Magisches Erbe
schließlich.
»Von mir«, sagte ich. »Weil ich nicht so bin wie ihr. Ich kann nicht herumsitzen und nichts tun. Ich kann nicht weglaufen. Und … ich kann auch nicht mit euch mitkommen.«
Es fühlte sich gut an, das auszusprechen … und es fühlte sich auch richtig an. Die ganze Woche über hatte mir mein Verstand gesagt, dass es richtig sei fortzugehen, bevor es mit Adrian und den Alchemisten zum großen Knall käme. Und wahrscheinlich war das auch das Klügste. Ich war nie so richtig mit dem Herzen dabei gewesen, aber ich hatte versucht, es zu ignorieren. Erst, nachdem ich sowohl Jill als auch Marcus zugehört hatte, wurde mir bewusst, dass sich mein Verstand vielleicht ausnahmsweise einmal für die weniger logische Lösung entscheiden musste.
Eins musste ich Marcus lassen. Er wirkte tatsächlich besorgt und war nicht nur sauer, weil er nicht seinen Willen bekam. »Sydney, ich weiß, wie sehr du an diesem Ort und diesen Leuten hängst, aber es ist hier nicht sicher für dich. Es ist für dich nirgendwo sicher, solange dich die Alchemisten im Blick haben. Solange deine Tätowierung schutzlos ist.«
»Irgendwer hat mir gesagt, dass jedes lebenswerte Leben Risiken birgt«, erwiderte ich und konnte ein Lächeln nicht verbergen. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Jill zitieren würde.
Marcus schlug mit der Faust auf das Armaturenbrett. »Das ist doch sentimentaler Schwachsinn! In der Theorie klingt das gut, aber die Wirklichkeit ist völlig anders.«
»Welche Art von Wirklichkeit hättest du erschaffen können, wenn du bei den Alchemisten geblieben wärest?«, fragte ich. »Wie viel hättest du aufdecken können?«
»Nichts, wenn ich geschnappt worden wäre«, antwortete er rundheraus. »Und egal wie nutzlos du uns findest, ich habe Dutzende von Alchemisten befreit. Ich habe Clarence und anderen Moroi geholfen.«
»Du bist ja auch nicht nutzlos, Marcus. Du leistest gute Arbeit, aber wir gehen einfach nicht denselben Weg, das ist alles. Ich bleibe und mache es auf meine Weise. Hast du das nicht selbst gesagt, als wir uns das erste Mal begegnet sind? Den Moroi zu unseren eigenen Bedingungen helfen? Dies sind meine.«
»Du verschwendest deine Zeit!«
»Es ist aber meine Zeit, die ich verschwende«, gab ich zurück. Adrian hatte während des Fluges zu der Hochzeit genau das Gleiche zu mir gesagt, als ich ihm erklärt hatte, dass er mich nicht mehr lieben könne. Wegen Marcus fühlte ich mich wirklich mies, vor allem, da er ehrlich darauf gezählt hatte, dass ich ihn begleiten würde.
Er ergriff meine Hand. »Sydney, tu das bitte nicht«, flehte er. »Egal wie selbstbewusst du dich fühlst, egal wie vorsichtig du zu sein meinst, die Dinge werden außer Kontrolle geraten.«
»Sie sind bereits außer Kontrolle«, antwortete ich und öffnete die Beifahrertür. »Und ich werde aufhören, dagegen anzukämpfen. Danke für alles, Marcus. Ich meine es ernst.«
»Warte, Sydney«, rief er. »Verrat mir nur noch eins.«
Ich drehte mich um und wartete.
»Woher der Sinneswandel? Als du mich angerufen hast, um mir zu sagen, dass du mit nach Mexiko kommen würdest, hast du gesagt, dass dir klar geworden sei, dass es das Klügste sei. Warum hast du deine Meinung geändert?«
Ich schenkte ihm ein Lächeln, das hoffentlich genauso strahlend war wie sein eigenes. »Ich habe gemerkt, dass ich verliebt bin.«
Marcus war überrascht und sah sich um, als erwarte er, mein objet d’amour bei uns im Wagen sitzen zu sehen. »Und das hast du gerade erst gemerkt? Hattest du eben eine Art Vision?«
»Das war gar nicht nötig«, sagte ich und dachte an Wolfes unselige Reise zu den Orkneys. »Ich hatte es schon immer vor der Nase.«
Kapitel 25
Als Marcus endlich akzeptierte, dass ich nicht mitkommen würde, wünschte er mir alles Gute, obwohl sein Gesicht immer noch seine Fassungslosigkeit widerspiegelte. Er hatte vorgehabt, den Wagen am Bahnhof stehen zu lassen, aber nun gab er mir die Schlüssel dafür als Abschiedsgeschenk. Ich sah ihm nach und fragte mich, ob ich einen Fehler gemacht hatte. Dann dachte ich an grüne, grüne Augen und all die Arbeit, die Adrian und ich zusammen erledigen mussten. Es war die richtige Entscheidung … ich hoffte nur, dass ich nicht zu spät kam.
Er beantwortete meine Anrufe noch immer nicht. Hasste er mich? Oder hatte er sich irgendwo verschanzt, war depressiv und ertränkte seinen Kummer? Ich fischte seinen Brief aus der Handtasche und fragte mich, was ich darin finden würde. So wie ich
Weitere Kostenlose Bücher