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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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die mir schwer im Magen lag.
    Ich trabte auf Gairloch auf das Osttor zu. Wir wollten nicht nach Osten, aber dort waren die Wachen am nachlässigsten. Aus Osten kam nie ein Feind. Soweit ich wusste, erstreckte sich bis hin zu den Osthörnern nichts als Ackerland. Nur wenige Händler oder andere Reisende nahmen diese Route.
    Die wichtigen Handelsstraßen verliefen von Nord nach Süd, und dort ging es auch nach Kyphros, zu meinem Ziel. Nach Süden ritten oder marschierten auch die Truppen des Präfekten.
    Mochten die Wachen am Osttor nachlässig sein, so machte ich mich sicherheitshalber doch ein gutes Stück vor dem Tor unsichtbar und überprüfte die Wehrmauer. Dort oben waren keine Armbrustschützen. Die Sonne war hinter der Stadt versunken, die Schatten waren lang. Ich lauschte der Unterhaltung der Wachposten.
    »… Rephren müsste längst da sein …«
    »… der Mistkerl …«
    »Noch so ein verdammter Bauernkarren.«
    »Du bist dran …«
    »… fauler Kerl …«
    Sie blickten auf den Bauernkarren. Ich ließ den Schutzschild fallen und ritt auf Gairloch direkt zu den Wachen.
    »Wo kommt denn der auf einmal her?«
    Der kräftigere Wachmann hielt mich an. »Wohin, Bursche?«
    Ich deutete vage nach vorn. »Die Berge.« Da in drei Richtungen Berge waren, musste ich nicht einmal lügen.
    »Was ist denn das?« Er deutete auf meinen Stab, den ich absichtlich nicht verborgen hatte.
    »Mein Stab.« Ich trieb Gairloch voran, so dass der Soldat zurückweichen musste.
    »Ich weiß nicht … war da nicht was?« Nachdenklich schaute er den Kameraden an, der halbherzig die Kartoffelsäcke auf dem Karren überprüfte. Der alte Bauer saß stumm auf dem Bock und wollte offensichtlich bald nach Hause.
    »Ich bin sicher, dass da was war, Offizier«, sagte ich höflich. »Aber da ich fortreite, kann es nicht wichtig gewesen sein.« Ich lenkte Gairloch um ihn herum und hüllte uns sogleich wieder in den Schutzschild. Dann preschte ich mit Gairloch die steinerne Rampe hinab.
    »Warte … du!«
    »Ein Zauberer! Der Kerl war ein Zauberer!«
    »… wer denn?«
    Als die Alarmglocken ertönten, war ich so weit entfernt, dass ich Gairloch im Schritt auf einem schmalen Weg gehen ließ, der im Süden Fenards zur Straße nach Kyphros führte.
    Über kurz oder lang würden Antonin und Sephya zurückkommen. Ihnen würde die Veränderung in Fenards Gleichgewicht von Ordnung und Chaos nicht entgehen. Ich spürte, dass viele Illusionen sich aufzulösen begannen.
    Es war mitten in der mondlosen Nacht, als wir die Straße nach Süden erreichten. Viele Hufspuren waren zu sehen – Kavallerie, vermutete ich, aber nicht die Spur einer Kutsche. Ich spürte auch keinen Nachklang von Chaos. Trotzdem hielt ich Augen und Ohren offen, während wir nach Süden trabten, vorbei an Bauernhäusern, in denen eine einzige Kerze oder Öllampe brannte. Hinter den rohen Holzzäunen waren Schafherden. Manchmal bellte ein Hund. Irgendwelche Insekten umschwirrten uns.
    Schließlich kamen wir an eine steinerne Bogenbrücke, die einen Fluss überspannte. Sie war so solide gemauert, dass sie allen Bemühungen eines Chaos-Meisters trotzen konnte.
    Während Gairloch trank, musterte ich die Brücke eingehend. Aus der Stille um mich herum entnahm ich Ordnung und flößte sie den Steinen ein. Ich lag im Gras und versuchte mich angestrengt an das Buch zu erinnern. Ich wusste, ich wollte noch viel mehr begreifen.
    Ich ließ meine Gedanken durch alles wandern, was ich gelernt hatte. Danach stellte ich die Brücke auf die Ordnung ein, die dem flüchtigen Chaos des Flusses zugrunde lag, auf die Ordnung der Steine tief darunter.
    Am liebsten hätte ich gepfiffen, als ich mich wieder auf Gairloch schwang. Aber ich war müde. Ordnungs-Arbeit war kräftezehrend. Ich aß von dem harten weißen Käse, den Brettel mir eingepackt hatte, und trank Wasser. Das half.
    Diese Brücke würde Antonin und den mit Chaos getränkten Truppen des Präfekten Schwierigkeiten bereiten.
    Als die Mondsichel erschien, waren Gairloch und ich so müde, dass wir in einem Wäldchen unweit der Straße übernachteten. Ich stellte die Abwehrstäbe auf, dann streckte ich mich auf der Schlafmatte aus und schlief sofort ein.
    Wieder träumte ich von einer schwarzhaarigen Frau, aber ich vermochte keine Einzelheiten zu erkennen, was mich sehr störte. Trieben mich diese Träume zu Krystal, weil sie aus Recluce stammte, oder gab es gewichtigere Gründe?
    Beim Aufwachen war der Himmel grau. Sonnenstrahlen drangen durch

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