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Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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war gerade noch mal gut gegangen.
    »Und, wie war’s?«, fragte Suse später im Garten.
    »Hat super geklappt mit dem Spickzettel«, sagte ich und erzählte ihr von meinem Mülleimer-Kunstwurf, der fast in die Hose gegangen wäre. »Und bei dir?«
    Die Praxis hatte freitagnachmittags geschlossen, und da Tante Jenny einen Tag Urlaub hatte, hatte mein Vater den Grill angeschmissen. Tante Jenny und meine Mutter machten Salat, Opa hatte Naan gebacken, ein wahnsinnig leckeres indisches Brot. Opa ist ja nicht nur schon seit einer Ewigkeit Buddhist, er hat auch viele Jahre in Indien in einer Art Kloster oder so gelebt. Allerdings gab es in diesem Kloster auch Frauen und sie haben alle zusammen gebetet und getanzt und laut geschrien, um sich von allem Möglichen zu befreien. Das habe ich mir mal auf YouTube angesehen, echt witzig. Jedenfalls, dieses Naan-Brot, wenn es ganz frisch und heiß ist und am besten dick mit Butter bestrichen, ist so ziemlich das Leckerste, was es gibt.
    »Wir haben nur ein bisschen geübt«, meinte Suse. Wir saßen am Gartentisch und schälten Birnen für den Nachtisch. »Twist und Katzensprung und so was.«
    »Hab ich gesehen. Vom Klassenraum aus. Und wie war’s?«
    »Richtig cool. Mindestens so cool wie skateboarden. Nur, dass man kein Skateboard braucht.«
    »Für mich sah das eher aus wie Purzelbäume schlagen. Im Kindergarten«, murmelte ich.
    »Ach ja?« Suse fixierte mich. »Kann es sein, dass dir irgendwas nicht passt?«
    Ich sah von meiner halb geschälten Birne hoch. »Mensch, das war doch nur ein Witz. Verstehst du keinen Spaß mehr?«
    Es entstand eine angespannte Pause. »Wenn’s lustig ist, schon.«
    Seit wann war Suse so kompliziert? Sie bekam einfach alles, was ich über Marli sagte, in den falschen Hals. Ich schob die Birnenschalen in einen kleinen Plastikeimer und verzog mich in unser Zimmer. »Ich kapier das nicht«, erklärte ich Mau, die aufrecht auf meinem Schreibtischstuhl saß und sich gründlich putzte. »Irgendwie ist bei Suse und mir der Wurm drin. Kannst du mir das mal erklären?«
    Mau unterbrach das Putzen, ihre rosa Zunge lugte noch ein Stück zwischen ihren Zähnen hervor und sah mich mit ihren bernsteingelben Augen an, als hätte sie mir wirklich eine Menge zu sagen. »Leider versteh ich dich nicht«, murmelte ich.
    Daraufhin verlor Mau das Interesse an mir. Sie sprang vom Stuhl und trippelte aus dem Zimmer, den Schwanz wie ein Fragezeichen geformt. Da ich keine Lust hatte, über Suse und Marli nachzudenken, und Tom immer noch nicht angerufen hatte, holte ich das Kästchen unter dem Bett hervor und streifte mir den Ring über. Ich überlegte, wie ich am besten herausfinden konnte, ob das mit Tom und mir nun weiterging oder nicht.
    Da hatte ich eine Eingebung: Tom hatte in drei Wochen Geburtstag. Warum also nicht mal nachschauen, ob Tom und ich seinen Geburtstag zusammen verbringen würden, und wenn ja, WIE!
    Diesmal war das Erdbeben besonders schlimm, der Boden wackelte, mein Magen schlug einen Purzelbaum nach dem anderen und dann… sah ich mich neben Tom stehen. Hand in Hand. Hand in Hand? Hervorragend . Obwohl er ein bisschen fest zudrückt. Wo genau sind wir? Ich blicke mich um. Hinter uns Toms Haus, wir sind vor der Tür. Ich drehe mich wieder nach vorn, lasse den Blick über den kleinen Garten mit der Hollywoodschaukel schweifen, links sehe ich mein Fahrrad liegen. Einfach ins Gras geschleudert wie immer. Laut ist es um uns herum. Was ist das für ein Heulen? Und Lichter überall, blaue.
    Ich wurde wie an einer Schnur zurückgezogen, ich bekam fast keine Luft, so schnell saß ich wieder in meinem Zimmer. Benommen stand ich auf. Was war denn das bitte schön gewesen? Ein Geburtstagsfeuerwerk oder so was? Aber ich hatte überhaupt keine Gäste gesehen. Ich rieb mir die Hand, weil ich das Gefühl nicht loswurde, wie Tom sie fast zerquetscht hatte. Mir war ganz schön schlecht. Ich ging hinüber zu meinem Schreibtisch und trank vier riesengroße Schlucke aus der Wasserflasche, die dort stand. Endlich ging es mir ein bisschen besser. Ich war wieder in meiner richtigen Zeit und in meinem Zimmer, alles klar. Gerade als ich noch einen Schluck Wasser trinken wollte, klingelte mein Handy. Bitte, bitte, bitte, lieber Gott, lass das Tom sein. Bitte. Wenn er es ist, dann räume ich unser Zimmer auf, wische Staub und putze die Computertastaturen. Und übernehme Suses Badputzdienst. Dann ist bestimmt auch alles wieder beim Alten zwischen uns.
    Mit bebendem Finger nahm ich

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