Magisches Erbe
immer funkeln sehen wie einen Stern. Es verfolgt mich, weißt du. Es verfolgt mich.«
Ich runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht, dass es auf den Orkneys Visions-Suchen gibt, Sir. Oder Schamanen.«
Wolfe beugte sich vor und drohte mir spielerisch mit dem Zeigefinger. Sein Auge war groß. »Lerne aus meinen Fehlern, Mädchen. Geh nicht auf die Orkneys. Man braucht keine mystische Vision, um das zu sehen, was man vor der Nase hat, hast du verstanden?«
Ich schluckte. »Ja, Sir.«
Danach eilte ich hinaus und dachte, dass es vielleicht gut sei, sich in einem anderen Land aufzuhalten als Malachi Wolfe.
Am nächsten Morgen bereitete ich mich darauf vor, mich von Jill zu verabschieden, aber sie kam mir zuvor und tauchte an meiner Tür auf. Es war das erste Mal seit dem Morgen nach diesem letzten Traum mit Adrian, dass wir wirklich miteinander gesprochen hatten.
Sie kam in mein Zimmer, und als sie den Koffer sah, runzelte sie die Stirn. »Du gehst also wirklich weg?«
»Ja. Und ich bin mir sicher, du weißt auch schon, warum.«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah mir direkt in die Augen, ohne die Zurückhaltung, die sie beim letzten Mal gezeigt hatte. Ich hatte Mühe, diesem Blick standzuhalten. »Sydney, verlass Adrian nicht wegen mir.«
»Es ist komplizierter«, sagte ich automatisch.
»Das ist es nicht«, entgegnete sie. »Nach allem, was ich gesehen und gehört habe, hast du einfach Angst. Du hast immer jedes Detail deines Lebens kontrolliert. Als du es nicht konntest – wie bei den Alchemisten –, hast du einen Weg gefunden, diese Kontrolle wieder zurückzugewinnen.«
»An Kontrolle gibt es nichts auszusetzen«, fuhr ich sie an.
»Nur dass wir sie nicht immer haben können, und manchmal ist das auch gut so. Sogar sehr gut«, fügte sie hinzu. »Und so ist es mit Adrian. Egal wie sehr du dich bemühst, du wirst deine Gefühle für ihn nicht kontrollieren können. Du kannst nicht anders, als ihn zu lieben, also läufst du weg. Ich bin nur ein Vorwand.«
Wer war sie eigentlich, mir eine solche Gardinenpredigt zu halten? »Denkst du, ich lüge, wenn ich sage, wie peinlich es dir ist, alles zu sehen, was zwischen uns geschieht? Jedes intime Detail wird zur Schau gestellt. Ich kann das nicht. Ich kann so nicht leben.«
»Adrian hat gelernt, so zu leben.«
»Ihm ist auch nichts anderes übrig geblieben.«
»Genau.« Ihre Heftigkeit wurde etwas milder. »Sydney, er hat mich von den Toten zurückgeholt. Das ist das Größte, was man für mich tun kann oder tun wird. Ich kann es ihm nicht zurückzahlen, aber ich kann ihn sein Leben so leben lassen, wie er es will. Ich erwarte nicht von ihm, dass er mich wegen des Bandes schützt, und ich werde ihn nicht verurteilen – oder dich. Eines Tages werden er und ich lernen, einander zu blockieren.«
»Eines Tages«, gab ich zurück.
»Ja. Und bis dahin tun wir unser Bestes. Indem du fortgehst, erreichst du nur, dass drei Leute unglücklich sind.«
»Drei?« Ich runzelte die Stirn. »Ich helfe dir.«
»Denkst du wirklich, dass ich glücklich sein kann, wenn er sich elend fühlt? Denkst du, ich mag die schwarzen Tage, die er hat?« Als ich schwieg, drängte sie weiter. »Hör mal, ich reagiere körperlich nicht so auf dich wie er, aber wenn er mit dir zusammen ist, ist er derart voller Freude … sie strahlt bis zu mir aus, und es ist eine der großartigsten Erfahrungen, die ich je gehabt habe. Ich selbst bin nie so verliebt gewesen wie ihr beide.«
»Ich bin nicht …« Ich konnte es nicht aussprechen, und sie warf mir einen wissenden Blick zu. Also versuchte ich es mit einer anderen Taktik. »Wenn ich hierbleiben würde, wäre es gefährlich, besonders für ihn. Die Alchemisten könnten alles herausfinden – über ihn, über meine Tätowierung, über Ms Terwilliger und über weiß Gott was sonst noch.«
»Und wenn sie es nicht herausfinden, schau, was du dann bekommst. Adrian. Uns. Magie. Die Chance, ihre Geheimnisse zu enthüllen. Ich weiß, dass du dieses Leben liebst. Warum solltest du es aufgeben? Du bist zu klug, um geschnappt zu werden. Wir werden dir helfen. Denkst du wirklich, Marcus und seine tollkühnen Gesellen können groß kämpfen, wenn sie ständig auf der Flucht sind?«
Ich schüttelte den Kopf. »Sie sind wie ich. Sie verstehen mich.«
Sie blieb stur. »Sie sind überhaupt nicht wie du. Sie reden bloß. Du handelst.«
Es war so überraschend, sie so zu sehen, derart selbstbewusst und so viel klüger, als es ihren Jahren
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