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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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dünne Wolken. Ein besonders fröhlicher Vogel sang so laut, dass ich ihn am liebsten erwürgt hätte.
    Ich sattelte Gairloch und verstaute die Schlafmatte. Dann ritten wir bis zum nächsten Fluss. Dort frühstückten wir. Inzwischen waren wir in dem hügeligen Gelände, das sich auf zweihundert Meilen nach Norden und Süden zwischen den Ost- und den Westhörnern erstreckte.
    Magistra Trehonna hatte in den meist langweiligen Geographiestunden erklärt, die Kleinen Osthörner widersprächen normaler Geologie und könnten ein Beispiel für einen sehr frühen Versuch geologischer Chaos-Herrschaft sein. Wenn dem so war, hatte der Eindringling den Versuch nicht überlebt.
    Ich bezweifelte diese Theorie, vor allem wenn ich daran dachte, wie viel Energie ich brauchte, um kleinere Aufgaben zu bewältigen, wie einen Chaos-Brunnen zu neutralisieren und eine Brücke durch Ordnung zu stabilisieren.
    Theorie oder nicht – vor uns lagen noch ein Ritt von ein oder zwei Tagen und mehrere Brücken, ehe wir Kyphros erreichten. Es gab auch noch etliche Fragen, die ich mir stellen musste. Und noch wichtiger war, dass ich dringend Antworten brauchte – Antworten, die nur ich mir geben konnte.

 
LVIII
     
    Z wei Tage war ich durch das endlose Hügelland im Süden von Gallos geritten, hatte Städte und Dörfer vermieden. Zwei Tage hatte ich nur Trockenobst, Hartbrot und Käse gegessen und Flußwasser getrunken. Ich war nur zu bereit, Gallos zu verlassen.
    Zweimal mussten wir die Straße verlassen, um den dahinpreschenden Truppen des Präfekten auszuweichen. In beiden Fällen ritten sie nach Kyphros, nicht zurück nach Fenard. Bei anderer Gelegenheit überholten wir vorsichtig drei Wagen, die bis oben hin mit Vorräten beladen waren.
    Am Spätnachmittag des zweiten Tages kamen wir zur ersten Brücke über den Südfluß. Sie war halb aus Steinen, halb aus Holz gebaut und überquerte das träge dahinfließende Wasser mit drei Bogen. Am nächsten Morgen erreichten wir die zweite Brücke, mit nur einem steinernen Bogen.
    Nach diesen Brücken war ich mitten im Grauen des Krieges. Anfangs stieg mir nur der Brandgeruch in die Nase, wie von einem kalten Kamin, in dem noch die Asche lag. Dann wurde der Geruch widerwärtiger, als hätte man kranke Tiere verbrannt. Seltsame Wolken hingen am Himmel, wie damals über Freistadt.
    Mich fror.
    Hinter der Brücke führte die Straße in Windungen hinauf zu den nahen Hügeln unterhalb der Kleinen Osthörner. Hätte ich die Osthörner nicht gekannt, wäre ich von den hohen dunklen Umrissen am Horizont beeindruckt gewesen. Doch jetzt stellten sie nur eine weitere Barriere dar.
    Die Hügel gehörten bereits dem Autarchen. Ich näherte mich also der Grenze zwischen Gallos und Kyphros.
    Der Wind aus Süden brachte wieder beißenden Rauchgeruch. Jetzt hinterließ Gairloch deutliche Hufabdrücke im roten Lehm der Straße. Der Himmel war kristallblau und wolkenlos. Es war einer dieser Herbsttage, die mehr an den letzten Sommer als an den kommenden Winter erinnern.
    Die Schreie der Aaskrähen störten die morgendliche Stille. Vor mir, etwas rechts hinter drei Hügeln, kreisten zwei dieser schwarzen Vögel.
    Ich griff nach meinem Stab, den ich nicht verborgen hatte. Gairloch hatte Durst. Ich ritt hinab zu einem stillen Fluss mit sandigem Ufer.
    Ich stieg ab und ließ Gairloch trinken. Meine Augen kehrten zurück zu den Aaskrähen. Warum schrien sie?
    Ich schloss die Augen und schickte meine geistigen Augen zu den Aaskrähen. Ich spürte Gairloch, der friedlich Gras am Ufer fraß. Ich fühlte beinahe die Farbe Grün. Dann … oder bildete ich mir das nur ein?
    Hinter Gairloch, hinter den Hügeln … etwas … jemand … war dort. Ich konzentrierte meine Sinne auf die kreischenden Krähen.
    … Dunkelheit, glänzende Rüstungen, Stahl …
    Die Soldaten des Präfekten warteten dort vorn.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit zurück nach Gallos … und wieder stieß ich auf Dunkelheit, glänzende Rüstungen, Stahl … auf derselben Straße hinter mir, die sie und mich nach Kyphros führte. Weitere Tote auf beiden Seiten …
    Großartig! Die Truppen des Präfekten befanden sich vor und hinter mir!
    Ich öffnete die Augen und blickte zurück über die Brücke auf die ausgedehnte Hügellandschaft, die ich kannte, dann nach Osten, wo die verschneiten Berggipfel der Kleinen Osthörner in der Sonne glitzerten. Rechts von mir, weiter im Westen, ballten sich graue Wolken zusammen, als wollten sie das Chaos des Magiers

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