Magisches Erbe
Schließlich räusperte ich mich. »Also, vielen Dank, Sir. Wir sollten dann mal wieder. Hoffentlich brauche ich die Waffe nicht lange.«
»Behalt sie, solange du sie brauchst«, antwortete er. »Wenn ich sie wiederhaben will, werde ich dich schon finden.«
Und mit diesem beunruhigenden Satz brachen Adrian und ich auf. Obwohl ich Ms Terwilligers Gründe für eine »altmodische« Art der Verteidigung durchaus verstand, fühlte ich mich mit einer Waffe nicht gerade wohl. Ich würde sie in meinem Auto aufbewahren müssen, für den Fall, dass die Schulbehörden mein Zimmer durchsuchen und sie entdecken sollten. Meine alchemistischen und magischen Ausrüstungen konnten mich bereits belasten. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich mich bei einer Waffe nicht würde herausreden können.
Adrian brachte mich in die Amberwood zurück. Ich hatte die Hand schon am Türgriff und hielt dann noch mal inne, um zu ihm hinüberzuschauen. »Danke«, sagte ich. »Für alles. Für die Fahrt zu dem Gästehaus. Und für den Vorschlag, zu Wolfe zu gehen.«
»He, das hat sich allein schon deshalb gelohnt, weil wir jetzt wissen, dass Wolfe ein Blasrohr besitzt.«
Ich lachte. »Es hätte mich ehrlich gesagt mehr überrascht, wenn er keins besessen hätte. Bis später.«
Adrian nickte. »Früher, als du denkst.«
»Was soll das denn heißen?«, fragte ich, und Misstrauen regte sich in mir.
Er wich der Frage aus und griff unter seinen Sitz. »Ich habe Alicia angerufen«, sagte er und zog eine kleine Schachtel hervor. »Sie hat dein Kreuz nicht gefunden. Ihr Zimmermädchen hatte bereits sauber gemacht, aber sie sagt, sie wolle nachschauen, ob sie es vielleicht noch bei dem Bettzeug finden könne. Oh, und ich habe auch nach Veronica gefragt. Sie ist nicht mehr zurückgekommen.«
Das waren zwar entmutigende Nachrichten, aber es rührte mich, dass er überhaupt angerufen hatte. »Danke für den Versuch.«
Er öffnete die Schachtel und zog eine Kette mit einem kleinen Holzkreuz daran hervor. »Ich habe dir einen Ersatz besorgt. Ich meine, ich weiß natürlich, dass es keinen echten Ersatz gibt, aber ich wollte dir etwas schenken. Und fang nicht davon an, dass du kein teures Geschenk annehmen könntest«, sagte er und erriet den Protest, zu dem ich gerade ansetzen wollte. »Es hat mich fünf Dollar gekostet, bei einem Straßenhändler, und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Kette aus Messing ist.«
Ich verbiss mir die Bemerkung und nahm die Kette von ihm an. Das Kreuz war federleicht. Als ich es mir genauer ansah, konnte ich ein winziges Muster von silbernen Blumen sehen, das auf die Oberfläche gemalt war. »Das hat nicht der Verkäufer gemacht. Das ist dein Werk.«
»Naja … ich weiß, dass du auf einfache Dinge stehst, aber bei mir muss es immer eine gewisse Verschönerung geben.«
Ich strich mit dem Finger über das Kreuz. »Warum hast du Ackerwinden genommen?«
»Weil ich kein großer Fan von Lilien bin.«
Ich musste lächeln.
Als ich in mein Wohnheimzimmer zurückkehrte, legte ich die Kette auf die Kommode. Ich warf ihr einen letzten liebevollen Blick zu, und dann versuchte ich zu entscheiden, wie ich den Rest des Tages am sinnvollsten verbringen konnte. Unser Ausflug zu Wolfe hatte nicht allzu lange gedauert, daher hatte ich jetzt viel Zeit, um zu Abend zu essen und meine Hausaufgaben zu erledigen. Zur Abwechslung aß ich mit Kristin und Julia, was eine angenehme Pause von dem Drama meiner anderen Freunde war. Natürlich drehte sich der größte Teil der Mahlzeit um Julia, die von »Dave« schwärmte. Am Ende wollten sie und Kristin wissen, wann ich ihn wieder mitbringen würde.
Als der Abend voranschritt, begann ich mich auf mein Treffen mit Ms Terwilliger vorzubereiten. Ich war mir nicht sicher, welche Art von Magie wir im Freien üben würden, aber ich vermutete, dass ich auf alles gefasst sein sollte. Ich packte eine breite Auswahl an Gegenständen aus meiner Ausrüstung ein und hatte sogar die Weitsicht, einen Müsliriegel für den Hunger danach mitzunehmen. Sobald alles verstaut war, ging ich wieder nach unten. Ich war schon fast durch die Tür des Wohnheims, als Mrs Weathers mich rief.
»Sydney?«
Ich blieb stehen und blickte zurück. »Ja, Ma’am?«
»Wo gehen Sie hin? Es ist fast Sperrstunde.«
Stirnrunzelnd ging ich zu ihrem Tisch hinüber. »Ich habe einen Auftrag für Ms Terwilliger.«
Mrs Weathers wirkte bekümmert. »Ja, ich weiß, dass Sie das oft für sie tun … aber ich habe keine Autorisierung
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