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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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werden.
    Jetzt … denk jetzt nur an die Antworten, die du verdienst …
    Die Worte waren freundlich. Ich fragte mich, warum man mich fortgejagt hatte, ehe ich wusste, wer ich überhaupt war.
    Justen stand neben mir. Was gibst du mir, um die Antworten zu bekommen? Streck deine Gedanken aus – nicht deine Hände –, und ich werde dir die Antworten zeigen …
    Meine Gedanken? Warum nicht? Gedanken waren nur Gedanken – und vielleicht fände ich endlich heraus …
    Ich bemühte mich, meine Gedanken – wie meine Sinne – zu der Gestalt neben mir zu schicken.
    Weiß!
    Ein weißer Nebel umwirbelte mich so dicht, dass ich nichts sehen konnte. Ich vermochte nicht zu sprechen – war irgendwo im Nichts gefangen, in einem grellen Nichts, das meine Gedanken versengte.
    Antworten … Antworten … Antworten … Die Worte hallten lautlos durch meinen Kopf, doch ich vermochte weder zu sprechen noch zu sehen.
    Stand ich? Ich sah nicht einmal meine Arme. Bewegen konnte ich mich auch nicht. Ja, ich sah nicht einmal, ob sich meine Muskeln überhaupt bewegen konnten.
    Justen? Was hatte er getan? Warum?
    … Antworten … Antworten … Antworten …
    Der weiße Nebel, der meinen Geist auszublenden drohte, war voll gelber, roter, blauer und violetter Strahlen, die mich durchbohrten, mir einen Gedanken nach dem anderen raubten.
    … Antworten … Antworten … Antworten …
    Schließlich erinnerte ich mich an Justens Worte. Ich sollte darauf beharren, dass ich wirklich ich sei. Aber war das auch ein Trick gewesen? Eine andere Art, um mein Vertrauen zu erwerben? Mich in einem Gewebe aus Weiß zu bannen?
    … Antworten …
    War Justen vielleicht derjenige, der unbedingt einen neuen Körper brauchte? Warum hatte ich ihm vertraut?
    Ich … bin … ich … ich …
    War das Weiß einen Hauch weniger grell?
    … Antworten …
    Ich … bin … ich … ich … Lerris … Lerris …
    Ich dachte nur noch an diese Worte und wiederholte sie, bis ich das Gefühl hatte, wieder zu mir zu kommen. Ich … bin … ich … Lerris … Lerris …
    »… Lerris …« Ich stieß die Worte stammelnd hervor. Dann stürzte ich auf den Lehmboden der Hütte.
    Diesmal packte mich Dunkelheit.
    Als ich aufwachte, lag ich immer noch zusammengekrümmt im Staub. Es war bereits früher Nachmittag.
    Mein Kopf fühlte sich an, als hätten bunte Lichtspieße mit Widerhaken darin herumgestochert. Meine Zunge war geschwollen, mein Mund trocken. Mühsam setzte ich mich auf und fragte mich, was aus Justen geworden war.
    Ich blickte zur Bank.
    »Oh …«
    Der Graue Magier lag da. Sein Haar war dünn und silbrig. Tiefe Runzeln durchzogen sein Gesicht. Er atmete unregelmäßig. Ich blickte auf meine Hände. Sie zitterten, aber es waren noch meine eigenen.
    Mit weichen Knien torkelte ich zu Justens Satteltasche und holte den roten Beutel heraus. Dann griff ich nach meinem Stab, um mich zu stützen. Das dunkle Holz verlieh mir sofort mehr Kraft. Ich ging zum Bach.
    Gairloch wieherte fröhlich. Rosenfuß hob nur den Kopf. Beide Pferde beobachteten mich, als ich den Kessel mit Wasser füllte. Ich musste Acht geben, dass ich nicht in den eiskalten Bach fiel.
    Justen atmete noch, sah aber immer noch uralt aus und war bewusstlos. Schnell machte ich Feuer und erhitzte das Wasser.
    Dieser Trank, der wie Senthow roch, beseitigte mein Zittern und brachte mich ins Reich der Lebenden zurück – allerdings als sehr müder Lebender. Dann gab ich ein paar Tropfen auf Justens Lippen.
    »Ooooh …« Seine Lider flatterten.
    Noch einige Tropfen, dann vermochte er zu schlucken.
    Er krächzte: »… Brei … blauer Beutel …«
    Ich holte wieder Wasser. Diesmal hoben die Pferde die Köpfe nicht mehr.
    Nach einem Löffel Brei – der blau war, aber wie Wildpastete schmeckte – blickte ich Justen vorwurfsvoll an. »Musstet Ihr mir das so überzeugend vorführen?«
    Langsam schüttelte er den Kopf. »Stärke weckt Stärke. Hätte ich wirklich versucht, dich zu übernehmen – und nicht nur, dich zu isolieren –, wäre einer von uns jetzt tot.« Dunkle Strähnen mischten sich ins Silberhaar. Einige Runzeln waren verschwunden. Der Graue Magier sah jetzt alt aus, doch nicht mehr wie ein uralter Greis. »Hast du etwas gelernt?«
    »Nun …« Ich überlegte kurz. Was hatte ich gelernt? »Ich glaube schon. Wenn man etwas unbedingt haben will, haben andere die Möglichkeit, in die Gedanken und den Körper einzudringen …«
    »Nur in deine Gedanken. Der Körper kommt als nächstes.«
    Mich fror. »Hätte

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