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Magisches Erbe

Magisches Erbe

Titel: Magisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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irgendwie lächerlich, da der Raum von den Bühnenscheinwerfern und den vielen Leuten bereits stickig war, aber da es draußen so kalt war, konnte ich vielleicht damit durchkommen.
    Für jemanden, der immer so zu frieren scheint, kannst du ziemlich schnell warm werden.
    »Sydney? Bist du das?«
    Ich erstarrte, nicht vor Schreck, meinen Namen zu hören, sondern wegen der Stimme, die ihn ausgesprochen hatte. Ich würde sie überall wiedererkennen. Langsam drehte ich mich von Ian weg und blickte in das Gesicht meines Vaters. Er stand im Gang und trug einen schweren Anzug aus Wolle. In seinem langsam ergrauenden, dunkelblonden Haar schmolzen Schneeflocken.
    »Hi, Dad«, begrüßte ich ihn. Dann sah ich, wer bei ihm war. »Zoe?«
    Ich konnte mich nur mit Mühe beherrschen, nicht aufzuspringen und sie zu umarmen. Ich hatte meine jüngere Schwester seit jener Nacht nicht mehr gesehen oder gesprochen, in der man mich aus dem Bett gerissen und nach Palm Springs geschickt hatte. Das war die Mission, von der sie trotz meiner Proteste glaubte, ich hätte sie ihr weggenommen. Es war die Mission, wegen der sie zu mir auf Distanz gegangen war.
    Ich musterte sie jetzt und versuchte einzuschätzen, wo wir standen. Sie stellte nicht den unverhohlenen Hass zur Schau, den ich bei unserer letzten Begegnung in ihren Augen gesehen hatte, was ein gutes Zeichen war. Leider wirkte sie aber auch nicht übermäßig warm und freundlich. Sie war vorsichtig, musterte mich prüfend – beinahe argwöhnisch. Mir fiel auf, dass sie noch keine goldene Lilie auf der Wange hatte.
    »Was für eine Überraschung, dich hier zu sehen«, rief mein Vater.
    Seine Abschiedsworte an mich waren gewesen: »Mach mir keine Schande«, daher war ich über seine niedrigen Erwartungen nicht besonders erstaunt. »Es sind Feiertage«, sagte ich. Mich jetzt zu einem Lächeln zu zwingen war sehr viel schwieriger als bei Ian. »Es ist wichtig, hier bei der Gruppe zu sein. Kennst du Ian Jansen?«
    Ian sprang mit großen Augen auf und schüttelte meinem Vater die Hand. Mit Elternbesuch hatte er ohne Zweifel nicht so bald gerechnet. »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Sir.«
    Mein Vater nickte ernst und schaute zwischen uns beiden hin und her. Die Überraschung darüber, mich hier zu sehen, wurde noch von der übertroffen, dass ich mit einem Date hier war. Ich schaute Ian an und versuchte zu erraten, wie er auf jemanden wie meinen Dad wirken würde. Ordentlich, respektvoll, ein Alchemist. Die Tatsache, dass Ian dazu neigte, mich zu langweilen, war dabei irrelevant. Ich bezweifelte, dass mein Vater jemals groß darüber nachgedacht hatte, dass ich mit anderen Männern ausgehen könnte, aber falls doch, dann hatte er wahrscheinlich nicht erwartet, dass ich einen solchen Fang machen würde.
    »Möchten Sie sich zu uns setzen, Sir?«, fragte Ian. Das musste ich ihm lassen, er hatte seinen anfänglichen Schock überwunden und jetzt auf korrekten Verehrer-Modus geschaltet. »Es wäre uns eine Ehre.«
    Zuerst dachte ich, Ian trage zu dick auf. Dann wurde mir klar, dass es tatsächlich eine Ehre sein konnte, meinen Vater kennenzulernen. Jared Sage war zwar kein Rockstar, aber er besaß unter den Alchemisten einen Ruf, der nach ihren Maßstäben herausragend war. Meinem Vater schien die Schmeichelei zu gefallen. Er willigte ein und setzte sich neben Ian.
    »Setz du dich zu deiner Schwester«, erklärte er Zoe und nickte in meine Richtung.
    Zoe gehorchte und blickte starr geradeaus. Sie war auch nervös. Als ich sie ansah, wurde mir bewusst, wie schmerzhaft ich sie vermisst hatte. Wir hatten von unserem Vater die gleichen braunen Augen geerbt, aber sie hatte Moms braunes Haar, was mich ein wenig eifersüchtig machte. Zoe wirkte außerdem viel besser angezogen als bei meiner letzten Begegnung mit ihr. Sie trug ein hübsches, dunkelbraunes Kaschmirkleid, und jedes Haar war an seinem Platz. Etwas an ihrem Aussehen störte mich, und ich wusste zuerst nicht, was es war. Dann wurde es mir jedoch schnell klar. Sie wirkte älter. Sie sah aus wie eine junge Dame, so alt wie ich. Vermutlich war es dumm von mir, darüber traurig zu sein, da sie fünfzehn war, aber irgendwie wünschte ich mir, sie könnte für immer ein kleines Kind bleiben.
    »Zoe.« Ich sprach leise, auch wenn ich mir keine Sorgen zu machen brauchte, dass die Männer zufällig mithörten, denn mein Dad fragte gerade Ian aus. »Ich wollte schon so lange mit dir reden.«
    Sie nickte. »Ich weiß. Mom erzählt es mir jedes Mal, wenn

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