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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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feilbot. Nirgends ein buntes Banner, nirgends Stoffhändler.
    Als wir bei Mathilde vorbeigingen, schauderte Bostric. Sie war schon älter, aber immer noch blond, dick, in ungewaschener brauner Hose und einer offenen zerrissenen Bluse. Ihre Blumen waren schon welk – vom Chaos in ihrem Blut. Doch war dort nichts Böses, nur Unordnung.
    Bostric schauderte es, aber ich hätte lieber mit einem Dutzend Mathilden geschlafen als mit einer Dame aus der Straße der Huren. Je tiefer ich in Fenard hineinblickte, desto weniger mochte ich die Stadt. Aber traf das nicht auf jeden Ort zu, an dem ich mich längere Zeit aufgehalten hatte?
    Ich wusste es nicht.
    Aber sicher wusste ich, dass die Stoffhändler nicht gekommen waren und dass ich nie wieder in die Nähe dieser engen Gasse gehen würde.

 
XLVIII
     
    E s klopfte.
    »Wer kann das sein?« fragte Destrin verwundert.
    Ich schaute Bostric an. Er stand mit dem Hobel in der Hand da. Dann legte er den Hobel hin und lief zur Tür.
    Trotz der warmen Frühlingsluft draußen hatte Destrin die Fenster geschlossen und ein Feuer im Ofen entfacht. Er trug einen alten Kittel, während er wieder einmal eine Bank für die Schenke anfertigte.
    Eigentlich lief die Arbeit gut, aber jedes Mal, wenn ich mich lobend auf die Schulter klopfte, misslang etwas. Gewöhnliche Regengüsse konnte ich nicht Antonins Unordnung anlasten. Selbst mein Erlebnis vor einem Achttag in der Straße der Huren konnte ich nicht auf ihn schieben, und da lag der Hund begraben. Wie konnte ich das, was zu Fenard gehörte, von dem trennen, was der Chaos-Meister ausheckte?
    Ein anderes Problem war die Tatsache, dass ich nicht genau wusste, wie man mit Ordnung arbeitete. Nun, ich konnte Destrin unterstützen und Bostrics angeborenen guten Charakter verstärken, vielleicht sogar noch etlichen guten Seelen dabei helfen, dem Chaos zu widerstehen, das von irgendjemandem ausgeschickt wurde. Aber darüber hinaus? Bedächtig schüttelte ich den Kopf.
    »Alles in Ordnung, Lerris?« fragte Destrin besorgt.
    »Mir geht’s gut.« Das stimmte. Der Winter hatte sich verabschiedet, ich genoss das Frühjahr und ging gern auf den Markt. Aber die Hitze in der Werkstatt gefiel mir nicht.
    Ich wischte mir die Stirn und betrachtete die Maserung der weißen Eiche. Dabei fragte ich mich, warum ich eingewilligt hatte, einen Schreibtisch zu bauen. Ohne Dormans verblichenes Buch hätte ich noch größere Schwierigkeiten gehabt. Trotzdem musste ich meine gesamte Konzentration aufwenden, mir den Schreibtisch vorzustellen, um mental sämtliche Teile aus dem Holz hervorzuholen, in denen sie verborgen lagen, und sie zusammenzufügen.
    Diese mentale Übung half nicht nur bei der Schreinerarbeit, ich begriff auch immer mehr von der Basis der Ordnung. Obwohl ich das schmale Bändchen zweimal gelesen hatte, war mir die Hälfte noch unklar. Das traf auch für den Schreibtisch zu, den Brettel für seine Tochter Dalta in Auftrag gegeben hatte. Es war seine dritte Bestellung. Er hatte damit mehr für Destrin getan, als man von einem Freund erwarten konnte. Bald hätte Dalta ein komplett eingerichtetes Haus, ohne auch nur verlobt zu sein.
    »Hier, Meister!« Bostric reichte Destrin einen flachen Umschlag, dann hobelte er weiter an einem Küchentisch.
    Ich war mir bewusst, dass ich den Rotschopf noch mehr unter Druck setzte als Sardit mich, aber ich wusste nicht, wie viel Zeit mir noch blieb – gewiss keine volle Lehrzeit. Jetzt schon arbeitete er besser als Destrin. Deirdre war zwar etwas älter als Bostric, aber die paar Jahre waren nicht unüberwindbar.
    Ich unterdrückte einen Seufzer. Wie war ich nur in diese Klemme geraten?
    »Lerris!«
    Ich blickte auf. Destrin war leichenblass geworden. Er suchte an der Werkbank Halt.
    Erschrocken schaute Bostric mich an.
    »Folge genau der Linie«, sagte ich zu ihm und ging zu Destrin hinüber.
    »Sieh dir das an.« Destrin hielt mir das Schreiben entgegen. Es war eine amtliche Erklärung.
    Hiermit wird bekannt gegeben, dass der Präfekt die Verteidigung des Königreichs Gallos gegen die wachsende Gefahr der Invasion durch den Autarchen von Kyphros verstärken muss. Ferner muss Gallos die Unruhe in den kleinen östlichen Fürstentümern Candars bekämpfen, die durch die Aktionen der Schwarzen aus Recluce verursacht wurden. Diese Aufgaben stellen höhere Forderungen an das Schatzamt, das demzufolge die vierteljährlichen Abgaben erhöhen muss.
    Das war Standardsprache. Unten hatte eine andere Hand mit dunklerer Tinte

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