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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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zu dem großen Kamin und dem großen Schreibtisch mit vier Stühlen.
    »… nicht viel effektiver als eine gewöhnliche Armbrust … wirklich …«
    »Hast du von ihrem Schlag hier gehört?«
    Karflis beugte sich vor. »Nein.«
    »Vom Teufel gefertigte Stühle, ein Zauberbann auf einst loyale Soldaten …«
    Beide Männer waren von den engen Schlingen des Chaos erfüllt, doch spürte ich bei dem Hauptmann tief im Innern einen schwarzen Ordnungskern, der sich dem Chaos noch nicht ganz ergeben hatte. Ich schickte meine Sinne zu ihm aus und bewirkte einige Veränderungen, doch keine, die allzu bald sichtbar würden.
    Im Marschall war keine Spur Ordnung mehr vorhanden, nur eine weiße Spule aus Chaos und Unordnung. Da ich diese nicht zerstören konnte, verhalf ich ihm einfach zu etwas Schlaf. Kurz darauf saß er schnarchend am Schreibtisch.
    Ich hätte gern mehr Einzelheiten gehört, aber es würde keinen großen Unterschied machen, da ich beschlossen hatte, den Palast nun auf meine Weise anzugreifen und damit Antonin und den Präfekten zu zwingen, im Palast selbst zu suchen, nicht in Fenard. Zumindest eine Zeitlang.
    Karflis blickte verwirrt umher. »Hersil!«
    Mit gezückten Schwertern liefen die Wachen herein, gefolgt von einem Offizier.
    »Er ist mitten im Gespräch eingeschlafen.«
    Wie der Marschall waren die Soldaten für die Ordnung verloren, und so schickte ich sie ebenfalls schlafen. Es war zwar nur vorübergehend, doch würde ein bisschen Verwirrung nicht schaden.
    Der Wachoffizier starrte ungläubig auf die Soldaten, die vor seinen Augen einschliefen. »Zauberei! Es muss ein Magier hier sein. Rufe Tallian!«
    Es dauerte etwas länger, auch ihn in Schlaf zu versetzen, da ich müde geworden war.
    Ich setzte mich auf den dicken Teppich und dachte nach. Mein Plan ließ sich nicht verwirklichen. Von fünf Männern waren vier jenseits jeglicher Hoffnung. Ich hätte zwar das Chaos aus ihren Seelen entfernen können, aber dann wären sie gestorben oder zu hirnlosen Geschöpfen geworden, da das Chaos einen viel zu großen Raum in ihnen eingenommen hatte. Außerdem blieb laut dem Buch Zerstörung immer Zerstörung.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Auch Karflis stand kopfschüttelnd da. Er vermochte das alles nicht zu fassen.
    Ich schickte meine Sinne zu dem jungen schlafenden Offizier, weil ich den Ursprung des Chaos ergründen wollte. Es war nur eine Ahnung, aber ich hatte etwas gespürt, seit ich den Palast betreten hatte.
    Ich ließ den immer noch verwirrten Hauptmann allein und ging durch die Korridore, unsichtbar für die Wachposten, bis ich die tödliche Quelle des Chaos spürte. Es war wie ein grellweißer Springbrunnen. Meine Hände zitterten. Ich musste mich setzen und nachdenken.
    Ich fühlte mich wie eine Maus in einem Haus voller Katzen oder Drachen. Langsam und vorsichtig näherte ich mich dem Chaos-Brunnen, der wie ein ganz normaler Brunnen auf dem grauen Innenhof aussah. Aus einer mannshohen steinernen Vase sprudelte warmes Wasser.
    Der Hof war nicht einmal bewacht, aber das war auch kaum nötig.
    Selbst für mich war es, als marschierte ich durch die Eisstürme von Certis oder befände mich im Herzen eines Gewitters.
    Ein Brunnen mit warmem Wasser … doch die Wärme kam aus der Tiefe, von Chaos gespeist und von etwas kanalisiert, das nichtstofflich war.
    Ich vermochte gedanklich den gewundenen Mustern zu folgen, aber es half nichts. Es waren keine klaren Muster, sondern Chaos. Immer, wenn ich einer Linie folgte, löste sie sich auf.
    Dann erinnerte ich mich an einen Absatz im Buch, der erklärte, wie man Ordnung aus Chaos hervorbringen konnte. Man musste einen Spiegel der Ordnung schaffen. Die Reflexion des Chaos würde entweder Ordnung bringen oder das Chaos zerstören, wenn der Spiegel der Ordnung stärker als das Chaos war. Wenn nicht …
    An diese Folgen wollte ich lieber nicht denken. Ich sammelte all meine Kraft und schuf eine Art Spiegel um den Brunnen. Ich bemühte mich, die seltsamen Muster irgendwie harmonisch zu ordnen und Chaos durch Ordnung zu ersetzen, beides gleich stark. Seltsamerweise war dieser Vorgang so ähnlich, wie das Muster der Maserung eines Schreibtisches herauszufinden.
    Mir schwamm alles vor den Augen.
    Meine Beine zitterten, ich setzte mich auf die Granitplatten.
    Meine Arme fühlten sich wie Wasser an, ich ließ sie sinken.
    In meinem Kopf dröhnte es. Ich hatte stechende Schmerzen, aber ich kämpfte weiter, um dieses furchteinflößende Muster zu reflektieren. Mir war klar,

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