Magisches Erbe
fast beiläufigem Ton, aber die Waffe strafte sie Lügen. »Ich meine, irgendwie wohl schon …«
»Sabrina ist eine Spionin«, erklärte Marcus. Er wirkte jetzt auch viel entspannter, da ich ihn nicht mehr angriff. »Eine ganz reizende. Sie arbeitet seit über einem Jahr undercover bei ihnen. Außerdem ist sie diejenige, die mir von dir erzählt hat.«
Wieder fiel es schwer zu entscheiden, wie ich darauf reagieren sollte. Ich war mir außerdem nicht sicher, ob ich ihnen diese Spion-Geschichte abkaufte. »Was genau hast du ihm erzählt?«
Er warf mir ein Filmstar-Lächeln zu. Seine Zähne waren so weiß, dass ich mich schon fragte, ob er Veneers hatte. Es schien nicht zu einem Schurken zu passen, der ständig auf der Flucht war, aber an diesem Tag stellte sich nichts als das heraus, was ich erwartet hatte. »Sie hat mir von diesem Alchemisten-Mädchen erzählt, das eine Moroi verteidigt und geholfen hat, ein Dhampir-Überfallkommando anzuführen.«
Anführen? Wohl kaum. Niemand – vor allem Stanton nicht – hatte es für notwendig erachtet, mich über diesen Überfall zu informieren, bis ich schließlich mittendrin gewesen war. Ich wollte mich aber auch nicht zu früh verraten. »Die Alchemisten haben diesen Überfall genehmigt«, sagte ich.
»Ich habe gesehen, wie du gesprochen hast«, erwiderte Sabrina. Ihr Blick fuhr zwischen Marcus und mir hin und her, grimmig mir und bewundernd ihm gegenüber. »Es war inspirierend. Und wir haben dich eine Weile beobachtet. Du hast in Palm Springs ziemlich viel Zeit mit den Moroi und Dhampiren verbracht.«
»Das ist mein Job«, erwiderte ich. Sie hatte damals eigentlich nicht besonders inspiriert gewirkt. Meistens hatte sie enttäuscht darüber ausgesehen, dass sie keine Möglichkeit hatte, die Waffe gegen mich einzusetzen.
Marcus’ Lächeln wurde jetzt wissend. »Nach dem, was ich gehört habe, hast du mit diesen Moroi beinahe befreundet gewirkt. Und jetzt bist du hier und auf der Suche nach mir. Du bist definitiv die Dissidentin, auf die wir gehofft hatten.«
Nein, das entwickelte sich ganz und gar nicht so, wie ich es geplant hatte. Es war sogar so ziemlich das Gegenteil von dem, was ich geplant hatte. Ich war so stolz auf meine Fähigkeit gewesen, Marcus aufzuspüren, und hatte keine Ahnung davon gehabt, dass er mich bereits beobachtet hatte. Das gefiel mir nicht. Dadurch fühlte ich mich verletzlich, selbst wenn sie einige der Dinge sagten, auf die ich gehofft hatte. Da ich das Gefühl brauchte, die Situation unter Kontrolle zu haben, versuchte ich so zu tun, als sei ich cool und tough.
»Vielleicht werden gleich noch andere Alchemisten auftauchen«, sagte ich.
»Sie wären längst hier«, meinte er und ließ meinen Bluff auffliegen. »Sie hätten dich nicht allein hergeschickt … obwohl ich tatsächlich in Panik geraten bin, als ich dich gesehen habe. Mir war nicht klar, wer du warst, und ich dachte, dir würden noch andere folgen.« Er hielt inne, und seine eingebildete Haltung wurde schuldbewusst. »Tut mir leid, dass ich dich, ähm, geschlagen habe. Falls du dich dann besser fühlst – du hast etwas ziemlich Schlimmes mit meinem Handgelenk angestellt.«
Sabrinas Gesicht war voller Sorge. »Oh, Marcus. Brauchst du einen Arzt?«
Probeweise bewegte er sein Handgelenk und schüttelte dann den Kopf. »Du weißt, dass das nicht geht. Man kann nie wissen, wer in einem Krankenhaus zuschaut. Man kann solche Orte zu leicht überwachen.«
»Du versteckst dich wirklich vor den Alchemisten«, sagte ich staunend.
Er nickte und wirkte beinahe stolz. »Hast du daran gezweifelt? Ich dachte, das hättest du gewusst.«
»Ich hatte es vermutet, aber ich habe es nicht von ihnen gehört. Sie leugnen deine Existenz.«
Das schien er witzig zu finden. Er schien eigentlich alles witzig zu finden, was ich etwas ärgerlich fand. »Yup. Das habe ich auch schon von den anderen gehört.«
»Welchen anderen?«
»Anderen, solchen wie dir.« Die blauen Augen hielten mich für einen Moment fest, als könnten sie all meine Geheimnisse sehen. »Anderen Alchemisten, die aussteigen wollen.«
Ich wusste, dass meine Augen jetzt groß waren. »Es … es gibt noch andere?«
Marcus setzte sich auf den Fußboden, lehnte sich an die Wand und hielt sich immer noch das Handgelenk. »Machen wir es uns bequem. Sabrina, steck die Waffe weg. Ich glaube nicht, dass Sydney Ärger machen wird.«
Sabrina schien sich dessen nicht so sicher zu sein, aber nach einigen Sekunden gehorchte sie, setzte
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