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Magisches Erbe

Magisches Erbe

Titel: Magisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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wollte.
    »Adrian, hast du mein Kreuz behalten?«
    »Dein – oh.« Als ich ihm in die Augen sah, konnte ich praktisch sehen, wie ihm die gestrigen Ereignisse wieder durch den Kopf gingen – einschließlich des gemeinsamen Herumrollens auf dem Bett. »Ich habe es fallen gelassen, als … äh, nun, bevor wir gegangen sind. Hast du es nicht aufgehoben?«
    Ich schüttelte den Kopf, und er machte ein langes Gesicht.
    »Scheiße, tut mir leid, Sage.«
    »Ist schon okay«, sagte ich automatisch.
    »Es ist nicht okay, und es ist meine Schuld. Ich weiß, wie viel es dir bedeutet.«
    Es bedeutete mir wirklich sehr viel, aber ich gab mir selbst fast genauso viel Schuld wie ihm. Ich hätte daran denken müssen, bevor wir gegangen sind, aber ich war etwas zerstreut gewesen. »Ist ja nur eine Kette«, murmelte ich.
    Das war ihm kein Trost. Er wirkte bei unserer Trennung so niedergeschlagen, dass ich hoffte, er werde unser späteres Treffen, wenn wir seine geheimnisvolle Waffenquelle aufsuchen wollten, nicht vergessen. Es gab jedoch keinen Grund zur Sorge. Nach Unterrichtsschluss saß er draußen vor meinem Wohnheim in dem Mustang und wirkte viel fröhlicher, ohne die Kette noch einmal zu erwähnen.
    Als er mir von seinem Waffenplan erzählte, war ich zwar schockiert, aber nach kurzem Nachdenken wurde mir klar, dass seine Idee vielleicht gar nicht so schlecht war. Und so befanden wir uns eine knappe Stunde später außerhalb der Stadt und fuhren auf ein verlassen wirkendes Haus auf einem großen, kahlen Stück Land zu. Wolfes Schule für Selbstverteidigung.
    »Ich hätte nie gedacht, dass wir noch einmal herkommen würden«, bemerkte ich.
    Wolfes Haus besaß keine Fenster, und es waren auch keine Autos zu sehen, als wir auf die Tür zugingen. »Er ist vielleicht gar nicht zu Hause«, murmelte ich Adrian zu. »Wahrscheinlich hätten wir vorher anrufen sollen.«
    »Wolfe schien mir nie ein Mann zu sein, der viel vor die Tür geht«, sagte Adrian. Er klopfte, und fast sofort hörten wir lautes Gebell und Füßetrappeln. Ich verzog das Gesicht. In seinem Haus hielt sich Wolfe eine Meute Chihuahuas – aus Gründen, die ich nie verstehen würde. Er hatte uns mal erklärt, dass sie auf einen einzigen Befehl hin einen Mann töten konnten.
    Wir warteten einige Minuten, aber das Bellen war das einzige Lebenszeichen, das aus dem Haus kam. Adrian klopfte noch einmal – und machte die Hunde dadurch noch wilder –, dann zuckte er die Achseln. »Ich schätze, du hattest …«
    Plötzlich ging die Tür auf – nur einen Spaltbreit –, und ein graues Auge spähte hinter einer Kette hervor. »Oh«, erklang eine raue Stimme. »Ihr seid es.«
    Die Tür wurde geschlossen, und ich hörte, wie die Kette ausgehängt wurde. Einen Moment später schlüpfte Wolfe hinaus und achtete darauf, dass keiner der Hunde aus dem Haus lief. Er trug eine Augenklappe über dem linken Auge, was wahrscheinlich nur gut war, da schon sein anderes Auge direkt durch mich hindurchzusehen schien. »Ihr hättet anrufen sollen«, sagte er. »Fast hätte ich die Hunde auf euch gehetzt.«
    Wolfe trug seine Lieblingsbermudas und ein T-Shirt mit einem Weißkopfseeadler, der auf einem Monstertruck fuhr. Der Adler hielt in der einen Klaue die amerikanische Flagge und in der anderen ein Samuraischwert. Das schien zwar eine seltsame Waffenwahl für ein so patriotisches Shirt zu sein, aber wir hatten schon vor langer Zeit gelernt, seine Garderobe nicht infrage zu stellen. Er hatte eine Frau aus unserem Kurs geworfen, die es gewagt hatte sich zu erkundigen, ob er nur ein Paar Shorts besäße oder mehrere gleiche.
    »Was braucht ihr, Kinder?«, fragte er. »Die nächsten Kurse fangen erst nach Neujahr an.«
    Adrian und ich tauschten einen Blick. »Wir, ähm, brauchen eine Waffe«, sagte ich. »Ich meine, nur geliehen.«
    Wolfe kratzte sich den Bart. »Ich verleihe sie nicht an Schüler, die nicht auch meinen Schießkurs besucht haben. Safety first.«
    Ich fand es jedoch vielversprechend, dass er überhaupt Waffen verlieh. Und es war ein Zeichen seines Charakters, dass er noch nicht einmal danach fragte, warum wir eine haben wollten.
    »Ich habe bereits eine Ausbildung absolviert«, antwortete ich. Das stimmte. Sie war für alle Alchemisten Pflicht. Ich hatte meine Sache gut gemacht, aber wie ich Adrian gegenüber erwähnt hatte, mochte ich Schusswaffen überhaupt nicht. Ein Messer konnte man wenigstens noch für etwas anderes benutzen. Aber eine Pistole? Sie war nur dazu da, um zu

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