Magisches Spiel
in der Ferne, kam mit langen Schritten auf sie zu. Die Gestalt eines Mannes. Mit einem teuflischen Grinsen im Gesicht watete er durch das Blut. Sie keuchte, rang um Luft, konnte sich nicht von der Stelle rühren und fürchtete sich davor, etwas zu sagen und seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Um sich herum hörte sie die Klagelaute der Toten.
»Du träumst, Tansy. Wach auf«, murmelte sie, klammerte sich an die Hoffnung, doch sie glaubte keinen Moment daran, dass sie aufwachen würde.
Sie schloss sogar die Augen und betete, dass die verschwommene Gestalt fort sein würde, wenn sie die Augen wieder aufschlug. Stattdessen war der Mann näher gekommen. Er war mittelgroß und von einem so unauffälligen Äußeren, dass er in einer Menschenmenge unterginge. Er war nicht attraktiv, aber er war auch nicht reizlos, ein Mann, dem die Intelligenz an den Augen anzusehen war und der eine Form von Energie verströmte, die sie wiedererkannte. Ihr Herz sank. Der Puppenspieler.
»Tansy Meadows, es ist mir ein Vergnügen, dir endlich zu begegnen.« Er war in einer geringen Entfernung von ihr stehen geblieben, sein Blick glitt über ihr Gesicht, und er weidete sich an ihrer Furcht. Er wirkte barbarischer als jedes wilde Tier, das sie jemals fotografiert hatte. Er war ein Raubtier, das sich zur Tarnung in einen Schafspelz gehüllt hatte.
Tansy nahm die Schultern zurück, reckte ihr Kinn in die Luft und fühlte, wie schnell ihr Herz schlug. »Sie.«
Er lächelte süffisant. »Du hast es bisher recht geschickt angestellt, mich aus deinen Träumen fernzuhalten. Es hat mich überrascht, welch eine würdige Gegenspielerin du bist. Du bist mir zwar nicht ebenbürtig, aber doch immerhin sehr gut.«
»Was bringt Sie auf den Gedanken, ich sei Ihnen nicht ebenbürtig?«
»Ich habe dich gefunden. Du konntest mich nicht finden.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ein Reporter hat mich gefunden. Sie haben in einer Zeitung etwas über mich gelesen und reine Vermutungen angestellt. Aber Sie können meine Eltern nicht finden, und Sie haben mich nicht ohne fremde Hilfe aufgespürt. Ich dagegen habe
Ihre Spur aufgenommen und Sie gefunden. Ihr sicheres kleines Häuschen in nächster Nähe des Stützpunktes ist nicht so sicher, wie Sie glauben. Ihr kleiner Schuppen, in dem Sie Ihre illegalen Elfenbeinfiguren für Ihre Auftragsmorde schnitzen, ist jetzt meine Domäne. Und ich kenne Ihren Namen nicht etwa, weil ich geschummelt habe, sondern weil ich als Fährtenleser unschlagbar bin. Ich habe Sie gefunden, James R. Dunbar .«
Tansy zwang sich, ihre zutiefst verächtliche Miene beizubehalten, obwohl sie innerlich vor Angst bebte. Es hatte einen Plan gegeben. Zu diesem Plan hatte es nicht gehört, durch Blut zu waten, doch sie erinnerte sich daran, dass es einen Plan gegeben und dass Kaden ihr ins Ohr geflüstert hatte, ihr könne nichts passieren.
Dunbars Gesicht verzerrte sich vor Wut; es lief leuchtend rot an und wurde fleckig. »Du Miststück.«
»Warum nehmen Männer immer Zuflucht zu Beschimpfungen, wenn Frauen ihnen einen Arschtritt geben? Ich habe viel über Sie herausgefunden, Dunbar. Zum Beispiel, dass Sie ein dickes Konto bei einer Offshore-Bank haben. Es scheint ganz so, als hätten Ihre Marionetten keine Ahnung, dass Sie die Knete für die Arbeit einkassieren, die sie Ihnen abnehmen. Sie nehmen Mordaufträge an und lassen für Geld töten. Ziemlich brillant, das gebe ich zu. Sie haben tatsächlich Ihre eigenen Mörder nach Ihren persönlichen Vorstellungen entworfen. Designerkiller. Sie denken sich ein Spielchen aus und bereiten die Karten vor, auf denen nicht nur ganz bestimmte Opfer genannt werden, sondern auch ihre Todesart bis in alle Einzelheiten festgelegt wird, und dann erteilen Sie Ihren Marionetten Anweisung, die Morde an Ihrer Stelle zu begehen. Selbst wenn sie geschnappt
würden, ließe sich keine Verbindung zu Ihnen nachweisen.«
Die Rötung seines Gesichts ging zurück, und auf seinen Zügen zeigten sich List und eine Spur von Freude über dieses Kompliment. »Du bist ein kluges Mädchen. Ich habe dich unterschätzt.«
Sie zuckte die Achseln. »Das tun die meisten Menschen. Ich würde wetten, Sie hat man auch immer wieder unterschätzt.« Sie musste ihn dazu bringen, weiterzureden, während sie innerlich darum rang, sich den Plan in Erinnerung zu rufen. Sie wollte Abstand von ihm halten, doch sie konnte sich nicht von der Stelle rühren, und er kam langsam, aber sicher näher.
»Ich glaube, du unterschätzt mich,
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