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Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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mit Wolke sieben meinen, denn auf dem Boden war ich wirklich nicht mehr. Sondern schwebte irgendwo hoch oben. Wir küssten bis zur Pause durch. Als das Licht anging, öffnete ich zum ersten Mal wieder die Augen.
    »Hi«, sagte da eine bekannte Stimme neben mir.
    Ich löste mich aus Toms Armen und sah Suse direkt neben uns stehen. »Hi«, sagte ich, meine Stimme klang ganz kratzig. »Hi«, sagte ich noch mal, weil mir nichts anderes einfiel.
    »Hallo, Suse. Doch noch reingekommen?« Toms Hand spielte wie selbstverständlich mit meinem Haar.
    Sie nickte, drehte sich um und zog Marli hinter sich hervor.
    »Marli hat noch in letzter Sekunde zwei Karten besorgt. Marli, das ist Tompu… das ist Tom. Der Freund meiner Cousine, wie nicht zu übersehen ist.«
    Während die beiden sich begrüßten, sagte ich gar nichts. Ich kann das. Stattdessen nahm ich Marli gründlich unter die Lupe. Sie trug einen karierten Rock, eine weiße Bluse und eine karierte Krawatte. Dazu Motorradstiefel. Sie streckte mir die Faust hin. Ich betrachtete einen Moment das weiße Tapeband um ihren rechten Ringfinger, dann streckte ich langsam den Arm aus und stieß mit meiner Faust dagegen.
    »Wie hast du das mit den Karten angestellt?«, fragte Tom. »Das Konzert ist schon seit Wochen ausverkauft.«
    Marli zuckte mit den Schultern. »Im Internet ersteigert.«
    »War bestimmt teuer«, sagte ich und merkte selbst, dass ich schnippisch klang.
    Marli hob die Augenbrauen. »Geht so.«
    »Die müssen teuer gewesen sein bei der Nachfrage! In A-M-E-R-I-K-A wäre das sicher was anderes. Da wäre es kein Problem, noch an Karten zu kommen, aber nicht hier«, behauptete ich. Das war natürlich vollkommener Quatsch.
    »Was für ein Quatsch«, sagte Suse auch prompt.
    Suse und Marli drängelten sich, als das Konzert weiterging, ganz nach vorn an den Bühnenrand, da wo die Mädchen wie Dominosteine umfielen, und ich bekam sie nicht mehr zu sehen. Überwiegend deshalb, weil Tom und ich unserer neu entdeckten Lieblingsbeschäftigung nachgingen und uns auch fast durch den gesamten zweiten Teil des Konzerts hindurch küssten. Wenn er mir zwischendurch in die Augen sah, strahlte er mit den Discokugeln um die Wette.
    Wir küssten uns auch noch auf dem Weg nach draußen. Und auf dem Parkplatz vor dem Jugendclub. Kurz bevor wir auf die Fahrräder stiegen. Und dann noch einmal sehr, sehr lange vor unserem Haus. Es war einfach… unbeschreiblich.
    »Es ist schon nach neun und deine Mutter…«, sagte er leise. Seine Augen leuchteten selbst in der Dunkelheit.
    »Hast du etwa Angst vor meiner Mutter?« Und dann machte ich die Augen wieder zu und spitzte die Lippen. Er legte beide Hände an mein Gesicht und küsste mich ganz sanft. Ein warmer Wind fuhr durch mein Haar, die Grillen zirpten unentwegt. Romantischer ging es nicht.
    »Du musst jetzt echt reingehen!«, flüsterte Tom.
    »Ich weiß«, hauchte ich.
    Er küsste mich noch einmal kurz, viel zu kurz, dann schwang er sich auf sein Rad. »Bis morgen.«
    »Ja, bis morgen.« Ich öffnete mit zitternden Fingern das Gartentor.
    »Luna?«
    »Hm?«
    »Ich fand den Abend sehr schön.«
    Bevor ich etwas entgegnen konnte, war er auch schon in der Dunkelheit verschwunden und ich flitzte quer durch den Garten und die Verandatreppe hinauf. Auf der obersten Stufe angekommen blieb ich wie angewurzelt vor einem dunklen Schatten stehen. »Äh, wie lange sitzt du schon da?«, fragte ich.
    Opa saß eingehüllt in Zigarrenrauch im Schaukelstuhl, auf den Knien ein dickes Buch und neben sich auf dem Tisch ein Glas mit irgendwas. Whisky. Oder Cognac. Damit kenne ich mich nicht aus. Er sah auf die Uhr. »Drei Stunden«, antwortete er dann.
    Ich blickte über die Schulter, um herauszufinden, ob er hatte sehen können, wie das MTK-Projekt vor dem Gartentor verlaufen war. Wahrscheinlich nicht. Erleichtert drehte ich mich wieder zu ihm. »Gutes Buch?«, fragte ich.
    »Suse ist schon vor einer halben Stunde nach Hause gekommen.«
    »Echt?«
    »Wie kommt das?«
    »Sie ist früher gegangen?«
    »Jetzt komm mir nicht so.« Er stieß den Schaukelstuhl mit dem Fuß an. »Du weißt genau, was ich meine. Wieso geht ihr getrennt auf ein und dasselbe Konzert und kommt dann auch noch getrennt nach Hause? Was ist los?«
    »Ich… Ich war eben mit Tom dort und… nicht mit ihr.«
    Opa nickte bedächtig. »Du bist verliebt.«
    Ich steckte breit lächelnd die Hand in die Jackentasche, um nach dem Schirmchen von der Cola zu tasten, das ich eingesteckt hatte als

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