Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
Vom Netzwerk:
auch nicht.«
    »Sprich bitte in zusammenhängenden Sätzen, Luna, sonst komme ich nicht mit. Was ist los?«
    »Es war total… GESPENSTISCH«, flüsterte ich.
    Jetzt sah er besorgt aus. »Gespenstisch? Was denn?«
    »Also, Suse und ich, wir haben so rumprobiert. Wir haben einen der Ringe genommen, und als ich einen auf den Finger streifte, da…«
    »Da, was?« Opa kniff die Augen zusammen.
    Ich ließ mich neben ihm aufs Bett plumpsen. »Da habe ich gewusst, dass wir heute einen Mathetest schreiben.«
    Opa runzelte die Stirn.
    »Gewusst ist nicht ganz der richtige Ausdruck. Ich habe es gesehen, und zwar bevor es tatsächlich geschehen ist. Irgendwie.« Verzweifelt suchte ich nach den richtigen Worten. »Ich hatte die Matheaufgaben vor Augen, wie im Kino«, fügte ich dann matt hinzu. »Mir war gestern vorm Einschlafen schon klar, was heute in der Schule passiert. Ich konnte in die Zukunft sehen. Hellsehen!«
    Mein Opa begann zu grinsen. »Ha«, rief er und schlug sich mit der Faust in die flache Hand. »Hab ich’s doch gewusst! Da ist wirklich was dran.«
    »Schön, dass du dich so freust«, brummte ich. »Aber ich finde das Ganze… verdammt GRUSELIG. Ich meine, ich drehe doch offensichtlich komplett durch! Ich werde verrückt, Opa! Ich. Will. Das. Nicht!«
    »Hör mal, Luna.« Er war jetzt wieder ernst geworden. »Ich kann dich verstehen, das ist bestimmt… gewöhnungsbedürftig. Aber was auch immer Elsa mit diesem Geschenk bezwecken wollte, ihr müsst das selbst herausfinden. Ich weiß nur, dass eure Ururgroßmutter wollte, dass ihr beiden die Ringe bekommt.«
    »So was gibt es nur im Fernsehen und nicht in echt!«
    »Es gibt viele Dinge, die zwar für die Augen unsichtbar sind, aber mit der Kraft unserer Fantasie Wirklichkeit werden können.«
    Jaja, blabla, dachte ich. Opa steht auf Fantasie und so Zeug. Deswegen schenkt er einem auch nie ein Smartphone, sondern lieber Kram, der »die Kreativität« fördert. Am besten aus Holz. Dabei bin ich schon seit elf Jahren keine zwei Jahre mehr alt.
    »Schau mal aus dem Fenster«, forderte er mich auf. »Siehst du die Sonne, Luna?«
    Dass ich Luna heiße, dafür kann ich natürlich nichts. Das war eine Idee meiner Mutter. Mein Vater wollte für mich lieber einen handfesten Namen wie Isabell, oder wenn es schon mit L sein musste, dann Lisa oder Laura. Aber Luna heißt Mond und meine Mutter liebt den Mond über alles, sagt sie immer, und dass ich in einer Vollmondnacht gezeugt worden wäre. Argh. Viel zu viele Informationen.
    Na ja, aber nach dreizehn Jahren habe ich mich nicht nur an den Namen Luna gewöhnt, sondern fühle mich sogar mit allem, was da so am Himmel rumschwirrt, in gewisser Weise verbunden. Wenn ich nicht schlafen konnte, hat meine Mutter früher immer in den Nachthimmel gedeutet und gesagt: » Schau, da ist die Venus, da der Mars, dahinten der Neptun und oh, sieh mal, der Pluto… Das sind alles Geschwister von dir. Die passen auf dich auf. Und jetzt schlaf gut.«
    Dabei kann man Planeten gar nicht so leicht erkennen, weil die ständig herumwandern und immer woanders sind. Es gibt eine App, da streckt man das Handy in den Himmel und weiß dann genau, wo der »Kleine Wagen« oder der »Große Bär« sind. Das muss ich unbedingt haben. Aber dafür brauche ich erst mal ein Smartphone.
    Ich ließ mich nach hinten auf die Matratze fallen, um in den Himmel zu blicken. Der Himmel sah aus, als würde jeden Moment ein Gewitter losbrechen.
    »Nein«, seufzte ich. »Ich sehe keine Sonne.«
    »Hast du dir schon mal überlegt, dass sie vielleicht gar nicht da ist?«
    »Natürlich ist sie da. Hinter den Wolken.«
    »Aber woher willst du das wissen, wo du sie doch nicht sehen kannst?«
    Ich setzte mich wieder neben ihn auf die Bettkante und ließ die Beine baumeln. »Das weiß eben jedes Baby.«
    »Siehst du und möglicherweise gibt es auch viele andere Dinge, die man nicht sehen kann, die aber trotzdem da sind, so wie die Sonne!«
    Oh-oh, dachte ich. Er ist wieder in einer dieser Stimmungen. So nenne ich das, wenn er darüber redet, dass alles Energie ist und dass ich mein wahres Selbst suchen soll und so weiter. »Suche, aber finde nicht«, sagte er kürzlich zu mir, das muss man sich mal vorstellen. Ich meine, was soll das denn bitte heißen? Deswegen denke ich manchmal, dass er einen kleinen Dachschaden hat. Hoffentlich nichts Genetisches.
    Es gibt Zeiten, da hört man ihn minutenlang »Har« schreien, während er Yoga macht. Es kann aber sein, dass zwei Wochen

Weitere Kostenlose Bücher