Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
Vom Netzwerk:
gleichzeitig trampelte eine ganze HORDE Elefanten über mein Herz. Aber nicht mal unangenehm. Wir grinsten uns wortlos an und ich hatte mir gerade meine neue Lederjacke geschnappt, aber da hatte uns schon meine Mutter entdeckt. Sie war wie aus dem Nichts unvermittelt aus irgendeinem Raum aufgetaucht, das kann sie gut. »Hallo Tom«, rief sie munter. »Bring mir meine Kleine spätestens um neun Uhr nach Hause. Versprochen? Und Finger weg vom Alkohol!«
    »Gibt’s da eh nicht«, sagte ich.
    Sie sah mich an, als würde ich mich hier und jetzt in ein gefährliches, fremdes Land verabschieden. Oder einen mörderisch hohen, gefährlichen Berg besteigen. Kurz gesagt so, als würde sie mich höchstwahrscheinlich nie mehr wiedersehen.
    »Ich verspreche es hoch und heilig«, sagte Tom feierlich.
    Bevor meine Mutter mir einen Kuss geben konnte, zog ich hastig die Tür hinter uns zu. Die Grillen zirpten, die Sonne schien warm auf die Straße und es roch herrlich. Nach… Leben. Und Sommer. Und Liebe.
    »Ist die nicht ein bisschen warm?« Tom deutete auf meine Lederjacke.
    »Soll heute noch ein Gewitter geben«, sagte ich schnell. Sollte ich ihm etwa erklären, dass die halt zu meinem Outfit dazugehörte?
    Er nickte. Und dann schwangen wir uns auf unsere Fahrräder und radelten los.
    Vor dem Jugendclub hatte sich eine lange Schlange gebildet. Am Eingang wurden wir nach Flaschen und allem abgetastet und dann suchten wir uns einen Platz in der Nähe der Bühne, aber nicht zu nah dran, um nicht zerquetscht zu werden. Tom nahm plötzlich meine Hand und sah mich an. »Ich bin echt froh, dass das mit uns endlich geklappt hat.«
    MIT UNS! Er hat MIT UNS gesagt. Es gibt ein UNS! Yippieyayayippieyippieyeah!
    Er lächelte schief und machte wieder das mit seiner Zahnlücke. Der schönsten, strahlendsten Zahnlücke der Welt. »Ich hole uns noch schnell eine Cola, bevor es losgeht«, sagte er.
    Es war schon jetzt irre heiß im Jugendclub, aber ich wollte keinesfalls meine neue Lederjacke ausziehen. Als Tom zurückkam, drückte er mir einen Becher mit so einem Schirmchen auf dem Strohhalm in die eine Hand und ergriff meine andere. Und die ließ er dann nicht mehr los. Er guckte mich mit diesem Liebesromanblick an, so ganz tief in die Augen, und ich musste immer als Erste wegsehen, so schwirrte mir der Kopf. Ich nahm aus Verlegenheit einen großen Schluck Cola. Über uns glitzerten Discokugeln wie Sterne, der Boden war mit Sand aufgeschüttet und überall im Raum waren Plastikpalmen verteilt. Über die großen Bildschirme an den Wänden wälzten sich blau funkelnde Wellen. Mittlerweile war es richtig voll geworden und Fleisch spielten die ersten beiden Songs. Ich verstand jetzt, warum Suse den Sänger anhimmelte, ganz vorne an der Bühne wurden ein paar Mädchen sogar ohnmächtig. Der Sänger war groß, hatte kurz geschorene blonde Haare, trug ein Jackett wie ein Zirkusdirektor und sah düster und schön aus. Singen konnte er auch und dabei bewegte er sich in den Hüften wie bei einer Art Pharaonentanz. Ich machte mit meinem Handy für Suse ein Video von ihm. Irgendwann setzte er sich auf einen Barhocker und kündigte einen Song an, der »You always« hieß. Der Gitarrist stellte seine E-Gitarre weg und nahm die akustische, der Schlagzeuger wischte mit dem Besen über die Snare und im ganzen Saal wurden Feuerzeuge hochgehalten.
    Tom stellte unsere Colabecher weg, schlang von hinten die Arme um mich und wir begannen, uns gemeinsam im Takt zu wiegen. Ich spürte seine warmen Finger in meinem Nacken und wie seine Lippen zu meinem Ohr glitten. Es kribbelte (Ameisenarmee nichts dagegen!), und wenn Tom mich nicht festgehalten hätte, wären mir garantiert die Beine weggeklappt.
    Jetzt!, sagte ich mir. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt. MTK! Sofort. Mein Herz dröhnte so laut, dass ich dachte, Tom müsste es hören, so nah wie er hinter mir stand. Der erste Kuss bei der Slumber-Party war nicht schlecht gewesen, trotz Nachthemd und allem, aber ich glaubte, dass es noch besser ging. Also nahm ich all meinen Mut zusammen und drehte mich in seinen Armen um. Er hatte so wunderschöne, sanft geschwungene Lippen. Ich legte eine Hand an seinen Hinterkopf und zog ihn zu mir herab. Unsere Lippen berührten sich sanft, während Mollakkorde von der Bühne über uns hinwegschwappten.
    Und ich hörte auf zu denken. Was für ein Kuss! Ein richtiger, herrlicher, umwerfender Kuss. Einer. Und dann noch einer. Und noch einer. Jetzt verstand ich auch, was die Leute immer

Weitere Kostenlose Bücher