Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert
Nachttisch liegen immer Block, Stift und Taschenlampe bereit, für den Fall, dass mir mitten in der Nacht irgendwelche Gedanken kommen, die ich aufschreiben will. Ich knipste das Licht an und begann zu kritzeln.
Ich denk an die Küsse vor unserem Haus,
krieg das andre aber nicht aus meinem Kopf raus,
weil grad so viel in meinem Leben passiert
und trotzdem is’ es nur teilmöbliert.
Now that we found love
what are we gonna do with it?
Und ich kapier nicht, was in mir vorgeht,
ob dieser Zweifel auch ma’ wieder weggeht.
Kein Schimmer, ob ich froh oder traurig bin
oder beides, ich bin da keine Expertin.
Now that we found love
what are we gonna do with it?
Was ist bloß los mit mir und meinem Herz,
warum ist da drin auch immer so ein Schmerz?
Ich glaub, ich hab noch so viel zu lernen,
das reicht von hier bis rauf zu den Sternen.
Now that we found love
what are we gonna do with it?
Komm schon, Herz, jetzt reiß dich zusammen!
Was sind denn schon
so ein paar kleine Schrammen?
Und am Tunnelende da seh ich doch Licht,
das mir viel und noch viel mehr verspricht.
Now that I found love
what am I gonna do with it?
Und dann, endlich, konnte ich einschlafen.
Deswegen heute keine Notiz an mich selbst.
11. Kapitel
Luna, du erstaunst mich immer wieder. Super, gratuliere!«
Ich starrte die Eins minus unter meiner Geschichtsarbeit an. Thema war die Französische Revolution gewesen, ich hatte alle Fragen vorausgesehen, Suse und ich hatten gemeinsam die Antworten erarbeitet und auswendig gelernt. Ein Spickzettel war nicht nötig gewesen. So ließ es sich wirklich leben. Im Mathetest hatte ich bereits eine Zwei plus einkassiert (die dritte Lösung wies einen kleinen Fehler auf) und zum ersten Mal in meinem Leben freute ich mich auf die Zeugnisausgabe, auch wenn die noch Monate entfernt lag.
Ich drehte mich zu Suse um. Sie nickte mir zu und hob den Daumen. »’ne glatte Eins«, flüsterte sie.
Lächelnd lehnte ich mich im Stuhl zurück. Es lief heute endlich mal wieder alles wie am Schnürchen, geradezu deluxe ©. Suse und ich hatten auf dem Schulweg miteinander gelacht wie immer. Tom hatte vor der Schule auf mich gewartet und mir ein Armkettchen geschenkt. »Als Wiedergutmachung für die Sims«, erklärte er. Und dann hatten wir sogar noch ein paar Minuten Zeit, Händchen zu halten, bevor es klingelte.
Alenya stöhnte auf, als sie ihre Note sah, warf mir quer durchs Klassenzimmer einen Blick zu und schüttelte den Kopf. Ich beschloss, ihr beim nächsten Mal ebenfalls die Fragen vorher zu geben. Irgendeine Erklärung dafür, woher ich sie hatte, würde mir schon einfallen.
»Oh Mann«, jammerte Kristen neben mir. »Nur eine Zwei. Ich hab ne echte Pechsträhne.«
»Wieso?«, fragte ich.
»Na, am Freitag wurden mir doch die Karten für Fleisch geklaut. Und jetzt nur eine Zwei in Geschichte.«
Bis dahin hatte ich eher teilnahmslos neben ihr gesessen und sehnsüchtige Blicke durchs Fenster auf den sonnigen Schulhof geworfen. Doch jetzt richtete ich mich kerzengerade auf. »Geklaut?«, fragte ich.
»Direkt vor dem Jugendclub. Schöner Mist. Dabei hatte ich mich schon wochenlang darauf gefreut.« Sie seufzte schwer und strich sich durch ihr kurzes Haar. »Wir standen schon in der Schlange, Emily-Antonia und ich. Ich hatte die Karten in der Hand!«
»Und dann?«
»Dann hatte ich sie plötzlich nicht mehr in der Hand.«
»So ein Quatsch, das gibt’s doch nicht.« Ich musterte sie durchdringend. »Man lässt sich doch nichts direkt aus der Hand klauen, ohne was zu merken.« Wobei, du vielleicht schon, fügte ich in Gedanken hinzu.
»Ich weiß«, schniefte sie. »Aber es war so. In der einen Sekunde waren sie da, in der anderen weg.«
Gut, das war wirklich keine schöne Geschichte, allerdings berührte mich Kristens Schicksal nicht allzu sehr. Stattdessen beschäftigte ich mich damit, Toms Armkettchen mit dem silbernen Mond dran an meinem linken Handgelenk zu befestigen (rechts trug ich ja das Freundschaftsband mit dem Türkis). Zwar bekomme ich schon mein Leben lang Kissen und Kerzen und Taschen in Mondform geschenkt, Bettwäsche und Klamotten mit Monden drauf und so weiter, aber Toms Geschenk war trotzdem etwas Besonderes.
Erst in der großen Pause fiel mir die Sache mit dem Fleisch-Konzert wieder ein. Alenya, Gloria, Lea, Fritzi, Suse und ich hockten zusammen wie eigentlich immer, nur dass mittlerweile auch Marli fest zu unserer Runde gehörte. Am liebsten hätte ich ihr vorgeschlagen, sich doch
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