Magisches Spiel
Schnelle lernen. Ich werde nicht hier sein, um dir den Schmerz zu nehmen.«
Sie konnte nun nicht behaupten, dass es ohnehin nicht funktionieren würde, denn nach nur einer Stunde konnte sie bereits erkennen, dass sie innerlich ruhiger geworden war. Wenn sie diese Übungen täglich machte, konnte sie ihre Filter und ihre Barrieren stärken und die Stimmen in Schach halten.
»Also schön. Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht daran weiterarbeiten werde. Wenn du bald fortgehen musst, dann lass uns wenigstens versuchen, uns auf einige der Eindrücke, die mir der Elfenbeinhengst übermittelt hat, einen Reim zu machen. Bisher ist es deines Wissens zu zehn Morden gekommen, richtig?«
»Wir brauchen nicht mehr darüber zu reden. Ich will nicht, dass du in diese Geschichte hineingezogen wirst.«
»Ich habe dich das sagen hören. War es dir ernst damit?«
Diesmal war sie in seinem Kopf. Und beobachtete ihn gespannt. Kaden nickte bedächtig. »Ich kann sie finden. Ich will dich nicht benutzen, um meine Freunde zu retten.«
Sie hakte nach: »Betreibst du den ganzen Aufwand, um deine Freunde zu retten oder um den Mördern das Handwerk zu legen?«
»Beides. Irgendjemand muss diesen Morden ein Ende bereiten, und ich denke gar nicht daran, zuzulassen, dass die übrigen Schattengänger den Kopf für diese Mörder hinhalten. Wir haben einen mächtigen Feind im Weißen Haus, der uns alle tot sehen will. Es sind gute Männer, Tansy. Ich werde sie nicht im Stich lassen.«
»Hast du in Betracht gezogen, die anderen Schattengänger um Hilfe zu bitten? Wenn du so fest an sie glaubst und wenn sie in der Lage sind, die Dinge zu tun, die ich tue …«
Er schüttelte den Kopf. »Keiner von ihnen ist in der Lage, das zu tun, was du tust. Und du besitzt eine Begabung dafür. Du setzt die Teile dieses Puzzles mit erstaunlicher Geschwindigkeit zusammen.«
Tansy sah sich nach einer Wasserflasche um. »Ich habe Durst.« Sie brauchte Zeit zum Nachdenken.
Kaden holte ihr sofort eine Flasche aus dem Kühlbehälter. Tansy nahm sie entgegen und trank dankbar einen großen Schluck.
»Wie sehen die anderen Spielfiguren aus? Hast du sie dabei?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nur diese eine mitgebracht. Ich dachte, ich würde dich bei meiner Rückkehr mitnehmen.«
Sie pochte mit einem Fingernagel auf den kleinen Tisch. »Dann sagen wir doch einfach mal, wir haben zwei Teams und jeder Spieler hat seine eigene Figur, die er zurücklässt, wenn er an der Reihe ist.«
Er hob eine Hand. »Moment mal. Was meinst du damit, ›wenn er an der Reihe ist‹?«
»Ich sage dir doch, dass es ein Spiel ist. Sie haben Regeln aufgestellt, und es versteht sich von selbst, dass jeder Mitspieler der Reihe nach drankommt und auf vorher festgelegte Weise einen bestimmten Mord begeht. Vielleicht ahmen sie Verbrechen aus der Vergangenheit nach. Hast du schon überprüft, ob die Morde Ähnlichkeiten mit historischen Morden aufweisen?«
»Nein, aber das kann ich schnell herausfinden.«
»Ich täte es an deiner Stelle. Vielleicht kopieren sie frühere Morde. Sie haben so etwas wie Karten.« Sie zog die Stirn in Falten und zwang ihren Geist, sich etwas weiter zu öffnen, damit sie sich wieder erinnern konnte. »Es sind keine Spielkarten. Sie sind etwas größer, wie Tarotkarten.«
»Du brauchtest nur diese Spielfigur in der Hand zu halten, um jetzt all das zu wissen?« Kaden wollte sie als Partner haben. Ihre Informationen waren wesentlich umfassender und die Darstellung klarer, als es ein Bericht jemals sein könnte. Dazu kam ihre Erfahrung, die von unschätzbarem Wert war.
»Ich muss wissen, was die anderen Figuren darstellen.«
»Bist du sicher?« Er wollte sie nicht noch tiefer hineinziehen, da er wusste, dass sie dann auf sich selbst gestellt sein würde. Über eine größere Entfernung konnte er ihr Inneres nicht abschirmen und sie vor den Stimmen schützen, die weiterhin wehklagten. Sie klangen zwar jetzt ferner, aber sie waren immer noch da. Er konnte sich bestenfalls erhoffen, dass die Übungen, die er ihr aufgetragen hatte, helfen würden, wenn er fort war.
»Jetzt sag es mir schon.« Sie war ungeduldig, denn ihr Verstand versuchte, aus zu wenigen Teilchen ein Bild zusammenzusetzen.
»Da gibt es einen Frosch, der ebenfalls aus Elfenbein geschnitzt ist. Wenn ich raten müsste, würde ich wetten, dass beide Figürchen von demselben Mann geschnitzt wurden.«
»Das könnte ich dir sagen, wenn du beide mitgebracht hättest.« In ihrer gereizten
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