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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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war so blass wie frisch gebleichtes Leinen.
    »Siehst du, Lerris, mit jedem Wechsel braucht er länger, um das Bild seines Körpers und seine Energien aufzubauen, weil seine Seele älter wird, auch wenn sein Körper jung ist. Chaos zerfrisst die Seele.«
    Die Straße machte eine Biegung. Eine willkommene Abwechslung nach dem endlosen geraden Weg. Da sah ich das spitze Dach einer Schutzhütte und den freien Platz davor.
    Die Hütte war leer, doch sauber. Ich war nicht erstaunt, da Justen mir erklärt hatte, dass es bis Weevett nur noch ein paar Stunden sei, und die meisten Reisenden eine warme Herberge auch der besten Schutzhütte vorzogen.
    »Wir legen hier eine Rast ein«, sagte Justen. Ich sah, dass ihn diese vier Worte ungemein viel Energie gekostet hatten und er sich nur noch mit letzter Kraft im Sattel hielt.
    Die Hütte bestand aus vier gemauerten Wänden, zwei Fenstern mit Läden, einer Tür, einem Reetdach und einem kleinen Kamin – aber sie war sauber ausgefegt und leer, wofür ich dankbar war.
    Gleichzeitig fragte ich mich, warum sich kein armer Hund diese Hütte angeeignet hatte, da sie mir viel gemütlicher vorkam als die verkommenen, halbverfallenen Holzbuden außerhalb Howletts – und wahrscheinlich auch Weevetts.
    Halb rutschte ich, halb stieg ich von Gairlochs Rücken. Das Pferd rührte sich nicht von der Stelle, als ich zu Justen lief. Der Graue Magier war aschfahl im Gesicht. Er schwieg, als ich ihm aus dem Sattel half und ihn zur Steinbank vor der Hütte führte.
    Einige scharfe Windböen wirbelten farblose Strohhalme und Staub auf.
    Ich fand bei Justens Sachen ein kleines Beil. Es war nicht sehr scharf, doch gelang es mir, einige Späne von einem dicken Ast zu schlagen, um Feuer zu machen. Unweit der Hütte floss ein Bach. Doch meiner Meinung nach brauchte Justen jetzt ein Feuer nötiger als Wasser.
    Feuerstein und der Stahl der Beilklinge reichten, um rasch ein Feuer zu entfachen. Justen sah mir zu, wie ich einen kleinen Kessel aus seiner Satteltasche nahm.
    »Gehst du zum Bach?«
    Er schloss ermattet die Augen. Aus einem unbestimmten Gefühl heraus nahm ich meinen Stab aus der Halterung an Gairlochs Sattel. Er warf den Kopf hoch und schnaubte. Sein Atem war wie Dampf. Ich nahm den Kessel in die rechte Hand, den Stab in die linke und machte mich auf den kurzen Weg zum Bach.
    Der Pfad hinunter zum Bach war viele Jahre hindurch von zahllosen Füßen getrampelt worden. Plötzlich fühlte ich mich beobachtet. Aber heute hatte ich den ganzen Tag über schon irgendwie unter Beobachtung gestanden.
    Peng!
    Klirr!
    Eine Gestalt in rostiger Rüstung lag zwischen mir und dem Bachufer.
    Der Stab in meiner Hand hatte zugeschlagen, ehe ich auch nur den Schatten einer Bewegung wahrgenommen hatte.
    Jetzt spähte ich in die Büsche und durch die niedrig hängenden Äste. Doch ich spürte nur Leere.
    Hsssssss …
    Ich blickte auf die vor mir liegende Gestalt. Da erhob sich Nebel, erst langsam, dann immer schneller, bis er zu einem leuchtenden Wirbelwind wurde. Der Mann in der Rüstung war verschwunden. Und dann brach die verrostete Rüstung auseinander. Stück für Stück löste sie sich ins Nichts auf.
    Für einen, der nicht sicher war, ob es Magie überhaupt gab, erlebte ich ziemlich viel davon. Oder verlor ich den Verstand? Ich zog es vor zu glauben, dass es sich tatsächlich um Magie handelte.
    Schnell füllte ich den Kessel mit Wasser und eilte zurück zur Hütte. Justen saß immer noch auf der Bank draußen in der Kälte, statt vor dem Feuer drinnen.
    Ich hängte den Kessel an den Haken über dem Feuer und ging hinaus zu Gairloch. Sollte ich ihm den Sattel abnehmen oder ihn bei der Hütte anbinden? Doch dann tat er mir leid. Ich nahm den Sattel ab und schleppte ihn samt Taschen und Decke in die Hütte. Ich löste auch die Trense und ließ ihn nur mit Halfter weiden.
    Rosenfuß wieherte leise, als bitte sie um die gleiche Behandlung. Ich tat ihr den Gefallen. Als ich fertig war, hatte Justen sich in die Hütte auf die einzige Holzbank geschleppt.
    »Möchtet Ihr Tee?«
    »Bring mir den roten Beutel.«
    »Diesen?«
    Er nickte. Ich gab ihm den Beutel.
    »Tu davon zwei Prisen in den Kessel.«
    Mit Hilfe einer Ecke der dicken Satteldecke hob ich den Deckel vom Kessel und warf das schwarze Zeug hinein. Es sah nicht wie Tee aus, doch nach wenigen Minuten duftete es in der Hütte nach Senthow-Tee.
    Ich holte zwei Blechtassen heraus und goss den Tee ein.
    Dann warf ich einen Blick vor die Tür. Beide Pferde grasten

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