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Magisches Erbe

Magisches Erbe

Titel: Magisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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entsprach. Außerdem war es ein bisschen ärgerlich. Wenn sie so klug war, warum konnte sie dann nicht verstehen, wie viel auf dem Spiel stand?
    »Jill, zu bleiben bedeutet ein großes Risiko – in jeder Hinsicht.«
    »Natürlich bedeutet es das!«, rief sie, und ihre Augen blitzten vor Zorn. »Jedes lebenswerte Leben birgt Risiken. Wenn du nach Mexiko gehst, wirst du es bereuen – und ich vermute, das weißt du auch.«
    Mein Telefon klingelte und verhinderte meine nächste Antwort. Es war Eddie. Er rief selten an, und Panik ergriff mich.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    Er klang verwundert. »Ich würde nicht sagen, dass etwas los ist … es ist nur überraschend. Ist Jill bei dir? Ihr zwei solltet wirklich runterkommen. Wir sind draußen.«
    Er legte auf, und ich blieb vollkommen verwirrt zurück. »Was ist passiert?«, fragte Jill.
    »Irgendwas Überraschendes, wie es scheint.«
    Wir gingen in die Lobby hinunter und erwähnten Adrian nicht mehr. Als wir nach draußen traten, fanden wir Eddie und Angeline vor, die bewusst jeden Blickkontakt miteinander vermieden. Neben ihnen stand ein hochgewachsener, gut aussehender Mann mit sauber geschnittenem, schwarzem Haar und leuchtend blauen Augen. Er trug eine strenge, ernste Miene zur Schau und ließ den Blick über die Umgebung schweifen.
    »Er ist ein Dhampir«, flüsterte Jill mir zu.
    Als wir näher kamen, hefteten sich seine Augen auf uns, und der grimmige Gesichtsausdruck entspannte sich.
    »Jill, Sydney«, sagte Eddie. »Das ist Neil Raymond. Er wird sich uns hier anschließen.«
    Neil machte eine so tiefe Verbeugung vor Jill, dass es fast ein Wunder war, dass er nicht auf dem Boden aufschlug. »Prinzessin Jillian«, sagte er mit tiefer Stimme. »Es ist mir eine Ehre, Euch zu dienen, und ich werde dies nach besten Kräften tun, selbst wenn das bedeuten sollte, mein Leben zu opfern.«
    Jill machte einen Schritt zurück und musterte ihn mit großen Augen. »D-Danke.«
    Eddie schaute zwischen ihnen hin und her, und ein kleines Stirnrunzeln erschien auf seinem Gesicht. »Neil ist zur Verstärkung geschickt worden. Ich nehme an, du hast eine Beschwerde darüber eingereicht, dass Jill nicht genug Schutz hat?« Diese Worte galten mir, und wenn ich mich nicht irrte, lag ein anklagender Unterton in seiner Stimme.
    »Nein – ich. Oh. Ich schätze, irgendwie schon.« Als ich bei Stanton versucht hatte, Schadensbegrenzung zu betreiben, hatte ich mich ja unter anderem darüber beschwert, dass mir Jill nicht sicher zu sein schien. Wahrscheinlich war dies Stantons Reaktion darauf. Es war zwar überraschend, wie Eddie gesagt hatte, aber ein Paar Augen mehr, das konnte nicht schaden. Nach der Art, wie sie Neil von Kopf bis Fuß musterte, schien es ihr jedenfalls nichts auszumachen.
    Ich schüttelte ihm die Hand. »Schön, dich bei uns zu haben, Neil. Gibst du dich als ein weiterer Cousin aus?«
    »Nein, nur als ein neuer Schüler«, antwortete er. Das war wahrscheinlich genauso gut. Unsere »Familie« drohte schon, die gesamte Amberwood zu übernehmen.
    Ich hätte gern ein wenig mehr über ihn erfahren, aber meine Zeit war um. Marcus holte mich bald ab, um zum Bahnhof zu fahren, da Latte zum Totalschaden erklärt worden war. Ich nehme an, das war eine andere Art von Abschluss, wenn auch ein trauriger.
    Als ich meinen Koffer holen ging, verabschiedete ich mich von allen und tat so, als hätte ich nur etwas zu erledigen. Eddie, Angeline und Jill kannten die Wahrheit, und ich konnte den Schmerz und das Bedauern in ihren Augen sehen – vor allem bei Jill. Ich betete, dass sie ohne mich zurechtkämen. Als ich wieder die Treppe hinunterkam, war Jill als Einzige noch da.
    »Ich habe vergessen, dir das zu geben«, sagte sie und händigte mir einen kleinen Umschlag aus. Mein Name stand darauf geschrieben, und ich erkannte die Handschrift.
    »Ich habe versucht, ihn zu erreichen, und dachte, dass er mir vielleicht aus dem Weg geht. Dann ist das vermutlich sein Lebewohl?« Ich war enttäuscht, dass ich Adrian nicht ein letztes Mal persönlich würde sehen können. Aber ein Brief war immer noch besser als gar nichts, wenn ich auch gewünscht hätte, mit diesen schönen Augen frisch im Gedächtnis fahren zu können. »Nimmt es … nimmt es ihn wirklich so mit?« Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er litt.
    »Lies den Brief«, sagte sie rätselhaft. »Und vergiss nicht, Sydney. Hier geht es nicht um mich. Es geht um euch beide. Du kannst alles andere kontrollieren, aber nicht das.

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