Magisches Spiel
einem Elternteil oder irgendjemandem sonst durch die Hände dieser Mörder ein Leid zugefügt wird, dann kannst du wetten, dass es mir das wert ist. Du bist bereit, dein Leben für dein Land zu lassen, und ich besitze diese Gabe, die außer mir niemand zu haben scheint.
Ob es sich dabei um eine Gabe Gottes oder um eine Mutation handelt, weiß ich nicht, und für mich spielt das, offen gesagt, auch gar keine Rolle. Ich habe von mir aus beschlossen …« Sie sah ihm fest in die Augen. »Ich habe aus freiem Willen entschieden, sie dafür einzusetzen, Mördern das Handwerk zu legen. Es mag sein, dass für mich mit dir die Sonne auf- und untergeht, und du kannst im Schlafzimmer und auch sonst überall über mich bestimmen, aber nicht in diesem Punkt. In diesem Punkt bestimme ich, wann ich aufhöre, nicht du.«
Kaden kippte seinen Stuhl zurück, sagte nichts und sah sie aus halbgeschlossenen Augen grüblerisch an. Sein Gesicht war wie eine Maske, sein Mund fest zusammengekniffen, und er sah beängstigend aus. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Kaden würde ihr niemals wehtun, und schon gar nicht, weil sie einen festen Standpunkt bezog und obendrein Recht hatte – das täte er niemals . Sie zwang sich, stumm zu bleiben und ihn nicht zu besänftigen, obwohl sie es gern getan hätte. Sie schlug die Augen nieder und trank einen Schluck Tee; dabei hielt sie den Becher fest gegen ihre pochende Handfläche gepresst und verbarg den Abdruck des Schwerts vor ihm.
»Es war dein Entschluss aufzuhören. Ich habe dich gegen deinen Willen wieder in diese Dinge hineingezogen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Du hattest vor, ihnen zu sagen, du hättest mich nicht gefunden oder ich hätte meine Fähigkeiten verloren. Ich habe mich aus freiem Willen entschieden, mit dir zu kommen.«
Seine Mundpartie wurde noch grimmiger, ein Muskel zuckte, und seine Augen wurden zu zwei blauen Eissplittern. »Du machst dir keine Vorstellung davon, wie weit ich gehen würde, um für deine Sicherheit zu sorgen.«
Er ließ jede Spur von Nachgiebigkeit vermissen, und seine Stimme klang alles andere als liebevoll. Sie klang kalt und hart und furchteinflößend. Tansy erhaschte einen Blick auf diesen achtjährigen Jungen, der in der gewaltigen Blutlache, in der seine Familie lag, eine Waffe fand und beschloss, sie aufzuheben, um auf seine eigene Weise für Gerechtigkeit zu sorgen. Er war skrupellos und erbarmungslos, und wenn es darum ging, sie zu beschützen, würde er das in noch höherem Maß sein.
»Ich verlasse mich darauf, dass du für meine Sicherheit sorgst, während ich es tue, Kaden. Aber wir müssen sie aufhalten. Nicht um deiner Freunde willen, sondern weil sie teuflisch sind und wir nicht zulassen dürfen, dass sie frei herumlaufen und auf unschuldige Menschen losgehen. Das weißt du genauso gut wie ich. Du hast selbst nicht die Absicht aufzuhören.«
»Das ist etwas anderes.«
Sie schnaubte, und der Tee wäre ihr fast zur Nase herausgekommen. »Und warum? Weil du dich für den Größten hältst?«
Die Stuhlbeine trafen mit einem lauten Knall auf den Boden, als er sich über den Tisch beugte und seine Handfläche unter ihr Kinn legte. »Nein. Weil du meine Frau bist und weil mich der Teufel holen soll, wenn dir etwas zustößt. Ich habe nicht gerade sonderlich viel empfunden, bevor ich dir begegnet bin, und da ich jetzt Gefühle habe, passt es mir nicht, wohin sie mich führen könnten, wenn etwas Schlimmes passiert. Du willst das nicht hören, Tansy, aber ich bin den Männern, die du jagst, nicht ganz unähnlich.«
»Das ist nicht wahr, Kaden.«
»Von mir aus kannst du dich selbst belügen, aber sei
niemals so dumm zu glauben, ich würde nicht für dich töten oder für dich sterben. Wenn du die Mörder aufspüren willst, dann wirst du dich an die Regeln halten, die ich aufstelle. Es ist mein Ernst, Tansy, du wirst meine Vorschriften befolgen. Weiter komme ich dir nicht entgegen.«
»Das ist überhaupt kein Entgegenkommen.«
»Doch, und ob. Ich will nicht, dass du mit diesem ganzen Schmutz in Berührung kommst. Ich könnte dich in einem sicheren Versteck einsperren und dich rund um die Uhr von zehn Wächtern bewachsen lassen, und es gäbe nicht das Geringste, was du dagegen unternehmen könntest. Erzähl mir also nicht, ich sei nicht kompromissbereit.«
»Du verhältst dich wie ein hundsgemeiner Kerl.«
Er stemmte beide Hände auf den Tisch und beugte sich dicht zu ihr vor; seine Stimme war gesenkt, seine Augen gletscherblau. »Ich
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