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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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wissen, dass sie sich dort befinden. »Würdest du …?«
    »Torrman hat Offiziere schon aus geringerem Anlass getötet.«
    »Nun gut …« Die Frau mit der Lederweste der Offiziere blickt zu den beiden flüsternden Untergebenen hinüber. Dann treibt sie ihr Pferd nach Osten, nicht auf den Pfad nach unten, sondern sie bleibt auf der Höhe.
    »Das ist nicht der Weg, den der Hauptmann befohlen hat …«
    Die Anführerin überhört die Bemerkung eines Soldaten weiter hinten.
    »… denk an Gireo, du Narr …«
    Ein anderer Soldat packt den murrenden Kameraden an der Tunika. Die blonde Frau lächelt unmerklich, aber die Anführerin blickt unbewegt geradeaus.
    »… das gefällt mir nicht …«
    »… sei ruhig …«
    »… Torrman ist ein gemeiner Bastard … wird unsere ganze Truppe erledigen …«
    »… sie hat recht. Wenn wir den Bergpfad nehmen, bleibt für Torrman kein einziger Mann übrig …«
    »… das gefällt mir gar nicht …«
    »… hast du einen besseren Einfall?«
    Trotz Gemurmel folgt die Truppe der schwarzhaarigen Anführerin, als sie sich aufmacht zum Damm, der zugleich ein Deich ist und die Bewässerungsanlage für die diesjährige Ernte speist. Der Mann, der vorhin schluckte, beobachtet nun von der Bergstraße aus die Staubwolke, die die Vorhut der Rebellen von Freistadt ankündigt.
    Die Anführerin starrt auf die Staubwolke am nordöstlichen Ende des engen Tals, dann auf den schmalen Pfad vor ihr und zu einem der Aquädukte, die das Wasser aus dem Tal zu den trockenen Steppen im Süden Kyphros’ leiten. Sie berührt das in Wachstuch eingeschlagene dünne Bündel hinter dem Sattel.
    Die Staubwolke ist ungefähr ein Drittel des Wegs durch das Tal vorgerückt, als die Anführerin vor den eisenbeschlagenen Toren des Damms absteigt. Das kalte Eisen verstärkt die Bohlen der Fluttore, die aus Roteiche gefertigt sind.
    Über ihr und nach Süden hin erheben sich die Mauern mit den vier Kanälen des Aquädukts. Über jedem Tunnel befindet sich ein eisernes Rad, das mit Eisenstangen und einem doppelten Schloss gesichert ist. Die Schlösser sind so groß wie die Faust eines Bauern.
    Die Anführerin schüttelt den Kopf, während sie die Fluttore und die eisenbeschlagenen Bohlen betrachtet, die diese geschlossen halten.
    »… was …«
    »… psst … Sie wird schon wissen, was sie da macht …«
    Schließlich zieht sie eine Eisenstange aus dem Bündel hinter dem Sattel. Die Stange ist ungefähr so lang wie zwei Drittel ihres Arms. Dann wickelt sie noch eine kräftige Zugsäge aus. Mit beidem schreitet sie auf die Tore zu.
    »Die Olivenhaine werden leiden«, sagt sie vor sich hin. »Aber wenn der Autarch es tut, tun wir es auch.« Sie stemmt den Eisenbeschlag von einer Bohle.
    Die Soldaten ihrer Abteilung blicken verwirrt drein, bleiben aber abwartend im Sattel sitzen.
    Sie hat einen Beschlag abgestemmt. Jetzt sieht man das rote Eichenholz darunter.
    »Kassein!« ruft sie.
    Ein bulliger Mann steigt ab und reicht der blonden Frau die Zügel. »Ja, Führerin?«
    »Nimm die Säge, säg durch die Bohlen, so weit es möglich ist. Bis das Blatt fest ist.«
    »Fest?«
    »Das Holz wird versuchen, das Blatt festzuhalten.« Sie macht sich wieder mit dem Stemmeisen an die Arbeit.
    Die blonde Soldatin reicht die Zügel zweier Pferde einem dritten Mann weiter, steigt ab und geht auf die Anführerin zu. »Das kann ich besser.«
    Die Anführerin nickt und gibt ihr das Stemmeisen. »Ich gehe nach oben. Die zweite Säge lasse ich hier. Sägt, so gut ihr könnt.« Mit fünf Schritten ist sie bei ihrem Ross. »Darso, du bleibst hier und hilfst beim Sägen. Altra und Ferl halten Wache – für alle Fälle. Wechselt euch beim Sägen ab.«
    »Ich bin nicht …«
    »Ich weiß. Du bist ein Kavallerist, kein Schreiner. Aber wenn du nicht sägst, bist du ein toter Kavallerist. Bindet die Pferde an die Wurzeln dort drüben.«
    Vom Sattel aus nickt sie den übrigen fünf Soldaten zu, ihr zu folgen. Sie reitet mit der kleinen Schar nach Norden und auf den Damm hinauf.
    Oben angekommen, steigt sie ab und blickt nach Westen. Die Staubwolke hat das Tal fast zur Hälfte durchquert. »Verdammt!« Sie nimmt die Satteltaschen vom Pferd. Dabei versucht sie zu verbergen, wie schwer sie sind. Sie löst die Verschlüsse und zieht vorsichtig einen eingeölten Beutel mit dem Pulver heraus. Die andere Satteltasche bleibt geschlossen. Dann schleppt sie den Lederbeutel auf die flache Mauer, in der die eisernen Angeln der Fluttore verankert sind.
    Die

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