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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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mit ernstem Gesicht. »Er hat mir gesagt, es könne in Candar geschehen, und dass ich sorgfältig abwägen solle, was ich wirklich will.«
    Mein Magen wurde zu einem Eisklumpen.
    »Fühlst du dich wirklich wohl?« Sie legte mir die warme Hand auf die Schulter.
    »Bestens.«
    »Was hat Talryn zu dir gesagt?« Ihre Stimme klang mitfühlend und wieder melodisch.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Was er allen gesagt hat, schätze ich. Dass ich mich um meinetwillen selbst finden müsse. Und dass das ziemlich lange dauern werde.«
    Krystal nickte. Sie drückte meine Schulter. »Du solltest deine Sachen holen.«
    »Danke.« Ich blickte die anderen nicht an, als ich an Wrynn und Myrten vorbei in die Unterkunft ging. Eine Tür stand offen: Tamras Zimmer. Ich schaute nicht hinein.
    In meinem alten Zimmer war alles so, wie ich es verlassen hatte. Der Tornister lag auf dem Bett, der Stab daneben und der Dolch – mit dem ich allerdings nur Zweige, Fleisch und andere mindere Dinge zerteilen würde. Den Dolch am Gürtel, warf ich den Tornister über die Schulter und ergriff den Stab. Die Tür ließ ich offen – ein kleiner Protest gegen die Regeln der Bruderschaft.
    Tamra hatte ihre Tür ebenfalls offen gelassen.
    Als ich wieder hinaustrat, wartete die Gruppe vollzählig. Außer Tamra war noch eine Frau dazugekommen, die ich noch nie gesehen hatte.
    »Ich heiße Isolde«, erklärte sie. »Ich bin eure Führerin von hier bis Freistadt.« Sie hatte silberblondes Haar, das im Nacken gerade geschnitten war, und dunkelgraue Augen. Sie trug einen verwaschenen grünen Overall und schwarze Stiefel. An ihrem Gürtel hing auf jeder Hüfte ein Dolch. Der breite schwarze Ledergürtel hatte eine dreieckige Silberschließe. »Die Eidolon ist ein Dampfsegelschiff aus Nordla, Heimathafen Brysta. Wir haben zwei Kabinen. Das sollte kein Problem sein, da wir bei ruhiger See Freistadt in anderthalb Tagen erreichen müssten …«
    Problem? Warum sollten zwei Kabinen ein Problem sein? Ich schaute zu Tamra hinüber, doch der Rotschopf starrte zu Boden und beobachtete Isolde und mich nicht. Selbst aus zehn Ellen Entfernung sah ich, dass Tamras Finger weiß waren, so fest hielt sie den Stab umklammert.
    »… den Übergang zu erleichtern, werdet ihr morgen Abend alle in unserer Herberge in Freistadt übernachten – sofern ihr das wollt. Sobald wir die Herberge erreicht haben – sie liegt ganz in der Nähe des Hafens –, werdet ihr einen letzten kurzen Vortrag über die gegenwärtige Lage in Candar erhalten: welche Provinzen oder Fürstentümer ihr meiden solltet und weshalb. Danach werdet ihr ganz auf euch gestellt sein. Das ist heute in zwei Tagen. Noch irgendwelche Fragen?«
    »Und wer bezahlt die Überfahrt?« fragte Myrten.
    »Das erledigt die Bruderschaft. Auch die Kosten für die Unterkunft und die Mahlzeiten in der Herberge sind bezahlt. Danach geht alles auf eure Kosten.« Isolde blickte die Gruppe an, ob es noch weitere Fragen gebe.
    »Warum fahren wir mit einem Schiff aus Nordla?« Wrynns Stimme schien sogar dem Wind Schweigen zu gebieten.
    »Warum nicht?« fragte Isolde lächelnd zurück. »Die Eidolon fährt gerade nach Freistadt, und das ist viel billiger, als eigens ein Schiff der Bruderschaft loszuschicken.«
    »Außerdem teilt es der Welt mit, dass Recluce so hart ist, seine eigenen Leute hinauszuwerfen«, sagte Tamra und blickte Isolde kurz an.
    Ich war betroffen, als ich die Brüchigkeit in Tamras Stimme hörte. War das die zuversichtliche junge Frau, die mich bei unserem ersten Übungskampf mit dem Stab grün und blau geschlagen hatte? Die Frau, welche die Ordnungs-Theorie besser verstand als Magister Lennett?
    »Das ist teilweise richtig. Durch eure Taten oder Überzeugungen habt ihr entschieden, dass ihr Recluce nicht anerkennt. Bis ihr das tut, stammt ihr zwar aus Recluce, gehört jedoch nicht nach Recluce.«
    Mich schauderte. Isoldes sachlicher Ton war sehr viel angsteinflößender als irgendeine Belehrung des alten Kerwin. Keine Drohung – nur eine einfache Erklärung. Wenn du nicht glaubst, gehörst du nicht zu uns.
    Tamra hob die Augen vom Gras. Ich bemühte mich, ihren Blick aufzufangen. Kein Wunder, dass sie durcheinander war. Es spielte keine Rolle, wie großartig man war. Es zählte nur das, was sie nicht hinnehmen konnte. Sie blickte zurück zum Hafen.
    »Wenn ihr keine weiteren Fragen habt, können wir ja gehen.«
    Ich rückte den Tornister zurecht. Sammel und Dorthae standen neben Isolde. Myrten nahm seinen Tornister

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