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Magisches Erbe

Magisches Erbe

Titel: Magisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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könntest.«
    Meine Reaktion erfreute Ian sichtlich, und ich fragte mich, ob Adrian recht damit hatte, wie »unendlich dankbar« übersetzt wurde. »Ich werde ihn heute Abend nach dem Gottesdienst anrufen«, versprach Ian. Er wirkte jetzt entschlossen. »Hoffentlich können wir es schaffen, bevor dein Flieger morgen wieder geht.«
    Ich belohnte ihn, indem ich für den Rest des Dinners an jedem seiner Worte hing, als hätte ich noch nie etwas derart Faszinierendes gehört. Die ganze Zeit raste mein Herz in dem Wissen, dass ich jetzt einen Schritt näher daran war, Marcus’ Aufgabe zu erfüllen, einen Schritt näher daran, potenziell eine Verbindung zu einem Haufen waffenschwingender Fanatiker und der Organisation herzustellen, der ich mein Leben lang gedient hatte.
    Der Salat war winzig, daher ließen wir uns nach dem Dinner die Dessertkarte zeigen. Ian schlug vor, dass wir uns etwas teilten, aber das war mir ein klein wenig zu intim, ganz zu schweigen von unhygienisch. Also verputzte ich eine ganze Zitronentarte allein, war mir aber sicher, dass ich von der Fünf-Pfund-Marke noch weit entfernt war. Als Adrian mir erzählt hatte, ich würde gesünder aussehen, wenn ich etwas zunähme, hatte er noch hinzugefügt, dass es meine Körbchengröße verbessern würde. Ich konnte mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, was das für dieses Kleid bedeutete.
    Das Alchemistenzentrum in St. Louis befand sich in einem riesigen Industriebau, der sich als Produktionsbetrieb tarnte. Moroi-Einrichtungen – der Hof und ihre Schulen – gaben sich für gewöhnlich als Universitäten aus. Wie ironisch, dass »Geschöpfe der Nacht« zwischen schönen Gartenanlagen lebten, während sich »Diener des Lichtes« wie wir in hässlichen, fensterlosen Gebäuden versteckten.
    Im Inneren war jedoch alles makellos, hell und wohlorganisiert. Eine Empfangsdame checkte uns ein, als wir an der Anmeldung eintrafen, und summte uns mit vielen anderen Besuchern des Gottesdienstes durch. Überall waren goldene Lilien. Für viele war es ein fröhlicher Familienausflug, und jede Menge Kinder kamen im Schlepptau ihrer Alchemisteneltern. Als ich diese Kids beobachtete, die in unseren Beruf hineingeboren worden waren, beschlich mich ein merkwürdiges Gefühl. Ich fragte mich, wie sie wohl in zehn Jahren empfinden würden. Würden sie aufgeregt sein, um sich der Herausforderung zu stellen? Oder würden sie anfangen, Fragen zu stellen?
    Das Zentrum hatte drei Stockwerke über der Erde und fünf darunter. Man konnte zwar nicht einfach von der Straße aus hineinspazieren, aber die Alchemisten trafen dennoch Vorsichtsmaßnahmen, indem sie die harmlosen Büros im Erdgeschoss unterbrachten. Als wir alle den Flur entlang zum Auditorium gingen, kamen wir an der Lohnbuchhaltung, der Reiseabteilung und der Wartung vorbei. Vom Flur aus waren alle Büros durch große Glasfenster einsehbar und entsprachen so dem Alchemistenideal, dass wir nichts zu verbergen hatten.
    Die gesicherten Büros unterhalb der Erde waren jedoch nicht ganz so offen.
    Ich war in dieser Einrichtung schon einmal zu einem Trainingsseminar gewesen, das in dem Auditorium stattgefunden hatte, das wir für den Gottesdienst betraten. Trotz des spirituellen Themas der heutigen Abendveranstaltung hatte der Raum wenig Ähnlichkeit mit einer Kirche. Irgendwer hatte sich die Mühe gemacht, die Wände mit Tannengirlanden und roten Schleifen zu schmücken und Töpfe mit Weihnachtssternen auf die Bühne zu stellen. Der Raum verfügte über ein hochmodernes audiovisuelles System mit einer riesigen Leinwand, die einen überlebensgroßen Blick auf das Bühnengeschehen bot. Die Bestuhlung im Auditorium war so gut, dass selbst diejenigen, die in den hintersten Ecken saßen, eine ungehinderte Sicht hatten, weshalb die Leinwand wohl nur zur Hervorhebung da war.
    Ian und ich fanden zwei Plätze in der Mitte des Auditoriums. »Willst du nicht deinen Mantel ausziehen?«, fragte er hoffnungsvoll.
    Auf keinen Fall würde ich mich in dieser Höhle voll von Braungrau und hohen Kragen in diesem Kleid zeigen. Außerdem würde er etwas haben, worauf er sich freuen konnte, wenn ich den Mantel anbehielt. Adrian wäre stolz auf meine Fähigkeit, das andere Geschlecht zu manipulieren … und ich kam nicht umhin, mich zu fragen, wie gut Adrian diesem Kleid widerstehen könnte. Diese neue Macht verlieh mir ein Selbstbewusstsein, das schon mehr als gesund war.
    »Mir ist kalt«, sagte ich und zog den Mantel fester um mich. Es war

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