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Magierschwur (Mithgar 06)

Magierschwur (Mithgar 06)

Titel: Magierschwur (Mithgar 06) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: horseman
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etwas finden konnten, was einen guten Rahmen abgab. Wir hatten Glück. Denn kurz darauf entdeckten wir an einem anderen Ende der Insel die Reste eines gestrandeten Tiers, das die Fjordländer einen Nâhvalr nennen.«
    »Einen was?«, fragte Tipperton nach.
    »Einen Nâhvalr«, wiederholte Loric. »Das ist eine Art Wal mit einer gefleckten Haut. Jedes Männchen hat einen spiralförmigen Stoßzahn. Sie leben am Rand des Eises im Hohen Norden. Ich weiß nicht, was unser Exemplar in die Gewässer des Hellen Meeres verschlagen hatte. Aber sein Kadaver rollte in der Brandung.«
    »Oh«, meinte Tipperton. »Und … war das ein Männchen?«
    »Aye, denn sein Stoßzahn ragte hoch wie das eines gehörnten Pferdes, nur länger, viel, viel länger …«
    Tipperton sah ihn erstaunt an. »Ein gehörntes Pf…?«
    »Still, Waldan«, knurrte Bekki. »Lass ihn zu Ende erzählen.«
    Tipperton warf dem Zwerg einen aufgebrachten Blick zu, hielt aber den Mund.
    »Ich weiß nicht, was den Nâhvalr getötet hatte, denn jede Spur davon war längst vergangen. Es waren nur die Knochen und Reste faulenden Fleisches übrig. Die Fische und Krabben hatten ihren Teil getan, aber sie hatten nicht alles gefressen. ›Dort schwimmt unser Boot!‹, sagte ich zu Kelek. Wir liefen zu dem Skelett. Der Fäulnisgestank war zwar ekelerregend, aber wir hielten so gut wie möglich die Luft an und zerrten die Reste an Land, in die Dünen. Allein hätte ich das nicht geschafft, aber Kelek war ungeheuer stark. In den nächsten Tagen aßen wir Krabbenfleisch satt, denn die Tiere konnten dem großen Fleischbrocken nicht widerstehen, ebenso wenig wie die Vögel. Wir überließen ihnen gern die Arbeit, die Knochen sauber abzunagen. Es dauerte ein Jahr, bis wir genug Haie in das tiefe Becken gelockt hatten, und uns ihrer Häute bemächtigten, obwohl wir auch das Fleisch nicht verschmähten. Schließlich hatten wir aus den Knochen des Nâhvalr das Gerippe für unser Boot gebaut, und es mit den Haifischhäuten bezogen. Kalfatert hatten wir es mit Vogelguano, Fischöl und Gräsern. Schließlich konnten wir in See stechen. Wir hatten genug Regenwasser und Dörrfleisch dabei, sowie ein paar lebende Krabben und ein paar Eier. Kaum hatten wir das Boot ins Wasser geschoben, begann es auch schon zu lecken. Wir schöpften das Wasser mit Schalen aus Farn heraus, ruderten mit Pflanzenrudern, und paddelten unser kleines, sinkendes Walknochen-Haihaut-Boot um die Vogelklippen herum, während Kelek in Châkur fluchte, was das Zeug hielt. Als wir schließlich das Kap umrundeten, stellten wir fest, dass Aravans großes, schnelles Schiff Eroean in der kleinen Bucht an der Südspitze der Insel ankerte.«
    Loric lachte schallend auf. Tipperton fiel mit glockenhellem Kichern ein, und nach einem Moment stimmte auch Bekki ein. Prinz Loden ritt an der Spitze der Abteilung und drehte sich zu ihnen herum. Tain ritt neben ihm und legte einen Finger auf die Lippen. »Wollt Ihr uns die Wrg auf den Hals hetzen?«, zischte er. »Man kann Euch bis nach Minenburg hören!«
    Bekki musste darüber nur noch mehr lachen, und Loric und Tipperton liefen die Tränen über die Wangen.
    Sie brauchten eine Weile, bis sie sich endlich unter Kontrolle hatten.
    »Also hat Euch dieses Boot überhaupt nichts genützt?«, fragte Tipperton.
    »Oh nein, im Gegenteil, Tipperton. Es hat uns sehr viel genützt. Es hat uns ein Jahr lang beschäftigt, und erwies sich außerdem auch als höchst profitabel, als uns Aravan an Bord holte. ›Nâhvalr-Knochen‹, meinte er, als er die Halskette sah, die sich Kelek aus den Zähnen des Wals gemacht hatte. ›Habt Ihr zufällig auch den Stoßzahn?‹ Als wir ihm den Zahn zeigten, staunte er über die Länge und die Perfektion der Spirale. Er meinte, der Zahn und die Reste der Knochen würden uns in Janjong im Jinga-Meer, ein Vermögen einbringen. Zufällig war das der nächste Hafen, den er anlaufen wollte. Statt also in einem lecken, sinkenden Boot über das Helle Meer zu rudern, segelten wir mit Aravan und seinen vierzig Seeleuten und vierzig Zwergen, der Crew der Eroean .In Janjong heuerte Kelek als Matrose bei Aravan an, ich jedoch ging meiner Wege. In den folgenden Jahres-Zeiten ist er, soweit ich weiß, immer weiter in den Reihen der Zwergentruppe aufgestiegen.«
    »Habt Ihr ihn jemals wiedergesehen?«
    Loric seufzte. »Nein. Er blieb bei Aravan und war bei der letzten Reise der Eroean dabei. Das war zur Zeit der Vernichtung Rwns, und Kelek hat sich tapfer in der letzten

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