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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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friedlich ganz in der Nähe auf einem Wiesenstück, das von dichtem Gebüsch geschützt war. Inzwischen war es beinahe ganz dunkel geworden.
    »Die Pferde?«
    »Denen geht es jetzt gut.«
    »Jetzt?«
    Justen nippte am Tee. Sein Lächeln war schief. »Der Schlag, den du gegen den Schemenkrieger geführt hast, hat laut genug gehallt, um alle – bis auf die stärksten Weißen Wesen – abzuschrecken.«
    »Schemenkrieger …? Weiße Wesen …?« Ich schüttelte den Kopf. Meine Fragen klangen wieder töricht.
    »Nachdem du etwas gegessen hast, junger Freund, könnte auch ich eine kleine Stärkung vertragen.« Justens Gesicht war nicht mehr so blass. Er sah nur furchtbar erschöpft aus.
    »Was schlagt Ihr vor?«
    »Schütte den Inhalt eines grünen Päckchens in den Topf. Dazu etwas Wasser. Das ergibt einen recht ordentlichen Eintopf.«
    Ich holte noch einmal Wasser und kochte die klebrige Masse auf. Nach einiger Zeit nahm ich den Topf vom Feuer. Ich war überrascht, dass die Suppe tatsächlich wie ein Fleischeintopf schmeckte. Wirklich nicht übel.
    Dann säuberte ich Topf und Kessel und verstaute alles. Justen sah mir lächelnd zu. Er wirkte im Feuerschein beinahe entspannt.
    Als ich fertig war, erinnerte ich mich an meine vorherigen Fragen.
    »Ihr habt die Erklärung nicht beendet, warum Antonin keinen weiteren Körper in Besitz nehmen kann.«
    »Da gibt’s nichts mehr zu erklären. Chaos verdirbt die Seele. Je verderbter die Seele ist, desto schneller altert der Körper. Jeder Wechsel laugt Körper und Seele aus. Ab einem bestimmten Punkt vermag die Seele sich von einem Körperwechsel nicht mehr genügend zu erholen, um den nächsten vorzunehmen.«
    »Welchen Körper tragt Ihr?«
    »Meinen eigenen. Das ist wirklich viel einfacher, obgleich es zu einigen Komplikationen führt – wie du heute selbst gesehen hast.«
    »Ihr hättet sterben können.«
    »Nur wenn man dich gefangen hätte. Das war ein Grund, warum ich dich abschirmen und die Wiedergänger vernichten musste. Du hast alle angelockt und verfügst über wenig Verteidigungsmaßnahmen gegen … starke Versuchungen.«
    Ich trank meinen kalten Tee. Justen hatte seine Tasse längst geleert.
    Ich sagte vorerst nichts, sondern stand eine Zeitlang später auf und legte noch einen Ast ins Feuer.
    »Habt Ihr das ernst gemeint mit dem Wählen des Pfads?« fragte ich.
    »Du bist ein Magistergeborener, ein geborener Magier also. Gleichgültig, ob dir das gefällt oder nicht. Und alle Magier müssen sich für einen Pfad entscheiden: Schwarz, Weiß oder – für einige wenige – Grau.«
    »Ich? Ein Magier? Wirklich nicht. Kein guter Schreiner, kein Töpfer. Aber ein Magier? Meine Mutter töpfert, und mein Vater … nun, ich nahm immer an, er sei einfach ein Hausbesitzer.«
    Diesmal schüttelte Justen den Kopf. »Du kannst mir glauben, mein junger Freund, und du bist wirklich jung, Lerris.«
    Warum sollte ich ihm glauben? Was erwartete er, wenn er darauf beharrte, ich sei insgeheim irgendein Magier?
    »Dennoch musst du dich entscheiden.«
    »Warum? Ich könnte mich weigern, irgendetwas zu wählen – falls ich wirklich der wäre, für den Ihr mich haltet.«
    »Eine Entscheidung abzulehnen ist bereits eine Entscheidung. In deinem Fall ist die Wahl sehr beschränkt, da du nun einmal der bist, der du bist.«
    »Wieso?«
    Justen ähnelte immer mehr Magister Kerwin. Allerdings war Kerwin ziemlich gebrechlich und hatte weiße Haare. Justen dagegen hatte braunes Haar und ein hageres Gesicht mit glatter Haut. »Wenn du Weiß wählst, kannst du niemals nach Recluce zurückkehren, da die Meister jeden von ihrer Insel verbannen, der sich mit Weiß abgibt. Außerdem schreit deine Seele nach Ordnung und Erklärungen, obgleich du dich dagegen sträubst. Und dein Wunsch nach Ordnung würde dich daran hindern, mehr als nur die einfachsten Chaos-Beeinflussungen vorzunehmen.
    Im Augenblick taumelst du im Grau umher, doch würde dich der Kampf, das Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos zu wahren, letztendlich vernichten. Also … entweder wählst du Schwarz, oder du riskierst bei Weiß und Grau den Tod … oder du weist alle drei zurück … und wirst eine Seele, von der sich ein Weißer Meister wie Antonin ernähren kann.«
    »Wie das! Einfach so? Vielen Dank. Und jetzt soll ich ein Schwarzer Meister werden, nur weil Ihr das so sagt?«
    Justen wickelte sich fester in den Umhang. »Nein. Du kannst tun, was immer du willst. Du bist nicht mein Lehrling, lediglich mein Reisegefährte. Wenn du

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