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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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würdest du tun.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein … Liebe sie, mehr nicht.« Was konnte ich mehr verlangen? Wenn er Deirdre liebte, würde alles andere gut werden, besonders mit Brettels Hilfe. »Ich weiß, dass es nicht leicht wird, wenn Brettel dir über die Schulter schaut.«
    Er blickte mich erstaunt an und schüttelte den Kopf.
    Und dann setzte ich mich auf mein Bett in der Nische. Endlich allein.

 
LVI
     
    O bwohl Destrin einverstanden war, konnte alles nicht so schnell arrangiert werden, wie ich gehofft hatte. Das Aufgebot musste bestellt und Vereinbarungen geschlossen werden. Bostrics Eltern und Brettels Familie gaben ein Fest. Ich hielt mich dabei so weit wie möglich im Hintergrund und hoffte, die Feierlichkeiten würden mich in den Schatten stellen. Wo immer ich war, hielt ich wie ein Wolf nach den Jägern Ausschau. Aber ich sah sie nirgends. Mit jedem Fehlschlag wurde ich ängstlicher und befürchtete, mich im nächsten Augenblick im Visier einer Armbrust wieder zu finden. Aber bis Deirdre nicht sicher versorgt war, wollte ich nicht fortgehen. Es war dumm von mir zu bleiben, und ich kämpfte jede Nacht mit mir.
    Der Herbst neigte sich dem Ende zu. Die Sonne stand tiefer. Gelegentlich regnete es, und das Gras begann zu grünen. Destrin wurde immer stiller, lag die meiste Zeit im Bett und vermochte manchmal nicht mehr zu essen.
    Deirdre war still, lächelte mir aber gelegentlich zu. Ich lächelte ebenfalls, aber das Lächeln schmerzte uns beide. Ich wusste, ich hätte fortgehen müssen.
    Letztendlich blieb mir wieder keine Wahl, wenn ich mein Leben leben wollte. Tag für Tag ritten mehr Soldaten hinaus aufs blutige Schlachtfeld. Ihre Gesichter waren leer, und sie wurden täglich jünger. Frauen und Mädchen weinten und verfluchten den Autarchen. Wahrscheinlich hielten diese Kämpfe die Meuchelmörder von mir fern.
    Antonins Strategie bewährte sich nur allzu gut. Der Hass des Präfekten auf den Autarchen lieferte den Brennstoff. Was würde der Autarch tun? Zulassen, dass die blutrünstigen, von Chaos beherrschten gallischen Soldaten ihre Leute umbrachten?
    Aber ich konnte nicht wagen, allein gegen Antonin zu kämpfen. Noch war ich nicht soweit.
    Unbarmherzig trieb ich Bostric an. Dabei dachte ich an Brettels Bedenken. Ich wagte nicht, Fenard zu verlassen, bis ich sicher sein konnte, dass mit Deirdre und Bostric alles gut würde. Dabei machte ich mir Sorgen, dass ich alle durch meine Anwesenheit in Gefahr brachte.
    Gleichzeitig war ich mir bewusst, dass ich trotz aller Bemühungen Die Basis der Ordnung zwar mehrfach gelesen, aber nicht wirklich begriffen hatte, was sich dahinter verbarg.
    Ich konnte niemanden fragen, was die allzu kryptischen Absätze zu bedeuten hatten. Diese schienen so einfach zu sein. Zum Beispiel: »Niemand vermag wirklich den Stab der Ordnung zu meistern, bis er ihn beiseite geworfen hat.« Oder: »Liebe niemanden, bis du dich selbst lieben kannst, da die Liebe zu einem anderen nur leere Schmeichelei und Selbsttäuschung für den ist, der sich nicht ohne Vorspiegelung falscher Tatsachen annehmen kann.« Der zweite Satz klang richtig, aber wie konnte ein Mensch sich lieben, ohne dabei den Wunsch zu hegen, der zu sein, der er zu sein trachtete?
    Dann gab es noch eine Stelle: »Ordnung und Chaos müssen sich ausbalancieren, aber wie eine Wippschaukel. Die Macht des Chaos kann in einem begrenzten Gebiet großen Schaden anrichten, da es in der Natur der Ordnung liegt, sich auf große Regionen auszubreiten. Wenn du gegen Chaos kämpfen oder Ordnung herstellen willst, musst du Gebiet und Zeit begrenzen, in der das Gleichgewicht hergestellt werden soll.« Das klang leicht, aber ich hatte keine Ahnung, wie man Chaos begrenzte.
    Oft schlenderte ich durch die Straßen. Deirdre hatte mir Kleidung genäht, die für Feiertage angemessen war. Sie war immer noch dunkelbraun, aber aus guter Baumwolle. Als sie sich weigerte, von mir mehr Geld zu nehmen, als der Stoff gekostet hatte, legte ich die Münzen in die Geldkassette für ihre Aussteuer.
    »Jetzt siehst du aus wie ein Zunftmeister«, hatte Bostric gesagt. Ich wünschte, er hätte es scherzhaft gemeint.
    Ich hatte nur den Kopf geschüttelt.
    Noch vor der Melonenernte kam die Kälte nach Fenard, allerdings kein Frost. Ich schlenderte über den Markt, um für Destrin eine süße Melone zu kaufen, die die Trockenheit in seinem Hals lindern sollte.
    Weiße Wolken mit grauen Streifen zogen über den westlichen Horizont, als kämen sie von den

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