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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Westhörnern. Die Brise war leicht und beinahe sommerlich warm.
    Vor mir war Mathilde, die Blumenverkäuferin. Immer wieder blickte sie verstohlen auf die lange Mauer. Dort stellte der Präfekt seine Macht zur Schau: die Köpfe all derer, die sein Missfallen erregt hatten. Meist waren es die Köpfe gewöhnlicher Diebe oder Deserteure aus der Garde, aber auch Mörder.
    Ich blickte hinauf. Diesmal waren es zwei Köpfe. Mir gefror das Blut. Galle stieg mir in den Mund, als ich den blonden Kopf sah. Wrynn? Beim zweiten Hinsehen erkannte ich den dunklen Fleck im Haar. Es war die Gefangene, die von den Soldaten des Präfekten in die Stadt gebracht worden war. Es hätte Wrynn sein können. Wo sie wohl war?
    Auf dem Markt wurde viel geflüstert. Doch es galt nicht der blonden kyphrischen Soldatin, sondern dem anderen Kopf, dem eines älteren Mannes, der zuvor geblendet und gefoltert worden war.
    »… warum …«
    »… die Teufelsstühle … jemand hat gesagt …«
    »… haben die ganze Familie getötet … der Präfekt …«
    »… warum der Subpräfekt? … das verstehe nicht …«
    Ich stand stocksteif hinter Mathilde. Das Beispiel des Subpräfekten war mir in die Glieder gefahren, vor allem, weil der Mann ein wenig Ordnung in seinem Haus gezeigt hatte. Oder hatten die bestellten Stühle jemand mit Chaos verbrannt? War das sein Schicksal gewesen?
    Die goldene Kutsche samt Antonin war verschwunden. Ich hatte keine Entschuldigungen mehr. Meine Zeit war abgelaufen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Soldaten nichts gegen Destrin oder die Werkstatt unternommen. Auch jetzt marschierten keine auf dem Markt, doch das konnte sich sehr bald ändern.
    Ich ging zur Hauptstraße. Dann hüllte ich mich in einen Schutzschild und wartete im Schatten des Palastes, um zu erspüren, ob Soldaten in die Stadt vorrückten.
    Da waren die beiden Posten an den Haupttoren. Ich hatte keine Ahnung, welchen Zauber Antonin oder ein anderer Magier gewirkt hatten. Direkt an den Haupteingängen konnte kein Zauber sein, da sonst jeder sofort gewarnt wäre, besonders tagsüber, da Minister, Soldaten und Pferde ständig in den Palast und wieder hinaus gingen.
    Ich stand im Schatten und wartete.
    Ein Pferd kam vorbei, auf dem Weg zu den Unterkünften. Im Sattel saß wieder ein Chaos-Mörder.
    Mein Herz klopfte viel zu schnell.
    Ein Wagen kam, bog aber zum leeren Haus des Subpräfekten ab.
    Ein einzelner Soldat marschierte mit müden Schritten zu den Unterkünften.
    Ich holte tief Luft und entspannte mich ein wenig. Doch nicht lange, denn schon näherte sich wieder ein Reiter.
    Im Schutz des Schilds schob ich mich unsichtbar näher.
    »Halt!« Der Posten hielt den Reiter an.
    »Ich bin Hauptmann Karflis und habe eine Botschaft für den Militärrat.«
    »Ja, das ist Karflis. Er kommt, weil morgen der Militärrat tagt.«
    Ich stolperte über einen Randstein, den meine Sinne nicht bemerkt hatten.
    »Was war das?«
    Ich erstarrte, aber ich wusste, dass sie mich nicht sehen konnten.
    »Sei unbesorgt. Es ist heller Tag und niemand zu sehen.«
    Die Eisentore öffneten sich. Ich folgte dem Hauptmann. Als er vom Pferd stieg, spürte ich eine Fontäne von Chaos links von mir. Doch der Hauptmann ging nach rechts. Ich hielt mich dicht hinter ihm. Es war leicht, da er mit schweren Schritten über den Marmorboden des Palastes schritt.
    Wir gingen an zwei Wachen vorbei, durch die große Halle, eine Treppe hinauf, dann durch einen seitlichen Torbogen auf einen schmalen Korridor, der in den hinteren Teil des Palasts führte. Durch einen Türbogen aus roter Eiche mit einem farbenprächtigen Glasfenster darüber schritt er weiter. Ich spürte viel Blei in den Fensterfassungen.
    »Hauptmann Karflis, der Marschall erwartet Euch bereits.« Vor der Tür rechts standen wieder zwei Wachposten. Im Raum dahinter saß ein Offizier mit goldenen Tressen an einem Schreibtisch.
    Diesmal schaffte ich es gerade noch, hinter dem Hauptmann ins Zimmer zu schlüpfen. Ich war ihm so nahe, dass ich vor dem geballten Chaos in ihm zurückschrak.
    »Nun, wie geht’s, Karflis?« Der Marschall war dünn und sprach mit leidenschaftsloser, kalter Stimme.
    »Der Autarch weigert sich, anzugreifen, ehe unsere Männer in ihr Land eindringen. Sie hat eine neue Waffe, die Armbrustbolzen in großer Zahl so weit fliegen lässt, dass unsere Magier sie nicht entdecken können.«
    »Wie effektiv?«
    Während Karflis vor dem Marschall stand und ihm Meldung machte, betrachtete ich den Raum vom Deckengewölbe bis

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