Magische Maschinen
Kind früher oder später zu töten. Dorrin richtet sich auf.
»Hat er sich einen Schnitt zugezogen, oder wurde er auf andere Weise verletzt?«
»Nein. Er ist vor zwei Tagen krank geworden, und er wird immer heißer. Heute Morgen ist er überhaupt nicht mehr zu sich gekommen.«
»Habt Ihr eine Badewanne, die Ihr mit Wasser füllen könnt?«
»Ein Bad! Ihr seid wohl nicht bei Verstand. Bäder sind eine Erfindung der Dämonen und das Vermächtnis der verfluchten Legende!« knurrt Honsard draußen im Flur.
Dorrins Augen sind wie schwarzer Stahl, als er den vierschrötigen Mann anschaut. »Wollt Ihr, dass er stirbt?«
Die Augen des Mannes sagen ja, aber er schüttelt den Kopf.
»Das Fieber reicht aus, um ihn in kürzester Zeit zu töten.«
»Ihr seid mir ein schöner Heiler.«
»Ich kenne meine Grenzen, Ser. Ohne ein kühles Bad, um das Fieber zu senken, werde ich ihm kaum helfen können. Selbst mit einem Bad wird es noch schwer genug. Wenn Ihr noch länger wartet, kann ihn nicht einmal mehr der größte Heiler retten.«
»Bitte, Vater …«
»Wie du willst, meine Tochter … Lass den Mann gewähren. Du hast dich ja sowieso schon eingemischt, indem du ihn geholt hast.« Honsard dreht sich um. »In der Küche steht eine Badewanne.«
Dorrin sieht Petra an. »Könntest du etwas Wasser kochen? Ich glaube, das Wasser aus dem Brunnen ist zu kalt.« Während die zwei Frauen eilen, das Wasser zu holen, berührt Dorrin wieder die fiebernde Stirn des Jungen und lässt seine schwachen Ordnungs-Sinne zu den Stellen wandern, wo Hilfe vonnöten ist. Er weiß nicht, was für eine Krankheit es ist, er weiß nur, dass sie hässlich weißrot flackert und das ganze Kind erfasst hat.
Nicht lange, und eine Badewanne mit lauwarmem Wasser steht in der Küche. Dorrin hebt den Jungen von seinem Lager und zieht ihm mit Sheenas und Petras Hilfe die schweißnasse Unterwäsche aus.
»Er wird nachher trockene Sachen, frisches Bettzeug und ein Handtuch brauchen.« Dorrin setzt den stöhnenden und um sich schlagenden Gerrol in die Wanne.
»Und was jetzt?« fragt Petra. »Wird das Fieber sinken?«
Dorrin schüttelt den Kopf. »Ein wenig Fieber ist nicht schlecht.« Er hofft nur, dass er sich an das, was seine Mutter ihn gelehrt hat, richtig erinnert. »Aber zu hohes Fieber kann töten. Das Wasser hilft ihm, auch wenn er es nicht trinken kann. So wird wenigstens die Haut gekühlt.«
Er versucht noch einmal, die schwarzen Flammen der Ordnung in dem Jungen zu stärken. Er ist nicht sicher, ob es geholfen hat, aber man kann sehen, dass Gerrol etwas ruhiger atmet. Dorrin wartet, bis der Junge eine Gänsehaut bekommt.
»Kannst du sein Bett richten?« fragt er Sheena.
Sie nickt, die Augen sind stark gerötet, aber sie weint nicht.
Dorrin wendet sich an Petra. »Er wird noch mehrere Bäder wie dieses brauchen. Aber wenn er zu lange im Wasser bleibt, wird das Fieber wieder steigen.«
»Pah …«, murmelt Honsard, der wieder in der Tür steht. »Er wird leben oder sterben, ganz egal, was ein Quacksalber tut.«
»Wollt Ihr mir damit sagen, ich soll ihn lieber sterben lassen?« faucht Dorrin.
»Nein, das habe ich nicht gemeint.«
»Gut«, sagt Petra kühl.
Dorrin hebt den Jungen aus dem Wasser und wickelt ihn in das Handtuch, das Petra bereithält. Sie taumelt unter dem Gewicht des Jungen, und Dorrin schiebt einen Arm um Gerrols Schultern, um ihn zu stützen.
»Du bist stärker, als man es dir ansieht«, meint Petra trocken.
»Dein Vater lässt mich hart genug arbeiten.«
»Du selbst treibst dich noch viel härter an.«
Sie wickeln Gerrol in die Decken, und Dorrin beobachtet ihn eine Weile.
Bis die Sonne den Horizont berührt, hat Dorrin den Jungen dreimal gebadet. Das Fieber ist eindeutig gesunken und niedrig geblieben. Gerrol schläft inzwischen unter einer sauberen, grauen Decke. Ein leichter Schweißfilm steht noch auf seiner Stirn, aber das rotweiße Flackern des Chaos ist fast verschwunden.
»Du musst etwas essen«, sagt Sheena.
Dorrins Kopf fühlt sich ganz leicht an.
»Setz dich.«
Der Heiler lässt sich auf den Stuhl fallen, und eine Tasse Brühe wird vor ihm abgestellt. Er nippt daran, und der Schwindel verfliegt. Er isst drei große Scheiben Brot mit Käse. Sein Kopf wird klarer, und nach einer Weile untersucht er noch einmal das Kind und betrachtet nachdenklich das lange braune Haar und das schmale Gesicht, das seiner Schwester so ähnlich ist. Er fühlt Gerrols Stirn und stärkt die immer noch schwache Schwärze in ihm
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