Magisches Spiel
sie sofort fallen!« Galle stieg in ihm auf. Er war wütend gewesen. Er gestattete sich grundsätzlich keine Wut. Er blieb beherrscht, denn wenn er den Entschluss traf, jemanden zu verletzen, dann musste sich diese Entscheidung auf Logik und Vernunft stützen, nicht auf Emotionen. »Tansy …« Er flüsterte ihren Namen und zog ihren schlaffen Körper in seine Arme.
Da war so viel Blut. Das gefiel ihm. Wie es spritzte und sprühte. Wie ein Gemälde, und er war der Künstler. Er hatte eine andere Karte gewollt. Er durfte sie nicht missbrauchen. Keine von beiden. Das Mädchen war vierzehn und die Mutter – ah, die Mutter. Sie war eine Schönheit. Und ein so gottverdammter Snob. Er hätte sie liebend gern gezwungen zuzusehen, wie er sich die Tochter als Erste vornahm. Aber das würde ihn Punkte kosten. Wie viele Punkte wurden ihm abgezogen, wenn er sie beide fickte? Würde es die Sache wert sein? Sie würden alle rasend sauer auf ihn sein, aber zum Teufel damit, er hatte sich ein bisschen Spaß verdient.
Es war nicht seine Schuld, dass er die falsche Karte gezogen hatte. Der Klang ihrer Stimmen, wenn sie schluchzten und flehten, war besser als jede Droge, besser als jedes Aphrodisiakum. Den Mann hatte er sich zuerst vorgeknöpft. Ein Macho. Der Idiot hatte sich eingebildet, er könnte für die Sicherheit seiner Familie sorgen. Dann kam der Sohn dran. Die reinste Zeitvergeudung, das Balg zu töten, aber er konnte es nicht gebrauchen, dass der Junge schrie. Nein, jetzt fing der Spaß erst an. Er hatte Zeit
und könnte stundenlang seinen Spaß haben, aber wenn er seine Fantasien auslebte, würde er Punkte verlieren. Was sollte er jetzt am besten tun?
Er hockte sich neben die Frau und feixte, von seiner Macht berauscht. Sie täte alles, um am Leben zu bleiben. Absolut alles, was er wollte. Ein Jammer, Süße, aber dein Tod steht in den Karten … Er begann, über seinen eigenen Witz zu lachen.
Tansy konnte eine weit entfernte Stimme hören, die ihren Namen rief. Die Stimme klang vertraut, und sie versuchte, sich darauf zu konzentrieren. Sie war in einem Labyrinth von Toten. So viele Leichen. So viel Blut. Die Opfer bettelten und flehten. Sie erniedrigten sich und ertrugen sowohl physische als auch psychische Qualen, und sie machte sie gemeinsam mit ihnen durch und konnte ihnen nicht helfen. Manchmal konnte sie ihre Gesichter sehen, die Verzweiflung in ihren Augen, das Flehen. Schluchzende Laute stiegen in ihr auf. Sie konnte die Opfer nicht erreichen. Sie konnte sie nicht berühren. Sie konnte ihren Mörder nicht aufhalten.
»Tansy, lass die Figur fallen! Verdammt nochmal. Höre mich. Fühle mich. Ich bin real vorhanden, sie sind es nicht.«
Die Stimme sprach in einem strengen Befehlston, der durch das Blut und die verstreuten Eingeweide zu ihr vordrang. Einen Moment lang war ihr bewusst, dass sie sich an zwei Orten gleichzeitig aufhielt, in dem langen, mit Blut gefüllten Tunnel mit glasigen Augen, die sie anstarrten, und einer Hand, die nach ihrer griff. Und dann lachte der Mörder, und Kleidungsstücke zerrissen, und Frauen schrien. Ein Kind flehte mit hoffnungsloser Stimme und zog sie nach unten, hinunter in die ölige schwarze und rote Masse, in der sie unterging.
Scheiß auf sie alle, Puppengesicht. Wir haben den ganzen Tag Zeit, um uns miteinander bekanntzumachen. Wehr dich gegen mich. Ich will, dass du dich wehrst. Siehst du, wie hübsch deine Tochter mit all diesen Schnitten auf ihren Brüsten aussieht? Hübsche rote Streifen.
Er zog langsam seinen Gürtel aus den Schlaufen und wusste, dass zwei Augenpaare gebannt auf ihn gerichtet waren.
Wird sie nicht noch hübscher aussehen, wenn sie von Kopf bis Fuß schöne breite Streifen hat? Komm schon her, Puppengesicht. Krieche auf allen vieren an deinem Alten vorbei, der keinen Finger gerührt hat, um dich zu retten. Er hätte dich aufgegeben und mich angefleht, dich nach Lust und Laune zu benutzen, nur damit ich ihn nicht töte. Er war nicht stark. Du brauchtest einen starken Kerl. Und jetzt ist es zu spät. Komm angekrochen, und mach dich mit deinem weinerlichen Mund an die Arbeit, während ich diesem kleinen Mädchen beibringe, was ein echter Mann ist. Wenn du den richtigen Mann gewählt hättest, wäre nichts von all dem passiert, stimmt’s?
Er packte die Frau am Haar, riss ihren Kopf hoch und brachte sein Gesicht dicht vor ihres. Spucke rann an ihrem Gesicht hinunter, als er sie anschrie.
Stimmt’s?
Kaden versuchte Tansys Finger gewaltsam zu
Weitere Kostenlose Bücher