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Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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ins Wohnzimmer, und was ich da sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Also nicht die Tatsache, dass auf dem Bildschirm gerade ein Vampir einem Werwolf den Hals durchbiss (oder war es andersherum?), sondern dass auf dem Sofa Suse und Marli hockten, die Füße hochgezogen und eine riesige Schachtel Popcorn zwischen sich. Sie starrten gebannt auf den Bildschirm, mich bemerkten sie gar nicht.
    Erst, als ich mir die Fernbedienung schnappte und den Fernseher ausstellte.
    »Was soll das?«, rief Suse, noch bevor sie überhaupt mitgekriegt hatte, wer da ins Wohnzimmer gekommen war. Nämlich ich.
    »Blood Diary?«, fauchte ich sie an.
    »Ja, und?«
    Fünf Staffeln haben wir uns zusammen angesehen. Fünf Staffeln à 24 Folgen. Macht 120 Folgen à 53 Minuten, wenn man den Vor- und den Abspann weglässt. Macht 6360 Minuten. Macht 106 Stunden! 106 Stunden, die Suse und ich zusammen mitfiebernd vor der Glotze gehockt haben. Ganz zu schweigen von all den Stunden, die wir damit verbrachten, danach alles noch mal durchzukauen! Und jetzt schaute sie sich die sechste Staffel, die immerhin ich zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte, nicht nur ohne mich an, sondern mit Marli?
    Ich riss die DVD aus dem Player, schnappte mir die ganze DVD-Box und sagte keinen Ton mehr. Ich hörte beim Hochstürmen in mein Zimmer nur noch Marlis »Oh-oh«.
    Höchstens zwei Minuten später fiel unten die Haustür ins Schloss. Gleich darauf brauste Suse ins Zimmer.
    »Du bist ja wohl nicht mehr ganz dicht!«, fuhr sie mich an.
    »Ach ja?« Ich sprang vom Bett auf und Mau, die bis vor einer Minute friedlich auf dem Schreibtischstuhl geschlafen hatte, machte einen Buckel, fauchte uns an und flitzte dann mit buschigem, aufgestelltem Schwanz aus dem Zimmer. »Du schaust dir die sechste Staffel ohne mich an? Das ist doch total daneben!«
    »Dafür brauche ich keine Erlaubnis von dir! Das wär ja noch schöner!«
    »Und ob! Die DVDs gehören schließlich mir.«
    »Na und? Du bist doch Tag und Nacht nur noch mit deinem Tomputer zusammen!« Suses Stimme war jetzt ziemlich laut. »Bis du eventuell mal Zeit für mich hast, ist wahrscheinlich schon die zehnte Staffel erschienen!«
    »Das ist doch überhaupt nicht wahr! Wer hängt denn ständig mit dieser Marli ab? Wer redet nur noch von Frontflips und wickelt sich Tapeband um den Finger und so einen Scheiß?« Ich fand selbst, dass ich ziemlich lächerlich klang, aber Suse hörte sich mindestens genauso nach Kindergarten an wie ich. »Dass mit der was nicht stimmt, ist dir egal, ja?«
    »Jetzt fang doch nicht wieder damit an! Das bildest du dir doch nur ein.«
    »Ach ja? Wie schafft die das denn deiner Meinung nach, Matthias I ª JUSTIN BIEBER auf die Stirn zu
schreiben, ohne dass jemand was mitkriegt?« Ich hob beide Augenbrauen so weit in die Höhe, dass es fast wehtat.
    »Weiß ich doch nicht. Ist mir auch egal.«
    Ich atmete tief durch. »Ich hab Marli heute gesehen, nach der Schule. Und weißt du, was? Sie ist in das Auto dieser Frau eingestiegen.«
    »Was für eine Frau?«
    »Die von meinem Geburtstag. Die uns beobachtet hat. Und die später noch mal auf dem Schulhof aufgetaucht ist und…«
    »Auf dem Schulhof? Das hast du mir gar nicht…« Suse schüttelte unwillig den Kopf. Dann tippte sie mir an die Stirn (Frechheit!) und lachte kurz auf. »Ich glaube echt, du hast nicht mehr alle Latten am Zaun. Wahrscheinlich ist sie vom Bundesnachrichtendienst und hat den Auftrag, uns auf Schritt und Tritt zu folgen. Bestimmt wollen sie uns als Top-Agentinnen anwerben.«
    »Wie blind bist du eigentlich?« Ich konnte nicht fassen, dass sie mir nicht glaubte. »Mit Marli stimmt was nicht!«
    »Die hat wenigstens was drauf!«, schrie Suse zurück. »Mit ihr kann ich über alles reden. Während dich…«, sie holte tief Luft, aber nur, um danach noch lauter zu brüllen, »…doch sowieso nur noch Tomputer interessiert und nicht, was mit anderen los ist!«
    Wie bitte, was? Ich baute mich vor ihr auf. »Das ist ja wohl der schlechteste Witz des Jahrhunderts. Warum lässt du mich nicht einfach endlich in Ruhe?!«
    Suses Brustkorb hob und senkte sich wie ein Blasebalg. Sie hatte Tränen in den Augen, vor Wut wahrscheinlich. »Das kannst du haben!« Sie schob den Ärmel ihrer weißen Bluse hoch und begann, an unserem Freundschaftsbändchen zu zerren.
    Einen Moment lang war ich schockgefroren und glotzte sie nur an. Und dann riss ich ebenfalls an meinem herum. Freundschaftsbändchen, im Mondlicht aufgeladen, lassen sich

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