Magisches Erbe
Interesse daran, dich den Alchemisten auszuliefern, vor allem wenn du wirklich versuchst, Moroi zu beschützen. Du sagst, du hättest bei mir ein gutes Gefühl? Dann glaub mir auch, dass du wegen ihm keinen Grund zur Sorge hast. Er wäre nur da, damit ich mich ein bisschen sicherer fühle.«
»Bei uns hast du keinen Grund zur Beunruhigung«, entgegnete Marcus. »Wir werden dir nichts tun.«
»Ich will dir ja glauben. Aber ich habe noch nicht ganz das gleiche gute Gefühl wie du.«
Er antwortete nicht sofort und brach dann in Gelächter aus. »Na gut. Bring deinen Freund mit.« Er schüttelte mir die Hand, als besiegelten wir ein großes Geschäft. »Ich melde mich später mit den Details. Du wirst es nicht bedauern, Sydney. Ich schwöre es.«
Kapitel 11
Marcus verschwand zu seinem Versteck, wo immer es sein mochte, und ich fuhr nach Hause. Was er mir erzählt hatte, erschien mir nach wie vor unglaublich. Ich sagte mir, dass nichts davon wahr sein konnte. Das machte es mir viel leichter, damit umzugehen.
Zurück an der Amberwood traf ich auf das gewohnte Treiben auf den Fluren wegen der schulischen Abendveranstaltungen. Nach meinem schockierenden Ausflug kam es mir tröstlich vor, so ohne Fanatiker und kryptische Zauber. Sobald ich mein Wohnheimzimmer betrat, summte mein Handy mit einer SMS . Sie war von Jill: Komm zu uns, wenn du zurück bist. Ich seufzte. Anscheinend gab es keine Ruhe für die Gottlosen. Ich ließ meine Tasche in meinem Zimmer und trottete in den ersten Stock, unsicher, was ich dort vorfinden würde.
Jill öffnete die Tür und wirkte ungeheuer erleichtert, mich zu sehen. »Gott sei Dank. Wir haben einen Notfall.«
»Wir haben immer einen Notfall«, antwortete ich. Ich trat ein und sah Angeline mit dem Rücken zur Wand und einem unglücklichen Gesicht auf dem Boden sitzen. »Was ist passiert?«
Schnell blickte sie auf. »Es war nicht meine Schuld.«
Das flaue Gefühl in meinem Magen verstärkte sich. »Das ist es doch nie, oder? Also noch einmal: Was ist passiert?«
Als Angeline sich weigerte, mit der Sprache herauszurücken, antwortete Jill. »Sie hat Trey mit einem Algebra-Buch eine Gehirnerschütterung verpasst.«
Bevor ich auch nur anfangen konnte, dem zu folgen, sprang Angeline auf. »Der Arzt sagt, es sei keine Gehirnerschütterung!«
»Moment.« Ich sah zwischen den beiden hin und her und hoffte halb, dass sie über den Streich, den sie mir hier spielen mussten, gleich in Lachen ausbrechen würden. »Du hast Trey etwas angetan, das … eine ärztliche Behandlung erfordert hat?«
»Ich habe ihn kaum berührt«, beteuerte sie.
Ich setzte mich auf Jills Bett und widerstand dem Drang, unter die Decke zu kriechen. »Nein. Das kannst du nicht machen. Nicht schon wieder. Was hat der Direktor gesagt? Oh Gott. Wo wirst du jetzt hingeschickt?« Nach Angelines Schlägerei mit einer Motivationsband hatte man deutlich klargemacht, dass weitere Vorfälle dieser Art einen Schulverweis nach sich ziehen würden.
»Eddie hat die Schuld auf sich genommen«, sagte Jill. Ein kleines Lächeln glitt über ihre Züge. »Es gab fast keine Zeugen, daher hat Eddie erklärt, sie hätten in der Bibliothek herumgealbert und das Buch hin- und hergeworfen. Er hat behauptet, er sei unvorsichtig geworden und hätte das Buch zu heftig geworfen … und dass es Trey versehentlich am Kopf getroffen hätte.«
Angeline nickte. »Das ist irgendwie auch genau das, was wirklich passiert ist.«
»Nein, so war es nicht«, protestierte Jill. »Ich habe es mit angesehen. Du bist wütend geworden, als Trey dir gesagt hat, dass es doch eigentlich nicht so schwer verständlich sein sollte, dass x immer einen unterschiedlichen Wert hat.«
»Er hat unterstellt, ich sei dumm!«
Die Idee einer Variablen schien mir nicht allzu begreiflich zu sein, aber ich konnte sehen, dass Angeline bei allem zur Schau gestellten Trotz wirklich durcheinander war. Ich hatte immer den Eindruck gehabt, dass sie bei den Hütern eine Königin unter ihresgleichen gewesen war. Hier war sie ständig bemüht, in der Schule und mit den anderen mitzuhalten, verloren in einer Welt, die ganz anders aussah als die, in der sie aufgewachsen war. Da würde bestimmt jeder unsicher werden. Und obwohl ich bezweifelte, dass Trey sie tatsächlich als dumm bezeichnet hatte, konnte ich verstehen, dass einige seiner bissigen Kommentare so aufgefasst werden mochten.
»Hat Eddie deswegen Ärger bekommen?«, fragte ich. Für so etwas würde er zwar nicht von der Schule
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