Magiermacht (Mithgar 05)
von Adonar, von oben, und niemand wisse, woher die Magier stammen. Und wir Wurrlinge sollten einfach den Kopf einziehen und damit basta.«
Rael lächelte und schaute die beiden Bokker nacheinander an. »Gut, meine kleinen Freunde, dies eine will ich Euch erläutern: Es gibt viele Ebenen, aber die wichtigsten drei sind die Hohgarda, die Mittegarda und die Untargarda. In der Gemeinsprache bedeutet das die Hohe Ebene, die Mittelebene und die Niedere Ebene. Auf all diesen Ebenen existieren viele Welten, obwohl es auch dort drei Hauptwelten gibt: Adonar, Mithgar und die Neddra.«
Die beiden Bokker nickten. Das passte zu dem, was sie bereits erfahren hatten.
»Zumeist sind die Ebenen voneinander getrennt«, fuhr Rael fort. »Aber es gibt Übergänge, dort, wo die Ebenen sich berühren. Man kann zwischen den Welten hin und her wechseln, aber nur unter bestimmten Bedingungen. Die Übergangspunkte der jeweiligen Welten müssen zueinanderpassen. Je besser sie das tun, desto leichter ist der Übergang zu bewerkstelligen. Darüber hinaus gibt es bestimmte Tageszeiten, zu denen der Übergang noch einfacher ist. Um von Adonar nach Mithgar zu gelangen, ist das Morgengrauen am besten, denn es ist weder Nacht noch Tag, sondern liegt zwischen beidem. Will man von Mithgar nach Adonar überwechseln, tut man das in der Dämmerung, die weder Tag noch Nacht ist. Von Mithgar nach Neddra geht man am besten in der Mitte des Tages, denn dann ist weder Morgen noch Nachmittag. Und von der Neddra kommt man am besten um Mitternacht nach Mithgar. Weiterhin vereinfacht Nebel den Übergang, denn er ist weder Luft noch Wasser, sondern liegt zwischen beidem. Geht man am Strand hinüber, ist es auch einfacher, denn das Ufer ist weder Meer noch Land, sondern liegt dazwischen.
Doch es bedarf noch mehr, einen solchen Übergang erfolgreich zu vollziehen. Man muss ein Ritual befolgen. Für die Elfenrasse erfordert es eine gewisse Schrittfolge, zu Fuß oder auf einem trainierten Pferd. Dazu müssen Worte gesprochen werden, die weder Gespräch noch Gesang sind, sondern zwischen beidem liegen. Und währenddessen verliert sich der Verstand in dem Ritus, und man ist weder gänzlich bewusst noch unbewusst, sondern dazwischen.
Aus diesem Grund nennen wir den Übertritt von einer Ebene auf die nächste den ›Dämmerritt‹ oder die ›Reise durch die Zwischenwelt‹.« Rael sah Beau und Tipperton fragend an.
»Himmel!«, stieß Beau hervor.
»Wahrhaftig!«, pflichtete Tipperton ihm nachdrücklich bei. »Wie habt Ihr diese Rituale überhaupt entdeckt?«
Rael lächelte. »Man sagt, dass Elwydd selbst sie die Elfen gelehrt habe.«
»Und jetzt sagt Ihr, dass die Brut ein ebensolches Ritual benutzt, um von der Neddra nach Mithgar zu kommen?«
»Allerdings, kleiner Mann, alle Anzeichen sprechen dafür, dass sie um die mitternächtliche Stunde in großen Scharen in die Zwischenwelt eintreten, Rucha, Loka, Trolle, Ghûlka auf Hèlrössern und noch mehr … und zwar in Modrus Eisenturm in Gron und möglicherweise auch im Ödwald. Er sammelt sie um sich und tut das schon seit längerer Zeit, eine große Streitmacht der Rûpt unter seiner Fahne. Außerdem geht das Gerücht, dass er Drachen für seine Sache zu gewinnen sucht, obwohl ich betonen möchte, dass dies nur ein Gerücht ist.«
»Drachen?«, rief Beau aus. »Aber ich dachte immer, dass sie sich für gewöhnlich nicht um andere Spezies kümmern.«
Rael nickte. »Das stimmt, alle bis auf die Abtrünnigen, die den Schwur nicht leisten wollten.«
»Ah!«, sagte Tipperton. »Wie in der Legende von Arin und Egil Einauge.« Der Bokker konzentrierte sich einen Moment und rezitierte dann ein altes Lied:
»So steht bereit, wenn Drachen schwärmen.
Abtrünnig von des eig'nen Volkes Wort.«
Phais fiel ein:
»Freund und Feind darf keiner mehr sein,
Sonst werden es beide in Bälde bereu'n.«
Tipperton lachte und klatschte in die Hände. »Ah, Lady Phais, wie ich höre, kennt Ihr die Ballade von Arin ebenfalls.«
»Allerdings«, meinte Phais verschmitzt. Doch dann erlosch ihr Lächeln. »Drachen oder nicht, es genügt schon, dass Modru ganze Schwärme von Rûpt um sich versammelt hat, um Krieg gegen Hochkönig Blaine zu führen.«
»Und was ist mit Gyphon?«, wollte Beau wissen. »Was hat er damit zu schaffen?«
Phais lächelte grimmig und deutete auf die Wände. »Aus diesem Grund haben wir uns in diese Nische hier begeben. Denn diese Gobelins erzählen eben diese Geschichte.«
»Was?« Beau
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