Magisches Erbe
Interesse. Als ich ihn beobachtete, sah ich, dass er sein Handgelenk schonte. Ich konnte nicht glauben, dass ich einen solchen Schaden angerichtet hatte, und war trotz allem, was geschehen war, ein wenig schuldbewusst. »Du solltest das versorgen lassen«, sagte ich. Sabrina nickte zustimmend.
Er seufzte. »Das geht nicht. Zumindest nicht mit konventionellen Mitteln. Die Alchemisten haben ihre Augen überall.«
Konventionelle Mittel.
»Ich, ähm, kann dir vielleicht helfen, das Handgelenk durch unkonventionelle Mittel zu heilen«, bemerkte ich.
»Du kennst einen unabhängigen Arzt?«, fragte Sabrina hoffnungsvoll.
»Nein, aber ich kenne einen Moroi-Geistbenutzer.«
Marcus erstarrte, und irgendwie gefiel es mir, dass ich ihn unvorbereitet erwischt hatte. »Im Ernst? Wir haben von ihnen gehört, sind aber noch nie einem begegnet. Diese Frau, die sie hatten, Sonya. Sie war doch eine, oder? Sie war aber verschwunden, bevor wir mehr herausfinden konnten.«
Über Adrian zu sprechen machte mich nervös, aber Sabrina wusste wahrscheinlich schon von seiner Existenz, wenn sie mich beobachtet hatten. »Ja, sie war eine, und es gibt noch einen in Palm Springs. Ich könnte dich zu ihm bringen und dich von ihm heilen lassen.«
Aufgeregt erhellte sich Marcus’ Gesicht. Sabrina sah ihn entsetzt an. »Du kannst doch nicht einfach so mit ihr mitgehen.« War das Sorge oder Eifersucht in ihrer Stimme?
»Warum nicht?«, fragte er. »Sie gibt uns einen Vertrauensvorschuss, und das müssen wir auch tun. Außerdem brenne ich darauf, einen Geistbenutzer kennenzulernen. Das sichere Haus ist nicht allzu weit von Palm Springs entfernt. Du sorgst dafür, dass alles in Ordnung ist, und dann kommst du mich später abholen.«
Das gefiel Sabrina nicht, das gefiel ihr überhaupt nicht. Vielleicht verstand ich die Dynamik ihrer Gruppe noch nicht, aber es war klar, dass sie ihn als einen Anführer betrachtete und einen heftigen Beschützerinstinkt verspürte. Ich hatte sogar den Verdacht, dass ihre Gefühle für ihn mehr als professionell waren. Sie debattierten hin und her, ob er sicher sein würde oder nicht, und ich hörte ihnen wortlos zu. Die ganze Zeit über fragte ich mich, ob ich sicher wäre, wenn ich mit einem unbekannten Mann loszog. Clarence hat ihm vertraut, rief ich mir ins Gedächtnis. Und er ist ziemlich paranoid. Außerdem konnte ich es im Notfall vermutlich mit Marcus aufnehmen, da sein Handgelenk verletzt war.
Er überzeugte Sabrina schließlich davon, ihn gehen zu lassen, aber sie knurrte noch immer: »Wenn ihm irgendetwas passiert, bist du fällig.« Anscheinend war die knallharte Frau in der Arena nicht nur gespielt gewesen.
Wir trennten uns von ihr, und bald waren Marcus und ich auf der Straße nach Palm Springs unterwegs. Ich versuchte, weitere Informationen aus ihm herauszuholen, aber er biss nicht an. Stattdessen machte er mir ständig Komplimente und sagte Dinge, die hart an Anmache grenzten. Der Art nach zu urteilen, wie er auch mit Sabrina geschäkert hatte, dachte ich nicht, dass an mir etwas Besonderes sei. Er war es vermutlich einfach gewohnt, dass ihn die Frauen umschwärmten. Er war schon süß, das musste ich ihm lassen, aber es gehörte viel mehr dazu, um mich zu gewinnen.
Die Sonne ging unter, als wir vor Adrians Apartment anhielten, und ich fragte mich, ob ich ihn hätte vorwarnen sollen. Aber dafür war es jetzt zu spät.
Wir gingen zur Tür, und ich klopfte drei Mal. »Es ist offen«, rief eine Stimme von drinnen. Ich trat ein, und Marcus folgte mir.
Adrian arbeitete an einem abstrakten Gemälde von etwas, das wie ein kristallines Gebäude aus einer Fantasiewelt aussah. »Welch unerwartetes Vergnügen«, sagte er. Seine Augen fielen auf Marcus und wurden groß. »Ich fass es nicht. Du hast ihn gefunden.«
»Dank dir«, erwiderte ich.
Adrian warf mir einen Blick zu. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen – und verschwand gleich wieder. »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
»Oh.« Ich berührte leicht die geschwollene Stelle. Sie schmerzte zwar immer noch, aber nicht mehr so stark wie am Anfang. Dann sprach ich ohne nachzudenken. »Marcus hat mich geschlagen.«
Ich hatte noch nie gesehen, dass Adrian sich so schnell bewegte. Marcus hatte keine Chance zu reagieren, wahrscheinlich weil er von unserer Begegnung vorhin noch erschöpft war. Adrian stieß Marcus gegen eine Wand und verpasste ihm – zu meiner gänzlichen und maßlosen Überraschung – einen Hieb mit der Faust. Adrian hatte
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