Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert
nickte.
»Okay, also die beiden machen da ihre Kunststückchen, die ganze Zeit, so über Bänke und Mauern und Mülleimer und alles. Und am Ende springen sie auf die Hütte, das allein ist schon Wahnsinn. Da überhaupt so schnell hochzukommen, meine ich. Und Marli, die hat auf dem Dach Anlauf genommen und ist von dort auf eine Mauer gehüpft. Von der Mauer hat sie dann so einen Handstandüberschlag auf die andere Seite gemacht, ohne sehen zu können, was überhaupt dahinter ist. Warte.« Sie kramte ihr Handy hervor. »Ich hab Fotos gemacht. Willste mal sehen?«
Ich schüttelte den Kopf.
Alenya holte mal kurz Luft, aber nicht lange genug, dass ich sie zum Schweigen bringen konnte. »Ich dachte schon, das war’s jetzt. Die ist tot. Aber dann hab ich so ein lautes Platschen gehört und kurz darauf war sie wieder da. Da hab ich erst kapiert, dass sie im Swimmingpool gelandet ist. Und weißt du, was das Beste ist?«
Ich schüttelte den Kopf. Half ja nichts, Alenya würde ihre Geschichte zu Ende erzählen, wenn kein Fall höherer Gewalt eintrat. Erdbeben oder eine Flutwelle oder so was.
»Das Beste ist, dass es der Pool von unserem Direx war, wallah!«
Mir fiel die Kinnlade runter. Das Grundstück hinter der Hütte gehörte Herrn Jockel und die Mauer kannte ich, die war mindestens zweieinhalb Meter hoch. Wow.
Aber Wow sagte ich natürlich nicht. Stattdessen hob ich gelangweilt die Schultern und bemerkte: »Und, war der Jockel auch im Pool?«
Alenya sah mich nur kopfschüttelnd an.
Die Pause verbrachte ich mit Tom, wir saßen auf einer Bank und teilten uns eine Fanta. »Die ganze Zeit flüstern sie über Flickflacks und Handstandüberschläge und Twist. Was immer das auch sein soll«, schimpfte ich leise.
»Früher oder später müsst ihr euch wieder vertragen«, warf Tom ein, ohne auf mein Gejammer einzugehen.
»Sagt wer?«
»Das weiß doch jeder. Ihr gehört einfach zusammen. Das geht gar nicht anders.« Er strich mir eine Strähne aus der Stirn. »Ich kenne euch schon lange genug.«
»Vielleicht will ich das ja gar nicht«, behauptete ich einfach mal so.
»Hör zu, Luna. Soweit ich weiß, ist überhaupt nichts passiert, außer dass Suse eine neue Freundin hat. Okay. Ich kann verstehen, dass du das nicht lustig findest, aber es gibt wirklich Schlimmeres.«
»Ich weiß«, murmelte ich und sah zur Seite. »Aber ich bring’s einfach nicht über mich, den ersten Schritt zu machen. Suse hat mich schließlich wegen Marli komplett abgeschrieben.«
Er drückte meine Hand ganz fest. »Sollen wir uns später bei mir treffen?«
Wir allein in seinem Zimmer? MTK privat sozusagen? Bei dem Gedanken daran machte mein Herz ein paar Flickflacks, auf die Suse und Marli neidisch gewesen wären. »Klingt super«, sagte ich also und in dem Moment klingelte es zum Unterricht.
Später trafen wir uns an der Schulmauer. Tom stand schon dort, als ich aus dem Gebäude quer über den Hof rannte. Kurz bevor ich ihn erreichte, bremste ich ab. Er sah so wahnsinnig süß aus, dass sich mein Herz zusammenzog.
In dem Moment liefen Suse und Marli an mir vorbei, warfen mir ein kurzes Tschau zu und ich blickte ihnen hinterher. »Ich komm nachher bei dir vorbei«, hörte ich Marli noch rufen, dann trennten sie sich. Suse bog nach links ab und Marli sprang über eine Bank, machte was Handstandartiges über die Schulmauer drüber und plötzlich hielt so ein Sportwagen neben ihr, knallgelb, Zweisitzer glaub ich. Sieh an, Marli hat einen Freund, einen mit Kohle noch dazu! Ob Suse das über ihre neue Freundin weiß?
Doch dann stieg nicht etwa ein Typ aus, sondern eine Frau.
Und nicht etwa irgendeine Frau, sondern die Blutwurstlockenfrau .
Und die lief jetzt ums Auto herum, nahm Marli in die Arme und dann stiegen beide wieder ein und brausten davon. Ich starrte ihnen hinterher.
»Luna, hallo!« Tom zupfte mich leicht am Arm.
Ich schüttelte das ungute Gefühl ab. Diese Sache mit Marli und der fremden Frau und überhaupt alles andere konnten mir jetzt erst mal gestohlen bleiben.
Ich hatte ein Date. MTK deluxe ©.
Als ich kurz vor dem Abendessen nach Hause kam, hatte ich ganz geschwollene Lippen vom Küssen. Deswegen schlich ich mit gesenktem Kopf hinein und wollte gerade in die Küche rufen, dass ich schon zu Abend gegessen hätte, da hörte ich auf einmal merkwürdig bekannte Geräusche aus dem Wohnzimmer. Lautes Kreischen, verschiedene Stimmen, männliche und weibliche, Musik. Das war doch… Blood Diary, Staffel 6?
Ich bog um die Ecke
Weitere Kostenlose Bücher