Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert
ab. Ich wollte so gar nicht sein, so jämmerlich, aber ich konnte nichts dagegen tun. »Hallo?«
»Ich bin’s, Tom.«
Oh danke, danke, danke! »Hey, wie läuft’s?«, fragte ich.
»Gut. Und bei dir?«
»Hab dich in der Schule gar nicht gesehen.«
»Ja, ich war die letzten Tage zu Hause.«
»Bist du krank?«
»So was in der Art.«
So was in der Art? Was sollte denn das heißen? Rief er nur an, weil damit das Konzert ins Wasser fiel? Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter.
»Aber keine Sorge, zu dem Konzert gehen wir heute auf jeden Fall. Also, falls du noch Lust hast, meine ich«, fügte er dann leise hinzu.
Ich ließ mich auf den Stuhl sinken, den Mau mir gnädigerweise frei gemacht hatte. »Ja, klar habe ich Lust!« Mein Versuch, möglichst cool zu wirken, ging voll in die Hose. Alles in mir schrie: Ja! Ja! Ja! Mein Herz trommelte wie verrückt. »Hast du denn Karten? Suse hat nämlich keine mehr bekommen.«
»Ja, ich habe zwei.«
Wenn es nicht um Tom gegangen wäre, hätte ich wahrscheinlich Suse meine Karte gegeben, weil sie so ein Fleisch-Fan ist und ich bis vor ein paar Tagen die Band nicht einmal gekannt hatte. Aber jetzt gab es nichts Wichtigeres auf der Welt, als endlich wieder mit Tom zusammen zu sein. Und vor allem beim MTK-Projekt einen Schritt weiterzugehen.
»Dann hole ich dich um sechs ab, okay?«
Ich nickte verträumt.
»Okay?«, hakte er nach einer Weile nach.
»Ach so, ich hatte genickt. Aber das kannst du durchs Telefon ja nicht sehen. Hahaha.« Dann begann ich tatsächlich auch noch zu kichern. Ich hustete ein paarmal zur Tarnung. »Ja klar. Bis dann.«
»Ich freu mich«, sagte er noch, aber da hatte ich fast schon aufgelegt. Als ich raus in den Garten ging, konnte ich nicht aufhören, wie ein Breitmaulfrosch zu grinsen.
Notiz an mich selbst: Unbedingt cooler werden, in etwa so wie Lynn Grae. Außerdem: Mein Freundschaftsbändchen im Mondlicht neu aufladen.
10. Kapitel
Natürlich räumte ich nach dem Grillen unser Zimmer nicht auf und putzte erst recht nicht das Bad. Somit konnte ich nur hoffen, dass Gott nicht nachtragend war. Aber nachdem ich mich im Garten noch etwas gebräunt hatte, blieb gerade noch Zeit zum Duschen, Haarewaschen, Pflegekureinmassieren, Achselhöhlenrasieren (obwohl ich dort noch keinen nennenswerten Haarwuchs habe), Pflegekur-wieder-Ausspülen, Von-Kopf-bis-Fuß-eincremen und Deoaufsprühen. Genau genommen schmierte und sprühte ich mit allem rum, was ich im Bad finden konnte.
Dann entschied ich mich nach reiflichem Überlegen und Rumprobieren für einen ausgewaschenen Jeansträgerrock, Ringel-T-Shirt und Turnschuhe. Dazu etwas Ananaslipgloss von Suse, Kajal und lange silberne Ohrringe, die an meinem Hals kitzelten. Damit die richtig zur Geltung kamen, band ich meine Haare, als sie trocken waren, zu einem Pferdeschwanz. Normalerweise wäre Suse mir keine Sekunde von der Seite gewichen, hätte mir mindestens zehn verschiedene Outfits vorgeschlagen und drei oder vier Frisuren an mir ausprobiert. Aber heute blieb sie im Garten liegen, dick mit Sonnencreme eingeschmiert. Sie sah aus wie mit Zucker glasiert. Als ich kurz vor sechs die Treppe runterkam, stand sie im Bikini in der Küche und sah mich aufmerksam an.
»Und?«, fragte ich nervös, weil ich befürchtete, wie eine zwar aufgedonnerte, aber ahnungslose Barbie auszusehen.
Suse lehnte sich an den Türrahmen, runzelte die Stirn und musterte mich von Kopf bis Fuß. Dabei machte sie mehrmals »hmm, hmm«.
»Schon gut«, sagte ich. »Spar’s dir.«
»Das sind meine Ohrringe«, stellte sie fest.
Ich sah sie stumm an. Ich trug ständig irgendwelches Zeugs von ihr und umgekehrt war es genauso. Bevor ich etwas entgegnen konnte, klingelte es. Ich ging zur Tür.
»Luna?«, hörte ich Suse hinter mir sagen.
Ich blieb stehen und drehte mich um.
»Du siehst klasse aus, Cousinchen. Ganz ehrlich.«
Da hätte ich fast einen Freudensprung gemacht, stattdessen schnippte ich mit den Fingern und machte diese Pistolen-wir-sind-uns-einig-Geste. Suse auch. Allerdings kam mir unser vertrautes Handzeichen etwas lahm vor. Es war nicht wie sonst.
»Viel Spaß«, sagte Suse mit einem Lächeln.
»Danke«, rief ich und öffnete die Tür. Tom stand davor, die Hand schon erhoben, um ein drittes Mal zu klingeln. Und er sah zum Umfallen gut aus, sein schwarzes Haar hing ihm ins Gesicht und er blickte mich an mit einem Lächeln wie Himbeerlimo. Aber das war es nicht allein. Es war, als gäbe es nur ihn und mich, und
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