Magisches Erbe
sollte, und dann sah ich unglücklich zu, wie der Mustang weggeschafft wurde. Sobald dieser sonnige gelbe Farbklecks um die Ecke verschwunden war, drehte ich mich zu Adrian um.
»Können wir los?«
»Haben wir genug Zeit?«
Ich warf einen Blick auf mein Handy und stöhnte. Die Folgen des Vandalismus hatten uns eine Menge Zeit gekostet. Trotzdem wollte ich nicht gern bis morgen warten, da ich gestern schon mit Marcus einen ganzen Tag verloren hatte. Ich rief Ms Terwilliger an und fragte sie, ob sie mir helfen würde, falls ich nach der Sperrstunde nach Hause käme.
»Ja, ja, natürlich«, sagte sie in einem Tonfall, als könne sie nicht verstehen, warum ich mir überhaupt die Mühe gemacht hatte, sie anzurufen. »Sprechen Sie einfach mit diesen Mädchen.«
Ms Terwilliger hatte mir sechs Namen gegeben. Um Wendy Stone hatten wir uns schon gekümmert. Drei der Mädchen lebten relativ nah beieinander – sie waren heute Abend unser Ziel. Die beiden letzten wohnten näher an der Küste, und wir hofften, sie morgen zu erreichen. Adrian versuchte während der Fahrt, mit mir Konversation zu machen, aber ich war in Gedanken immer noch bei dem Mustang.
»Gott, ich bin Idiot«, sagte ich, als wir unser Ziel fast erreicht hatten.
»Diesen Ausdruck würde ich nie verwenden, wenn ich dich beschreiben wollte«, entgegnete er prompt. »Wortgewandt. Gut gekleidet. Klug. Gut organisiert. Schön. Solche Ausdrücke würde ich benutzen, aber niemals ›Idiot‹.«
Ich hätte beinahe gefragt, warum »schön« erst nach »gut organisiert« gekommen war und erinnerte mich dann an das eigentliche Problem. »Ich steigere mich in dieses Auto hinein, obwohl das Leben einiger Mädchen auf dem Spiel steht. Es ist dumm. Ich setze falsche Prioritäten.«
Zwar hielt ich den Blick auf die Straße gerichtet, merkte aber, dass er lächelte. »Wenn deine Prioritäten wirklich falsch wären, wärest du diesem Abschleppwagen gefolgt. Du hast dich aber aufgemacht, wildfremden Menschen zu helfen. Das ist sehr edel, Sage.«
»Schließ dich nicht aus«, erwiderte ich. »Von dir ist es auch ziemlich edel, dass du diese Fahrten mit mir unternimmst.«
»Es ist zwar nicht das Gleiche wie Skee-Ball, aber es muss reichen. Wie war das überhaupt? Hast du etwas erfahren?«
»Ich habe sogar eine ganze Menge erfahren – ein paar ziemlich unglaubliche Sachen. Ich warte aber immer noch auf Beweise dafür.«
Am Anfang war uns das Glück hold. Die beiden ersten Mädchen waren zu Hause, obwohl ihre Reaktionen ähnlich waren wie bei Wendy Stone. Diesmal hatte ich daran gedacht, den Zeitungsartikel mitzubringen, in der Hoffnung, dass er einen stärkeren Eindruck machen würde. Dieses schauerliche Foto gab ihnen zumindest zu denken, aber als ich ging, wusste ich nicht, ob sie mich wirklich ernst nahmen und die Achat-Amulette benutzen würden.
Beim letzten Namen ließ uns das Glück im Stich. Es war ebenfalls eine College-Studentin, was bedeutete, dass wir einen weiteren Campus besuchen mussten. Ihr Name war Lynne Titus, und sie wohnte in einem Haus, das zu einer Studentinnenverbindung gehörte. Ich gestehe, dass ich, als ich anklopfte, fest damit gerechnet hatte, eine Gruppe rosa gekleideter Mädchen bei einer Kissenschlacht im Wohnzimmer vorzufinden. Aber als wir dann hereingeführt wurden, betraten wir ein ordentliches Zuhause, das sich nicht allzu sehr von Wendys Haus unterschied. Einige Mädchen kamen und gingen, während andere mit Lehrbüchern und schriftlichen Arbeiten beschäftigt waren.
»Lynne?«, fragte das Mädchen, das uns hereingelassen hatte. »Ihr habt sie gerade verpasst.«
Ich wusste, dass dies keine Besonderheit war. Diese Mädchen hatten schließlich ein Leben. Sie würden nicht alle darauf warten, dass ich vorbeikam und mit ihnen redete. Ich schaute beklommen aus einem Fenster auf der anderen Seite und sah, dass sich der Himmel langsam purpurn färbte. »Irgendeine Ahnung, wann sie zurück sein wird?«
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir leid. Ich weiß nicht, wo sie hingegangen ist.«
Adrian und ich tauschten einen Blick. »Du bist nicht an die Sperrstunde gebunden«, rief er mir ins Gedächtnis.
»Ich weiß. Aber das bedeutet nicht, dass ich die ganze Nacht damit verbringen will, auf Lynne zu warten.« Im Geiste stellte ich einige Berechnungen an. »Ich nehme an, wir können zwei Stunden warten. Höchstens drei.«
Adrian schien darüber hocherfreut zu sein, und ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, ob er aufgeregter
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