Magisches Erbe
Intellektuellen gehöre. Aber er hatte auch gesagt, dass es mit Violett durchsetzt sei, was auf eine leidenschaftliche und spirituelle Natur hindeute. Normalerweise zählte ich sie nicht zu meinen Eigenschaften … aber manchmal wünschte ich mir schon, sie zu haben.
Ich beobachtete fasziniert, wie er ein großes, silbernes Herz malte, an dessen einer Seite Flammen züngelten. Es war ganz im keltischen Stil ausgeführt. Wunderschön.
»Woher hast du das?«, fragte ich staunend. Ich hatte viele seiner Arbeiten gesehen, aber nie etwas wie dieses.
Sein Blick war auf das Herz gerichtet, vollkommen in seine Arbeit versunken. »Nur etwas, das mir im Kopf herumgeht. Erinnert mich an dich. Feurig und süß, beides gleichzeitig. Eine Flamme in der Dunkelheit, die meinen Weg erhellt.« Seine Stimme … seine Worte … Es war einer seiner geistgetriebenen Augenblicke. Es hätte mich beunruhigen sollen, aber da war etwas Sinnliches an der Art, wie er sprach, etwas, das mir den Atem stocken ließ. Eine Flamme in der Dunkelheit.
Er vertauschte den silbernen Pinsel gegen einen schwarzen. Bevor ich ihn daran hindern konnte, schrieb er über das Herz: AYE . Darunter fügte er in kleineren Buchstaben hinzu: EHRENMITGLIED .
»Was machst du da?«, rief ich. Der Bann war gebrochen. »Du hast es ruiniert!«
Adrian musterte mich mit einem schelmischen Blick. »Ich dachte, es würde dir schmeicheln, als Ehrenmitglied aufgenommen zu werden.«
»Wie komme ich rein?«, fragte eins der Mädchen.
Trotz meiner Entrüstung nahm ich das T-Shirt, als er es mir gab. Ich hielt es vorsichtig hoch, um die Malerei nicht zu zerstören. Trotz der lächerlichen Worte war das feurige Herz atemberaubend. Es schimmerte durch, und ich konnte nicht aufhören, es zu bewundern. Wie konnte jemand, der so respektlos war, etwas so Schönes erschaffen? Als ich endlich wieder aufschaute, stellte ich fest, dass Adrian mich beobachtete. Der Bann ergriff mich schon wieder, und ich konnte mich nicht bewegen.
»Du hast gar nichts gemalt«, sagte er leise.
»Das liegt daran, dass ich null Kreativität besitze«, antwortete ich.
»Jeder besitzt ein bisschen Kreativität«, beharrte er, reichte mir den silbernen Pinsel und rutschte zur Seite, um sich neben mir an die Wand zu lehnen. Unsere Beine und Arme berührten einander. Er legte sich sein eigenes AYE -Shirt über den Schoß. »Nur zu. Füg etwas hinzu, irgendwas.«
Ich schüttelte protestierend den Kopf und versuchte, ihm den Pinsel in die Hand zu drücken. »Ich kann weder zeichnen noch malen. Ich werde es ruinieren.«
»Sydney.« Er schob mir den Pinsel wieder hin. »Es ist ein Piratenskelett, nicht die Mona Lisa. Du wirst seinen Wert bestimmt nicht mindern.«
Das vielleicht nicht, aber ich zerbrach mir den Kopf, was ich dem hinzufügen konnte. Ich besaß viele Fähigkeiten, aber das war eine Nummer zu groß für mich – vor allem im Vergleich zu seinem Können. Etwas in seiner Miene trieb mich jedoch an, und nach gründlichem Nachdenken tat ich mein Bestes, eine Krawatte um den Hals des Skeletts zu zeichnen. Adrian runzelte die Stirn.
»Ist das eine Schlinge?«
»Es ist eine Krawatte!«, rief ich und versuchte, nicht gekränkt zu sein.
Er lachte. Ihm war anzusehen, dass er sich darüber freute. »Mein Fehler.«
»Er kann an einer Vorstandssitzung teilnehmen«, fügte ich in dem Drang hinzu, meine Arbeit verteidigen zu müssen. »Jetzt ist er korrekt gekleidet.«
Das schien Adrian noch mehr zu gefallen. »Natürlich ist er das. Korrekt und gefährlich.« Seine Heiterkeit verblasste ein wenig, und er wurde nachdenklich, während er mich betrachtete und mit seinem Blick festhielt. »Genau wie du.«
Ich hatte mir wegen der künstlerischen Herausforderung solche Sorgen gemacht, dass mir gar nicht bewusst war, wie nahe er mir gekommen war. Ich nahm so viele Einzelheiten wahr. Die Form seiner Lippen, die Linie seines Halses. »Ich bin nicht gefährlich«, hauchte ich.
Er näherte sich meinem Gesicht. »Für mich schon.«
Und dann, irgendwie und gegen jede Vernunft, küssten wir uns. Ich schloss die Augen, während die Welt um mich herum verblasste. Der Lärm, der Rauch … waren verschwunden. Alles, was zählte, war der Geschmack seines Mundes, eine Mischung aus Nelken und Pfefferminz. Sein Kuss hatte etwas Wildes, etwas Verzweifeltes … und ich antwortete, genauso hungrig nach ihm. Ich wehrte mich nicht, als er mich näher an sich zog, sodass ich fast auf seinem Schoß saß. Ich hatte mich noch nie so
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