Magiermacht (Mithgar 05)
diese kostbaren Bäume zu erheben.«
»Diese Dara Arin, ist sie die Lady Arin aus der Legende?«
»Das ist sie«, erwiderte Alaria. » Dara ist Sylva und bedeutet in der Gemeinsprache Lady. Sie war eine Dylvana, und zusammen mit Egil Einauge und Dara Aiko und noch einigen anderen Gefährten hat sie den Grünen Stein von Xian gesucht.«
»Ich habe die Geschichte von meinem Vater gehört, Lieder über sie und über das ›Fällen der Neun‹«, erklärte Tipperton und sah Loric an. »Habt Ihr gerade gesagt, Ihr wäret bei diesem Vorfall selbst dabei gewesen?«
Loric nickte.
»Aber … das war in der Ersten Ära, vor mehr als zweitausend Jahren!«
»Dennoch, kleiner Mann, war ich dabei.«
Tipperton sah ihn erstaunt an und atmete einmal tief durch. Er hatte zwar schon davon gehört, dass Elfen nicht alterten, aber mit eigenen Augen einen dieser Elfen vor sich zu sehen, nun, das war wie ein Wunder.
»Und diese Lady Arin«, fragte Beau, »hat sie den Tod der Greisenbäume … gespürt?«
»Das sagt man«, erwiderte Loric.
»Ich wünschte, ich könnte Kräuter und Wurzeln und Blumen und Minze und Borke und verschiedene Blätter und was ich sonst noch für meine Heilkunst brauche, spüren. Das würde die Suche erheblich erleichtern. Ich meine, ich möchte sie wittern können, solange sie noch lebendig sind. Nicht, wenn sie sterben.« Beau dachte einen Moment nach, als er zu dem Baumriesen hinaufsah. »Es muss großartig sein, ein solch mystisches Band zu einem so wunderbaren Baum zu haben. Für mich wäre es das jedenfalls.«
Alaria nickte ernst. »Richtig, und mit diesem Baum hat es noch eine spezielle Bewandtnis. Denn man sagt, wenn dieser Baum einst nicht mehr ist, werden wir nicht mehr im Ardental leben.«
»Meiner Treu!« Beau sah sie bestürzt an.
Am nächsten Morgen, kurz nach Sonnenaufgang, stieg Loric auf sein Pferd, einen lebhaften Hengst. Die beiden Wurrlinge saßen bereits auf zwei anderen Pferden. Sie verabschiedeten sich von Alaria und ritten zügig durch das winterliche Tal. Tipperton und Beau hielten sich krampfhaft an den Sattelhörnern fest, denn sie waren es nicht gewohnt, ein ausgewachsenes Pferd zu reiten, weder Tipperton, mit seinem knappen Meter, noch Beau, der zwei Zentimeter größer war. Sie ritten nach Norden durch die Kiefernwälder und folgten dem Verlauf des Tumbel, der gelegentlich unter einer dicken Eisschicht dahinrauschte. In der Ferne schimmerten hohe Felswände unter dem weißen Schnee. Manchmal waren die Seiten der Schluchten nah, ein andermal befanden sie sich zwei oder drei Meilen weit weg. Schluchten und Spalten tauchten ebenfalls hier und da auf und ragten jäh aus der weißen Schneedecke empor, aber zumeist bestanden die steilen Wände aus blankem Granit, auf denen sich nur wenig Schnee sammeln konnte. An den Stellen, an denen sich die Schlucht merklich verjüngte, bildete der Tumbel, wie der Elf berichtete, zu Zeiten des Hochwassers einen reißenden Strom. Deshalb hatte man hier in die Felswände Passagen geschlagen. Sie nahmen jedoch nicht den Weg über diese hohen, schneebedeckten Pässe, sondern ritten weiter durch die Schlucht. Manchmal führten sie die Pferde durch schmale Kerben und dann wieder ritten sie über die breite Talsohle. Sie passierten Schnee und Stein und weichen Lehm, ab und zu sogar ein gefrorenes Stück Fluss, auf dem die Hufe der Pferde laut klapperten. Doch sie kehrten immer wieder in die Nadelwälder zurück, die das Tal von der einen bis zur anderen Seite bedeckten.
Dabei hielten sie ständig Kurs nach Norden. Loric führte die Wurrlinge durch duftende Kiefernwälder, ritt rasch, wo kein Schnee lag, langsamer, wo sie tiefe Schneewehen durchqueren mussten. Wenn sie an eine Stelle kamen, wo nach Lorics Meinung der Schnee zu hoch war, stieg er ab und bat die Wurrlinge, dasselbe zu tun. Dann führten sie ihre Pferde am Zügel, gingen ihnen voraus und schlugen eine Bresche in den Schnee. Manchmal ließen sie auch die Pferde vorangehen und wechselten das Leittier ab, das die meiste Arbeit verrichten musste. Immer jedoch folgten die Bokker dem Elf durch die Schneise, die er in den Schnee brach.
An diesem Abend schlugen sie ein Lager um ein flackerndes Feuer in einem Wäldchen auf, wo nur wenig Schnee lag. Als sie darauf warteten, dass das Wasser für ihren Tee kochte, wandte sich Beau an Loric. »Gestern habt Ihr uns erzählt, dass Ihr vor zweitausend Jahren auf der Wacht am Grimmwall gestanden habt. Als wir Euch zuerst gesehen haben, habt Ihr am
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