Magisches Erbe
gehört, also habe ich angefangen, Fragen zu stellen. Eine Menge Fragen. Und das war eben der Punkt, an dem es wirklich übel wurde. Fragen kommen nicht immer gut an – vor allem dann nicht, wenn man ihnen damit auf die Nerven geht.«
Ich dachte an meine eigenen Erfahrungen. »Ja, das ist schon wahr.«
»Da bin ich gegangen. Oder vielmehr abgehauen. Ich konnte die Zeichen sehen. Ich hatte eine Grenze überschritten und wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bevor ich eine Fahrkarte in die Umerziehung bekäme. Ohne Rückfahrschein.« Eine weitere Runde begann, und er bedeutete mir, an den Automaten zu treten. »Willst du mal probieren?«
Ich war immer noch so fassungslos über das, was er gesagt hatte, dass ich einen Ball übernahm. Die Alchemisten waren logisch, organisiert und vernünftig. Ich wusste, dass manche Alchemisten gerne härter gegen die Strigoi vorgegangen wären, aber unsere Gruppe wollte unter keinen Umständen mit schießwütigen Fanatikern zusammenarbeiten. »Stanton hat mir gesagt, dass wir die Krieger nur dulden. Dass wir sie einfach im Auge behalten.«
»Das hat man mir auch erzählt.« Er beobachtete mich, wie ich das Ziel anvisierte. »Übrigens, bei diesem Spiel gibt es eine Art Lernkurve. Du wirst vielleicht ein paar Runden brauchen, um …«
Ich warf und traf den Fünfzigpunktering. Marcus konnte sekundenlang nur auf den Automaten starren, während das Grinsen aus seinem Gesicht verschwand.
»Du hast gesagt, du hättest noch nie gespielt!«, rief er.
»Hab ich auch nicht.« Ich warf noch mal fünfzig Punkte.
»Wie machst du das dann?«
»Keine Ahnung.« Wieder fünfzig Punkte. »Man dosiert die Kraft nach dem Ballgewicht und dem Abstand zum Ring. So schwer ist das gar nicht. Eigentlich ist es ein ziemlich langweiliges Spiel.«
Marcus war immer noch sprachlos. »Bist du eine Art Superathletin?«
Vor Lachen schnaubte ich beinahe. »Man braucht kein Athlet zu sein, um das zu spielen.«
»Aber … nein.« Er sah erst die Ringe an, dann mich und dann wieder die Ringe. »Das ist unmöglich. Ich habe dieses Spiel schon als kleiner Junge gespielt! Mein Dad und ich sind im Sommer pausenlos bei uns auf den Jahrmarkt gegangen, und ich habe jedes Mal mindestens eine Stunde lang dieses Spiel gespielt.«
»Vielleicht hättest du zwei Stunden draus machen sollen.« Ich warf einen weiteren Ball. »Jetzt erzähl mir mehr über die Krieger und die Alchemisten. Hast du jemals einen Beweis gefunden?«
Er brauchte einige Sekunden, um sich wieder in das Gespräch einzuschalten. »Nein. Ich habe es versucht. Ich habe mich sogar eine Weile lang mit den Kriegern angefreundet – so habe ich Clarence kennengelernt. Meine Gruppe ist auf einige dunkle Geheimnisse über die Alchemisten gestoßen und hat andere Moroi vor den Kriegern gerettet, aber wir konnten niemals eine Verbindung zwischen den beiden Gruppen herstellen.« Er machte eine dramatische Pause. »Bis jetzt.«
Ich nahm den nächsten Ball. Diese banale Aktivität half mir, seine bestürzenden Worte zu analysieren. »Was ist passiert?«
»Es war purer Zufall. Wir fanden einen Mann, der jetzt für uns arbeitet und gerade die Alchemisten verlassen und seine Tätowierung gebrochen hatte«, erklärte er. Er sprach davon, als sei es keine große Sache, aber ich konnte mich von dem unguten Gefühl bei »Tätowierung gebrochen« immer noch nicht freimachen. »Er hatte etwas belauscht, das zu etwas passte, das Sabrina enthüllt hatte. Jetzt müssen wir nur noch den Beweis finden, der alles miteinander verbindet.«
»Wie willst du das machen?«
»Du wirst es machen.«
Er sagte den Satz genau in dem Moment, als ich einen weiteren Ball abschoss. Der Schuss ging meilenweit daneben, verfehlte die Ringe und sogar den ganzen Automaten. Der Ball prallte von der Wand ab und landete vor den Füßen einiger erschrockener Mädchen. Marcus holte ihn zurück und schenkte ihnen ein entschuldigendes Lächeln, worauf sie überschwänglich versicherten, dass es überhaupt kein Problem gewesen sei. Sobald sie fort waren, beugte ich mich zu Marcus vor.
»Was hast du gesagt?«
»Du hast schon verstanden. Willst du dich unserer Gruppe anschließen? Willst du deine Tätowierung brechen?« Er wirkte unverschämt selbstgefällig. »Dann ist das alles ein Teil des Vorgangs.«
»Ich habe nie behauptet, dass ich etwas davon tun wollte!«, zischte ich. »Ich wollte nur mehr über sie herausfinden.«
»Und ich wette, du würdest nur zu gern wissen, ob es bei den
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