Magische Maschinen
ich soll dir bei der Arbeit zusehen. Ich bin ihm früher, bevor du gekommen bist, manchmal zur Hand gegangen. Ich hatte aber meist Schwierigkeiten zu spüren, was er brauchte. Er hat mir immer gesagt, ich soll versuchen, das Eisen zu fühlen, aber ich wusste nicht, was er damit meinte. Jetzt begreife ich es.«
»Aber warum …«
»Ich konnte nicht schlafen. Irgendjemand hat die Welt geschmiedet. So hat es sich angefühlt. Jeder Schlag deines Hammers ist durch meinen ganzen Körper gefahren.« Mit einer raschen Kopfbewegung wirft sie das gekräuselte Haar aus der Stirn.
Dorrin folgt ihrem Blick und betrachtet den Stab. Er sieht die Schwärze unter dem dunklen Holz und dem Schwarzen Eisen.
»Gute Nacht, Dorrin.« Petra zieht die Jacke wieder um sich und dreht sich um. Sie kehrt durch den dunklen Hof ins Haus zurück und legt sich schlafen.
Dorrin fegt die Werkstatt aus. Die Welt schmieden? Was für ein absurder Gedanke.
LII
» W ie sollen wir mit Spidlar verfahren?«
»Die Sondersteuer aufheben«, schlägt ein anonymer Teilnehmer aus der Mitte der Bänke im Sitzungssaal vor.
Jeslek fährt herum und wendet sich dem Sprecher zu. »Wer war das?«
Er erhält keine Antwort.
»Wenn Ihr verhindert, dass die Spidlarer oder die Schwarzen eine Menge Goldstücke verdienen, so macht Ihr zwangsläufig die Hamoraner oder die Nordlaner reich«, meint ein schwerer, kahlköpfiger Mann in der ersten Reihe. »Oder die Suthyaner und die Sarronnesen. Der Handel ist wie das Wasser. Er muss irgendwohin fließen.«
»Warum fließt er nicht hierher?« will Jeslek wissen.
»Das ist leichter gesagt als getan.«
»Warum können wir nicht die Steuer auf Waren aus Recluce erhöhen?« fragt ein anderer Weißer Magier.
»Überlegt es Euch doch, Myral. Die Sondersteuer beträgt jetzt schon hundert Prozent.«
»Und? Wir reden jetzt über Gewürze, Weine, Luxusgüter. Außerdem, wer kann schon die Wolle aus Recluce tragen? Die Leute werden noch mehr bezahlen, und unsere Schatzkammer wird sich füllen, aber nicht die der Hamoraner und Nordlaner.«
»Sollten wir nicht die Steuereinnahmen verwenden, um eine größere Flotte zu bauen?«
»Wir könnten Schiffe bauen, aber brauchen wir wirklich noch mehr?« fragt Cerryl.
»Um den Außenhandel von Recluce zu unterbinden, brauchen wir natürlich weitere Schiffe«, schnaubt Jeslek, der trotz der weißen Haare und der goldenen Augen jung aussieht.
»Das hätte vor drei Jahrhunderten geholfen, aber nach Creslins Eingreifen hatten wir weder die Schiffe noch das Geld. Jetzt nützt es nichts mehr. Recluce kauft unser Getreide inzwischen bei den Nordlanern. Die Nordlaner holen es in Hydolar ab und bringen es nach Recluce. Dann verkaufen die Schwarzen ihre Waren an die Nordlaner. Es kommt sie teurer, aber wir verlieren den gesamten Handel.«
»Jeslek hat recht«, schaltet Anya sich nach kurzem Schweigen ein. »Wenn wir die Handelsrouten nach Recluce nicht völlig unterbrechen, verlieren wir.«
»Das hört sich in der Theorie ja ganz gut an«, schnaubt der kahlköpfige Magier. »Aber ich würde wirklich gern mal etwas sehen, das tatsächlich funktioniert. Bisher hatte noch keiner Eurer Vorgänger Erfolg. Jeslek, glaubt Ihr wirklich, dass die früheren Räte die wachsende Macht von Recluce einfach hingenommen haben? Dass sie absichtlich Dutzende von Schiffen und Tausende von Soldaten verloren haben?«
»Nein, natürlich nicht«, erwidert Jeslek finster. Dann lächelt er. »Aber vergesst nicht, dass die Schwarzen nicht mehr über die Winde gebieten können – sie könnten es nicht einmal, wenn sie einen neuen Creslin hätten. Was, wenn wir mehr Magier auf unsere Schiffe setzen?«
»Wie viele würden wir brauchen?«
»Nicht sehr viele. Aber auf diese Weise könnten wir Recluce völlig isolieren. Die Nordlaner verdienen sicher nicht genug an der Insel, um zu riskieren, dass sie beim Handel mit Recluce all ihre Schiffe verlieren.« Jeslek lächelt selbstgefällig. Es ist der Gesichtsausdruck eines Mannes, der für ein Problem eine Lösung gefunden hat.
Ein anderer Magier zuckt mit den Achseln. »Das mag ja sein. Legt dem Rat einen Plan vor.«
Jeslek lächelt immer noch, als die anderen ihre Aufmerksamkeit bereits dem nächsten Punkt auf der Tagesordnung zuwenden. Auch Anya lächelt.
LIII
» N un … dann frag ihn doch …«
Dorrin spürt das Flüstern eher, als dass er es hört. Er lässt sich nicht stören, schwingt weiter den Hammer und verschweißt die verbogenen Enden einer
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