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Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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Erinnerung. »Ja.«
    Er grinste. Die Grillen zirpten immer noch um die Wette. »Ah, die erste Liebe«, sagte er. »Wie wunderbar.«
    Ich hasse es, wenn man von »erster Liebe« spricht. Weil das doch nichts anderes heißt, als dass danach die zweite kommt und dann die dritte und so weiter. »Ich verstehe es ja selbst nicht.« Ich hockte mich vor ihn auf einen Stuhl. »Aber ich könnte umfallen vor Glück.«
    »Die Liebe musst du nicht verstehen«, sagte er. »Du musst sie nur fühlen. Genieß es.« Eine Weile paffte er schweigend vor sich hin. »Bist du glücklich?«, fragte er dann.
    Bis vor einer Sekunde war ich es noch. Ich stützte die Ellbogen auf die Knie und legte mein Kinn in die Hände. »Ja. Nein. Vielleicht.« Seine Bemerkung über Suse hatte mir einen Stich versetzt.
    Opa hob die Augenbrauen.
    »Ich meine, ich hab mich so auf meinen dreizehnten Geburtstag gefreut. Aber seitdem ist alles so… kompliziert.«
    Am liebsten hätte ich ihm jetzt von Suse und Marli erzählt, aber er fragte: »Wie läuft es denn mit den Ringen?«
    Das war wirklich eine schwierige Frage und ich brauchte eine Weile, um eine passende Antwort zu finden. Ich entschied mich, den Ball flach zu halten. »Da passiert nicht viel«, behauptete ich. »Wir haben es ein paarmal probiert, aber es klappt nicht mehr. Was ich dir da erzählt habe, war wahrscheinlich nur ein Ausrutscher oder ein Zufall oder so. Oder pure Einbildung.«
    »Ach tatsächlich?« Er begann wieder zu schaukeln und verhüllte sein Gesicht mit Zigarrenrauch. Ich war mir fast sicher, dass er mir nicht glaubte.
    »Ich geh dann mal ins Bett.« Ich stand auf und drückte ihm einen Kuss auf die unrasierte, nach Zigarrenqualm riechende Wange. »Nacht, Opa.«
    »Nacht, meine Kleine«, sagte er.
    Ich war schon fast durch die Küchentür, als ich ihn fragen hörte: »Falls dein Ring wider Erwarten doch noch mal funktioniert, könntest du bitte nachsehen, ob das Universum für deinen Lieblingsopa eine wunderschöne Dame vorgesehen hat?«
    Ich ließ die Tür hinter mir zufallen, ohne zu antworten. Opa war auf der Suche nach einer Frau. Vor ein paar Tagen hatte ich ihm geholfen, im Internet ein Profil bei einer Partnerbörse »50 plus« anzulegen, weil er damit allein nicht zurechtkam. Ich machte mit meinem Handy ein Foto von ihm, lud es hoch, riet ihm, sich mindestens fünf Jahre jünger zu machen und bei Interessen nichts über Ölmundspülungen und Urschreitherapie zu schreiben. Das mit dem Alter sah er nicht ein. Also war die Frau, die ich jetzt schon zweimal gesehen hatte, nicht seine neue Freundin, erstens war sie viel zu jung und zweitens wäre er ja dann nicht immer noch auf der Suche. Für mich klang das zumindest bestechend logisch.
    Suse schlief schon, als ich in unser Zimmer kam. Oder sie tat so, denn es war kein Schnarchen zu hören. Früher hätte ich sie aufgeweckt, um ihr sofort in aller Ausführlichkeit von meinem Abend mit Tom zu berichten. Okay, was heißt früher . Vor ein paar Tagen noch. Doch nun hatte ich keine Lust zu reden. Mein Leben war auf einmal viel zu verwirrend geworden für Worte. Ich kapierte ja selbst nicht, warum ich gleichzeitig glücklich und traurig war. Wieso das überhaupt ging. Genau genommen schloss das eine doch das andere aus, so wie es auch nicht gleichzeitig kalt und warm sein kann oder laut und leise. Oder ist Traurigkeit möglicherweise gar nicht das Gegenteil von Glück?
    Draußen tobte mittlerweile ein Gewitter, das es in sich hatte, der Wind heulte um unser Haus. Ich zog mich im Dunkeln leise aus, schlüpfte unter die Bettdecke und stieß mit den Füßen gegen Mau, die sich vor dem Unwetter versteckte. Ich zog sie hervor. Sie machte sich steif wie ein Brett, aber als ich sie fest in die Arme nahm, drückte sie sich an mich und begann zu schnurren. Das tat gut. Ich beschloss, an nichts anderes mehr zu denken als an Tom. Daran, wie wir zu »You always« getanzt hatten und dass das nun für immer unser Song sein würde. An unsere Küsse vorm Haus.
    Dann fiel mir ein, wie Suse mich angesehen hatte, Marli wie selbstverständlich an ihrer Seite. Nein, verdammt! Ich wollte nur an Tom denken und an nichts sonst. Daran, dass nicht nur seine Lippen zart waren, sondern auch seine Hände. Doch der Ausdruck in Suses Augen… den hatte ich vorher noch nie bemerkt. Was war das gewesen? Enttäuschung? Traurigkeit? Möglicherweise auch ein bisschen Eifersucht?
    Ich setzte mich auf, Mau verzog sich meckernd wieder unter die Bettdecke. Auf meinem

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