Magische Insel
schwarzhaarige Frau studiert die Tore. »Wie viele habt ihr schon angesägt?« ruft sie nach unten.
»Fünf sind fertig, fünf bleiben noch übrig.«
Die Anführerin blickt auf das Wasser, das kaum eine Elle unter ihr plätschert, erst im Überlauf, dann gegen die Tore. Sie beugt sich über die Mauer.
»Beendet die Tore, an denen ihr gerade arbeitet, dann steigt in den Sattel und reitet zu uns herauf.«
»Diese Bohlen sind verdammt dick …«
»Ich weiß. Ich weiß.« Die Frau mit dem immer noch glänzenden silbernen Vogel auf der grünen Lederweste richtet sich auf und blickt auf den Lederbeutel zu ihren Füßen.
Mit einem tiefen Seufzer bückt sie sich.
»Einer müsste reichen …« Sie blickt auf die Staubwolke. Wie Ameisen tragen die Pferde mehr als tausend Söldner, die der neue Herzog ausgesandt hat.
Unten steigen die fünf Soldaten auf die Pferde und reiten den gleiche Weg herauf, den ihre Kameraden vorher genommen haben.
Die Anführerin holt eine wachsgetränkte dünne Schnur aus einer anderen Satteltasche und bringt sie zum Damm. Wieder starrt sie in die dunkelgrünen Fluten hinter den Fluttoren.
Schnell schneidet sie vier gleichlange Schnurstücke ab. Zwei legt sie beiseite. Eins zieht sie durch die Öffnung am Stöpsel des Lederbeutels und drückt alles mit Wachs fest. Mit dem zweiten Schnurstück verschließt sie den Beutel. Dann lässt sie ihn ganz langsam vier Ellen zum Wasser hinab.
Ohne die verwirrten Blicke der berittenen Soldaten zu beachten, bindet sie die zweite Schnur um das eiserne Rad. Dann knüpft sie die restlichen beiden Schnüre an die anderen und legt sie um einen Felsbrocken, neben dem die blonde Frau die Zügel ihres Rosses hält.
»He, ihr alle – zurück, um die Biegung!«
Ohne zu warten, ob ihr Befehl befolgt wird, läuft sie zum Damm und späht ins Tal. Soll sie noch warten? Die Wirkung wäre dann stärker. Aber wenn …? Sie schüttelt den Kopf und zieht den Zünder aus dem Gürtel.
Peng, zisch … ein langer Funke springt vom Zünder auf die Lunte. Dann saust ein Flämmchen das Seil entlang zum Wasser und zum Pulverbeutel, der über dem Damm hängt.
»… Teufel auch … das hat sie den ganzen Weg aus Kyphrien mitgenommen?«
»Ein einziger Weißer Magier … und wir alle fliegen in die Hölle.«
»… Dämonen schützen die eigene Brut …«
Die Anführerin stürmt den Damm hinunter und springt in den Sattel. Zum ersten Mal sehen ihre Soldaten, dass sie dem Ross die Sporen in die Weichen drückt.
Sobald sie die Gefährten hinter dem Felsvorsprung erreicht hat, hält sie inne und wartet … und wartet.
»Hölle!«
Sie wendet das Pferd und will zum Damm zurückreiten.
Bummmm! Das grüne Wasser schießt empor, mindestens drei Ellen über die Fluttore.
»Ist das alles?«
Wusch! Die Tore geben nach. Die im Frühjahr aufgestauten Fluten schießen in die schmale Rinne hinab ins Tal.
»… mögen die Götter gnädig sein …«
»… ruhig … ruhig …«
»… verstehst du jetzt, warum man ihr nie widersprechen soll …«
Die dunklen Augen der Frau sind jetzt noch schwärzer als ihre Pupillen. Sie treibt das Pferd zur Mauer. Von dort aus kann sie beobachten, wie die Wasserfluten sich auf die ahnungslosen Rebellen stürzen.
Zumindest ein kyphrisches Banner flattert am Hang, so hoch, dass man von dort die Straße nach Südwesten erreichen kann, den einzigen Fluchtweg aus dem grünen Tal, der noch geblieben ist.
Die Olivenhaine werden leiden, aber der Autarch braucht dringender Soldaten als Oliven.
L
D ie Zeichnung war einfach: ein Armsessel aus Holz, bei dem fünf Speichen eine geschwungene Rückenlehne trugen. Obgleich Dormans Werkzeug so alt war, reichte es völlig für diese Arbeiten aus. Wenn ich eine alte hamorische Vorlage aus dem Buch nahm, wäre Bostric bestimmt imstande, die Sessel billiger als Jirrle zu liefern. Beim Esszimmer hätten wir gegen Perlot bieten müssen.
»Wir können es machen«, erklärte ich ruhig.
Der goldene Schimmer hinten in der Werkstatt verriet mir, dass Deirdre uns beobachtete. Beinahe hätte ich geseufzt. Sie war wirklich hübsch, zudem auch willig … aber … damit hätte ich Destrins Freundlichkeit schlecht vergolten. Ich glaube, Deirdre wusste das, auch wenn wir beide nicht übermäßig glücklich darüber waren.
»Für acht Goldstücke, vielleicht weniger?« fragte der alte Schreinermeister. Immer noch trug er den zerrissenen Kittel, hatte aber das hintere Fenster einen Spaltbreit geöffnet.
Ich wischte mir
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