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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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dass, sollte ich versagen, ich in jenem Weißen Gefängnis enden konnte, das Justen mir vorgeführt hatte.
    Ich keuchte, als wäre ich meilenweit einen Berg hinaufgerannt.
    Und ich hielt den Spiegel dem Brunnen entgegen.
    Ganz unvermittelt war alles wieder deutlich. Meine Beine waren schwach, zitterten jedoch nicht mehr. Mein Kopf schmerzte – aber beide Muster waren verschwunden.
    Nur das Plätschern des Wassers war noch zu hören.
    »… Hilfe!«
    »… Tallian …«
    »… Zauberei!«
    »Tallian sagt, wir sollen am Brunnen nachsehen.«
    Zwei Wachen liefen an mir vorbei auf den Innenhof. Ich verließ den Platz und wartete, bis das Tor sich öffnete. Dann ging ich in Richtung Markt und tauchte aus den Schatten auf. Niemand beachtete mich, da eine Schar Reiter aus dem Palast preschte.
    Schnell ging ich zurück zu Destrin. Jetzt erst wurde mir klar, was geschehen könnte.
    »Bostric!«
    »Was?« Nach einem Blick auf mich wurde er blass.
    »Wie schnell kannst du mit Deirdre zu Brettel gelangen?«
    Der frischgebackene Geselle schluckte nur.
    »Schon gut. Bring Deirdre dorthin. Hier wird gleich die Hölle losbrechen.«
    »Aber …«
    »Los!« Ich nahm meinen Stab, das Buch und meinen Tornister und lief in den Stall, um Deirdres kleine Aussteuer zu holen und Gairloch zu satteln.
    Als ich zurück in die Werkstatt kam, standen Bostric und Deirdre da, jeder mit einem Bündel.
    Deirdre blickte mich flehend an. »Aber Papa … er will nicht mitkommen.«
    Ich rannte nach oben. Destrin saß im Armstuhl. Seine Augen waren klar.
    »Wir müssen weg, Destrin.«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Lerris, Zauberer oder was auch immer du bist, ich bin nicht kräftig genug, um mit euch Jungen mitzuhalten. Sorge du für Deirdre. Ich kann es nicht mehr. Ich würde euch nur aufhalten. Und ich bin ohnehin fast tot … ohne dich wäre ich schon längst gestorben.«
    »Wir nehmen dich mit.«
    »Ich wehre mich gegen dich, junger Zauberer.« Er lächelte.
    Mir war klar, dass er es ernst meinte. »Dann leb wohl, Destrin. Ich werde nicht zurückkommen.«
    »Ich weiß. Sorge für meine Deirdre.«
    Mehr war nicht zu sagen. Ich umarmte den alten Mann und ging schweren Schritts nach unten.
    »Konntest du ihn nicht …?« fragte Deirdre.
    »Er würde kämpfen, um in diesem Haus zu bleiben. Ihn mit Gewalt mitzunehmen wäre sein Tod.«
    Sie nickte und lief noch einmal nach oben. Ich fragte mich, wann die Soldaten hier sein würden.
    »Was machen wir jetzt, Lerris?«
    »Wir gehen zu Brettel.«
    Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis Deirdre herabkam. »Er hat gesagt, er würde schreien, wenn ich nicht gleich ginge.«
    Ja, Destrin würde bis zum letzten Atemzug widerborstig sein.
    Dann schlug ich mir an die Stirn. Ich schlich nach oben. Bei Destrin war es leichter als bei den Soldaten. Blitzschnell war er eingeschlafen. Ich trug ihn nach unten.
    Deirdres Augen waren vor Angst geweitet.
    »Er schläft nur.«
    Ich setzte Deirdre auf Gairloch, damit sie den schlafenden Vater halten konnte. So brachen wir auf. Ich schickte meine Sinne so weit aus, wie ich konnte.
    Mir gefiel nicht, was ich jetzt tun musste, aber wiederum hatte ich keine Wahl.
    »Bostric? Deirdre?«
    Sie schauten mich an. »Ich werde bei euch sein, aber ihr werdet mich nicht sehen können. Das ist wegen der Soldaten, sie sollten besser nicht auf mich aufmerksam werden.« Da Antonin nicht in der Stadt war, sondern gegen den Autarchen kämpfte, war ich nicht sicher, ob man tatsächlich zurückverfolgt hatte, wie die Stühle ins Haus des Subpräfekten gekommen waren – oder ob jemand das wirklich interessierte.
    Aber ich durfte kein Risiko eingehen.
    »Wenn du es sagst, großer Zauberer«, spottete Bostric.
    »Wie du meinst«, sagte Deirdre. Bostric runzelte die Stirn, aber bald war ich unsichtbar, und der Glückspilz hatte sie ganz für sich.
    Wir verließen die Stadt durchs Nordtor. Ich trug den Stab, den ich während des letzten Jahres so wenig benutzt hatte. Ich spürte eine vage Verwirrung in Richtung des Palastes.
    Die Wachposten würdigten die drei kaum eines Blicks. Ich hatte einen leichten Schutzschild um die Bündel gewebt.
    Als wir bei Brettel ankamen, machte ich mich wieder sichtbar. Es war erst Nachmittag, aber ich war so müde, als wäre ich zwei Tage und Nächte auf den Beinen gewesen.
    »Lerris?« Als der Mühlenmeister näher kam, musste ich mich vor Erschöpfung setzen.
    »Bist du verletzt?« fragte Deirdre.
    »Nein, nur müde.«
    Brettel blickte auf meinen schwarzen Stab.

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