Magisches Erbe
du anrufst.« Aber es kam keine Entschuldigung dafür, dass sie meinen Anrufen ausgewichen war.
»Es tut mir leid, wie es damals gelaufen ist. Ich wollte dir nicht wehtun oder dich überbieten. Ich dachte, dass ich dir einen Gefallen tue, indem ich dir erspare, daran beteiligt zu werden.«
Sie kniff den Mund zusammen, und etwas Hartes blitzte in ihren Augen auf. »Es macht mir überhaupt nichts aus, daran beteiligt zu werden. Ich will daran beteiligt werden, weißt du. Und es wäre toll gewesen! Mit fünfzehn im Außendienst zu sein. Ich hätte eine himmlische Karriere machen können. Dad wäre so stolz auf mich.«
Ich wählte meine nächsten Worte sehr sorgfältig, damit sie nicht gekränkt war. »Ja, aber ein weiteres Jahr mit Dad wird wirklich, äh, auch himmlisch sein. Er hat eine Menge Erfahrung – und davon brauchst du so viel, wie du kriegen kannst, glaub mir. Selbst wenn du mit sechzehn auf einen Auftrag warten musst, wirst du uns anderen immer noch voraus sein.«
Bei jedem Wort aus meinem Mund wurde mir übel, aber Zoe schien es mir abzukaufen. Es machte mir nichts aus, dass sie dazugehören wollte – aber es brachte mich um, dass sie es offensichtlich tat, um unseren Dad zu beeindrucken. »Ich nehme es an. Und ich lerne tatsächlich eine Menge. Ich wünschte, ich könnte zumindest ein bisschen Außendiensterfahrung sammeln – selbst wenn es nicht mein eigener Posten ist. Bei Dad ist alles Theorie. Ich habe noch nicht einmal einen Moroi gesehen.«
»Ich bin mir sicher, dass er das ändern wird.« Ich ermutigte sie darin zwar nicht gern, aber zumindest sprach sie mit mir.
Die Beleuchtung wurde heruntergefahren, und unser Gespräch brach ab. Orgelmusik und der Duft von Weihrauch erfüllten den Raum. Weihrauch und Harz galten in der Magie als normale Komponenten, und im Geiste begann ich sofort, sie mit Abschnitten aus den Zauberbüchern zu assoziieren, die ich so sorgfältig abgeschrieben hatte. Weihrauch wird zur Heilung von Brandwunden verwendet. Er kann auch zum Weben von Wahrsage- oder Reinigungszaubern benutzt werden …
Ich brach diesen Gedankengang sofort ab. Selbst wenn ich es für mich behielt, war es ein ziemliches Sakrileg, mitten in einem Alchemisten-Gottesdienst an Magie zu denken. Unbehaglich rutschte ich hin und her und fragte mich, was all diese Leute wohl denken würden, wenn sie die Wahrheit über mich kannten: dass ich Magie praktizierte und einen Vampir geküsst hatte …
Alchemisten-Priester wurden Hierophanten genannt. Sie vollführten Segnungen und boten bei Bedarf moralischen Rat an. Fürs Tagesgeschäft trugen sie Anzüge, aber zu diesem Anlass war der oberste Hierophant in eine Robe gekleidet, die mich unbehaglich an diejenigen erinnerte, die einige der Krieger übergestreift hatten. Es war noch eine weitere Erinnerung an unsere gemeinsame Geschichte – und vielleicht an unsere gemeinsame Zukunft. Marcus hatte recht gehabt. Dies war ein Rätsel, das ich lösen musste, egal wie ich zur Brechung der Tätowierung stand.
Ich hatte Gottesdienste wie diesen hier schon hin und wieder in meinem Leben besucht und kannte die lateinischen Gebete auswendig. Ich sang mit den anderen Mitgliedern der Gemeinde und hörte aufmerksam zu, als der Hierophant unsere Ziele noch einmal bestätigte, während seine Stimme durch das Soundsystem hallte. Obwohl die Religion der Alchemisten eine lose Verbindung mit dem Christentum aufwies, wurden Gott oder Jesus oder selbst Weihnachten nur selten erwähnt. Im größten Teil seiner Predigt ging es darum, dass wir helfen mussten, die Menschheit vor der Versuchung zu retten, den Strigoi zu folgen, die eine unheilige Unsterblichkeit anboten. Zumindest diese Warnung war nicht übertrieben.
Ich hatte Geschichten gehört und sogar mit eigenen Augen gesehen, was geschah, wenn Menschen beschlossen, den Strigoi zu dienen. Die Strigoi versprachen, ihre Diener als Belohnung zu verwandeln. Diese Menschen halfen Strigoi, ihr Böses zu verbreiten, und wurden damit selbst zu Monstern, da war gar keine Verwandlung notwendig. Diese dunklen Vampire versteckt zu halten diente dem Wohl der schwachen Menschen, die sich nicht selbst beschützen konnten. Ich passte besonders gut auf, als der Hierophant beiläufig die Moroi in seiner Predigt erwähnte – als ein Mittel zu dem Zweck, die Strigoi zu besiegen. Bei seinen Worten über die Moroi wurde es einem zwar nicht gerade warm ums Herz, aber zumindest rief er auch nicht zur Vernichtung von Moroi und Dhampiren auf.
Ich
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