Magische Verführung
ernst ist, dann setzt du den Rucksack wieder ab und bleibst. Schließlich hat sie ja jetzt ihre Freiheit, oder nicht?«
»Das habe ich doch gar nicht gemeint!«, stieß er hinter zu-sammengepressten Zähnen hervor. »Ich wollte doch nur, dass...«
»Du wolltest sie an der Leine halten - nahe genug, um den Leoparden zu besänftigen.« Aus Sadies Augen sprang ihn die Leopardin an. »Es hat dich nicht gekümmert, dass ihr Verlangen nach dir langsam zur Folter wurde. Das tust du meiner Kleinen nicht noch mal an, hörst du! Du lässt sie jetzt gefälligst in Ruhe! Lass sie jemanden finden, der sie so liebt, wie sie ist.«
Leidenschaftliche Wut ging in tödliche Ruhe über. »Wovon zum Teufel sprichst du überhaupt? Sie ist meine Gefährtin! Das steht unabänderlich fest.«
»Nicht, wenn du diesen Bund nicht zulässt. Wenn du sie freigibst, begegnet ihr vielleicht jemand, der sie aufrichtig liebt.«
»Aber ich liebe sie doch über alles!«, brüllte er. »Niemand anders hat das Recht...!«
»Tust du das wirklich?« Sadies Miene nahm nun einen entschlossenen Ausdruck an. »Dann zeig es ihr verdammt noch mal auch! Ansonsten solltest du sie wirklich freigeben.«
Stumm verließ Nate das Haus, doch ihre Worte wollten ihm nicht aus dem Kopf, ganz gleich wie weit er ging.
Tammy dachte also, er wollte nicht ihr Gefährte sein? Wie war sie nur auf diese Schwachsinnsidee gekommen?
Sobald er sie sah, würde er ihr die Wahrheit ins Gesicht knurren, bis sie es endlich kapierte.
Aber ... vielleicht sollte er sie zunächst einmal in den Arm nehmen. Schließlich hatte er sie zum Weinen gebracht, ohne sie danach zu trösten. Lucas hatte recht: Das war unverzeihlich. Aber Tammy war seine Gefährtin - sie musste ihm vergeben. Und sie musste nach Hause kommen, denn er konnte ohne sie nicht leben. Die Monate, die sie in New York verbracht hatte, waren die Hölle für ihn gewesen. Aber wenigstens hatte er sich da noch sagen können, dass sie ein Mädchen und keine Frau war.
Doch nun konnte er sich das nicht mehr vormachen, denn er hatte ihr heißes Begehren gespürt. Tammy war eine Frau geworden. Und sie hatte ihn verlassen. »Das werden wir schon sehen«, knurrte der Leopard, außer sich vor Wut.
Kurz darauf hatte er wieder die Stelle erreicht, wo er ihre Spur aufgenommen hatte, nahe Tahoe. Von hier aus könnte er ihre Witterung aufnehmen oder ... oder er könnte die eine Sache tun, die ihn hundertprozentig zu ihr führen würde. Ihm blieb keine andere Wahl.
Er holte tief Luft, und dann sprengte er die Ketten, die er seit Tamsyns fünfzehntem Geburtstag um den Bund geschlungen hatte. Spürte endlich, was sie ihm bedeutete. Wie ein Peitschenhieb traf ihn die schiere Macht der Gefühle, die Brust wollte ihm zerspringen. Er sank auf die Knie.
Als das Rauschen in seinem Kopf verebbt war, konzentrierte er sich auf den Bund, der vor Liebe und Begehren surrte wie ein gespanntes Drahtseil. Bis ins Mark hinein fühlte er Tamsyn, als seien alle seine Sinne nur auf sie ausgerichtet. Vollendete Harmonie. Und er wusste nicht, ob er diese Verbindung jemals wieder trennen könnte.
Aber darum würde er sich später sorgen.
Zunächst musste er mit der Intensität der Gefühle klarkommen. Ihm war, als könnte er einfach die Hand ausstrecken und sie berühren. Liebe und Hoffnung, Frau und Feuer, Leidenschaft und Zärtlichkeit - für ihn war Tamsyn alles zugleich. Und sie gehörte ihm.
Tamsyn fühlte sich, als hätte ihr jemand mit dem Baseballschläger einen Schlag verpasst.
Unter der Flut von Emotionen geriet Tamsyn ins Taumeln, rutschte langsam mit dem Rücken an der Wand hinunter.
Nate hatte den Bund freigegeben.
Mechanisch rieb sie sich die Brust und stellte dabei fest, dass der übliche stumpfe Schmerz einfach ...
verschwunden war. Stattdessen spürte sie den Bund. Sie erzitterte. Warum ausgerechnet jetzt, wo sie doch mehr oder minder auf seinen Wunsch hin gegangen war? Er wollte sie doch nicht etwa aufspüren?
Nein! Sie würde sich nicht länger an Märchen klammem! Wahrscheinlich war es aus Versehen passiert. Nein, das war auch wiederum idiotisch. Jemand, der mit solcher Entschlossenheit wie Nate den Bund unterdrückt hatte, würde nicht eben mal so die Kontrolle darüber verlieren. Ihr Blick fiel auf das kleine silberne Telefon auf dem Tisch neben dem Sofa.
Ihre Mutter hatte sich kurz nach ihrer Ankunft in der Hütte gemeldet. Sadie war außer sich gewesen, als sie bei ihrer Rückkehr nur ein leeres Haus vorgefunden hatte. Tamsyn
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