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Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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aus unserer Klasse. Erstens sind sie allesamt kleiner als sie und zweitens unglaublich unterentwickelt. Die meisten benehmen sich wie Fünfjährige. Sie kichern über jede zweideutige Aussage und lachen sich wahrscheinlich noch über Sendungen im Kinderkanal kaputt. Aber es ist ja ein offenes Geheimnis, dass Mädchen in der Entwicklung erheblich weiter sind als Jungs im gleichen Alter. Meine Mutter sagt immer, das wird sich mit der Zeit geben. Tante Jenny hingegen meint, das bleibt für immer so. Heiko aber ist sitzen geblieben und somit ein Jahr älter als wir. Immerhin.
    »Den hast du auf meine Geburtstagsfeier eingeladen?«, fragte ich. »Seit wann seid ihr befreundet?«
    Aber Suse schwieg eisern. Sie saß im Schneidersitz, die Hände zu Fäusten geballt und das Gesicht vor Anstrengung verzerrt. Sie hatte aufgehört zu atmen, zumindest wurde sie ganz rot. Irgendwann stieß sie zischend die Luft aus und öffnete ein Auge.
    »Und?«, fragte ich.
    »Nichts.« Jetzt öffnete sie auch das zweite Auge. »Überhaupt nichts.«
    »Vielleicht funktioniert es nur bei mir. Warte mal…« Ich dachte angestrengt nach. »Okay, Kristen hat mir erzählt, dass sie jeden Morgen Gelatine futtert, weil sie in einer Zeitschrift gelesen hat, dass dadurch die Haare schneller wachsen.«
    »Gelatine, das ist ja eklig! Wusstest du, dass das aus Schweinen…«
    »Ja, weiß ich. Hab ich gegoogelt.« Um ehrlich zu sein, hatte ich mir darüber hinaus selbst tütenweise Gummibärchen gekauft, weil da auch Gelatine drin ist. Kein Wunder, wenn die beste Freundin und Cousine Haare hat wie aus der Shampoowerbung.
    »Igitt.« Suse tat so, als müsste sie sich übergeben.
    »Sie behauptet, dadurch würden ihre Haare mindestens fünf Zentimeter im Monat wachsen.«
    »Die spinnt doch.« Suse rechnete kurz nach. »Dann müssten die in zehn Monaten einen halben Meter wachsen.« Sie bekam einen Lachanfall. »Los, schau nach!«, stieß sie hervor, als sie zwischendurch nach Luft rang.
    »Okay.« Ich zog den Ring an und sagte feierlich: »Ich möchte mal wissen, ob Kristens Haare wachsen werden.«
    Ich hielt mich an der Bettkante fest und wappnete mich für das Achterbahngefühl. Doch nichts passierte.
    »Frag mal anders. Ihre Haare wachsen ja auf jeden Fall, so oder so«, warf Suse ein.
    »Okay. Ich möchte mal wissen, wie Kristens Frisur nächstes Jahr im Juni aussieht.«
    Und schon sank mein Magen ein paar Stockwerke tiefer, mindestens in Papas Souterrain, ich hielt die Luft an vor Schreck und kniff die Augen zusammen. Als ich sie öffnete, sah ich unser Freibad. Suse lag auf einem riesigen Handtuch und schimmerte weiß wie Marmor, weil sie sich aus Angst vor Falten immer mit Sonnenschutzfaktor 50+ einschmiert. Ich hingegen trug einen Bikini, den ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte. Wie denn auch, ich ziehe nie Bikinis an, sondern Surfer-Shorts und Tanktop. Offenbar würde sich das aber im nächsten Jahr ändern. Als ich zwei winzige Wölbungen unter meinem Bikinioberteil entdeckte, schlug mein Herz höher. Ich bekam also doch noch irgendwann Brüste!
    Ich blickte mich weiter um. Kristen kam gerade aus dem Wasser. Mist, dachte ich, denn sie hatte eine Badekappe auf. Allerdings sah die nicht so aus, als ob man darunter ein halben Meter Haar stopfen könnte. Ich spürte, wie mir übel wurde. Schnell, dachte ich, mach schon. Und endlich zog sie die Badekappe ab. Dann wurde alles in mir durcheinandergewirbelt und plötzlich saß ich wieder Suse gegenüber. Mann, war das anstrengend.
    »Und?«, flüsterte Suse. »Was war? Du hast echt gruselig ausgesehen, wie ein Psycho, der einen Anfall hat.«
    »Ach ja?« Ich grinste sie triumphierend an. »Dafür bekommst du in zehn Monaten eine Zahnspange!«
    »WAS?« Suse sprang vor Entsetzen auf. »Eine Zahnspange! Oh nein!« Sie war plötzlich ganz weiß im Gesicht.
    »Reg dich ab, war nur ein Witz«, sagte ich schnell, denn womöglich reagierte sie auf Zahnspangen ähnlich wie auf Blutsschwesternschaftsblutstropfen. »Aber was Kristen betrifft, die sollte aufhören, diesen Schweinequatsch zu futtern. Hilft nichts.«
    »Keine langen Haare?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, warum auch. Hast du schon mal Schweine mit langen Haaren gesehen?«
    Ich fand meinen Witz eigentlich ziemlich genial, aber Suse zog nur einen Schmollmund. »Warum funktioniert der Ring bei mir nicht?«
    Ich schlug mir mit der Hand vor die Stirn. »Der Brief! Meinst du nicht, dass wir den langsam mal lesen sollten?« Ich nahm das Kuvert

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