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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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»Ich hätte es wissen müssen.«
    »Die Hölle bricht los«, erklärte ich ihm.
    »Was hast du gemacht?« Er schaute keineswegs fröhlich drein.
    »Ich? Ich habe nur ein bisschen Ordnung geschaffen.«
    Brettel schnaubte verächtlich. »Bring Destrin in das kleine Zimmer im Gästeflügel«, sagte er zu Dalta, seiner schönen blonden Tochter.
    »Bostric kann mit Arta in der Unterkunft bei der Sägemühle bleiben, und Deirdre schläft im Haupthaus.« Er blickte mich an. »Was ist mit dir?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich brauche etwas zu essen und ein wenig Ruhe. Es wäre zu gefährlich für Euch, wenn ich hier bliebe.«
    »Keiner hier wird darüber sprechen.«
    »Niemand hat mich herkommen sehen.«
    Er war offensichtlich erleichtert. Ich wartete, bis die anderen Dalta gefolgt waren. Dann übergab ich ihm den Inhalt der Geldkassette. »Das gehört Deirdre.«
    »Danke.« Er nahm das Geld mit ernstem Gesichtsausdruck an, ohne mich zu beleidigen, indem er sich gesträubt hätte.
    »Ich danke Euch. Es tut mir leid, dass ich fort muss.«
    »Also …«, begann er.
    »Wollt Ihr es wirklich wissen?« fragte ich.
    Er nickte.
    »Antonin hat im Palast einen Chaos-Brunnen errichtet. Sie müssen die Soldaten in diesem Wasser gebadet haben. Deshalb …« Ich brach ab. Ich konnte nicht genau erklären, weshalb der Brunnen sie in hirnlose Geschöpfe verwandelt hatte, die blindlings jedem Befehl folgten. Die Offiziere hatten sich aus diesem Grund ferngehalten, da sie denken mussten. Außerdem waren sie bereits verdorben.
    »Du scheinst Antonin für einen Schurken zu halten, Lerris«, sagte Brettel nachdenklich.
    »Allerdings.«
    »Und damit ist der Autarch besser? Woher weißt du, dass sie nicht noch schlimmer ist?«
    Wenn man die Geschichte Candars, das Erbe von Frven und der Weißen Stadt in Betracht zog, war das eine gute Frage. Ich kannte die Antwort nicht. »Falls das so ist, wird keiner der beiden über mich glücklich sein.«
    Brettel lächelte listig. »Ich bin froh, dass du so fühlst, aber auch, dass du Deirdre nicht heiraten willst. Entweder wirst du über kurz oder lang sehr mächtig sein oder tot.«
    Die Traurigkeit in seinen Augen verriet mir, was er vermutete.
    Ich schlief den Rest des Nachmittags, obwohl ich bislang nie hatte schlafen können, wenn es draußen hell war. Aber ich hatte auch noch nie Chaos und Ordnung verschweißt.
    Deirdre weckte mich mit einem sanften Kuss auf die Wange. Dann setzte sie sich ans Fußende des Bettes. Es war Brettels Bett. Ich habe nie herausgefunden, mit wem er verheiratet gewesen war, aber sie musste sehr schön und jemand Besonderes gewesen sein.
    »Kommst du zurück?«
    »Nicht, wenn du mich wie Brettel behandelst.«
    »Das ist schwer.«
    »Aber wäre alles andere fair Bostric gegenüber?«
    Sie küsste mich nochmals und stand auf. »Das Abendessen ist fertig.«
    Ich wusch mich. Alle anderen saßen bereits um den großen Tisch, Dalta, Deirdre, Bostric und Brettel. Destrin ruhte noch, aber es ging ihm gut.
    Die kräftige Suppe war köstlich, die Brötchen knusprig, aber es kam keine Unterhaltung zustande. Es war an der Zeit zu gehen.
    Deirdre, Bostric und Dalta standen auf der Veranda, als ich mit Brettel zum Stall ging. Zwei neue, prall gefüllte Satteltaschen lagen neben meinen alten, und eine Schlafmatte dazu.
    »Das wäre nicht nötig …«
    »Lerris.« Sein Ton war streng. »Du hättest auch nicht tun müssen, was du getan hast. Ich bitte dich nur darum, dass du dich nach Kräften bemühst, dass Unschuldige nicht verletzt werden.«
    »Ich tue, was ich kann.« Ich wusste genau, was er meinte. Ob es in meiner Macht stand, seine Bitte zu erfüllen, wusste ich nicht.
    Ich sattelte Gairloch, steckte den Stab in die Halterung und schnallte die Satteltaschen fest.
    »Weißt du, wohin du reitest?«
    »Als erstes nach Kyphrien.«
    »Und danach?«
    »Das hängt von der Antwort ab. Vielleicht zu den Westhörnern, um etwas zu finden, was ich gemieden habe.«
    »Viel Glück.«
    Er begleitete mich ein Stück bis zur Straße. Ich wusste, dass Deirdre weinte; auch mir fiel es schwer, ruhig zu atmen. Als ich Gairloch nach Norden wendete und den Schutzschild um mich legte, dachte ich an Justen, den Grauen Magier. Ich fragte mich, wie oft er wohl im Lauf der Jahre Abschied genommen und wie oft er bei der Rückkehr nur Wechsel und Tod vorgefunden hatte.

 
LVII
     
    Z war war ich auf dem Weg nach Kyphrien, der unheilvollen Hauptstadt von Kyphros, doch hatte ich noch eine Kleinigkeit zu erledigen,

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