiwand, ohne sie zu entdecken.
»Himmel!«, stieß Beau hervor. »Was war das denn?«
»Ich weiß es nicht«, murmelte Tipperton, »aber wir sollten eilig von hier verschwinden.«
Während sie ihren Weg fortsetzten, hörten sie hinter sich ab und zu das schaurige Heulen des Vulg, das sie immer weiter vorantrieb.
Dann dröhnten vor ihnen mächtige Schritte, Zweige knackten und brachen. Erneut duckten sich die Wurrlinge in das Dickicht und warteten zitternd in der Finsternis, während der Tod dicht an ihnen vorüberschritt.
Das wiederholte sich noch dreimal in dieser Nacht. Jedes Mal pressten die Bokker sich flach auf den Boden, hielten den Atem an und rührten sich nicht. Zweimal gingen Kreaturen an ihnen vorüber,
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