Magisches Spiel
seufzte. Gegen ihre körperliche Reaktion auf ihn war sie machtlos, aber wenn sie ihren Eltern helfen wollte, musste sie anfangen, das Denken wieder ihrem Gehirn zu überlassen. »Woher wissen wir, dass deine Freunde uns helfen werden?«
»Sie werden uns helfen. Wir haben nicht viel Zeit. Ich werde die Anrufe machen. Du schreibst alles auf, was dir zu den Sicherheitsmaßnahmen und dem Lageplan einfällt. Ryland und Nico sind erstaunlich geschickt darin, feindliches Gebiet zu infiltrieren, ohne gesehen zu werden. Für dich wird das eine gute Gelegenheit sein, Schattengänger im Einsatz zu sehen und dir eine Vorstellung davon zu machen, womit wir es bei unseren Gegnern zu tun haben.«
»Ich dusche jetzt.« Sie war immer noch etwas angegriffen von ihrem mentalen Kampf gegen die Stimmen, und sie hoffte, während das Wasser heiß und reinigend über sie rann, die mentalen Übungen machen zu können, die er ihr zur Stärkung ihrer Barrieren aufgetragen hatte.
»Sieh dich um«, sagte er entgegenkommend und wandte sich wieder dem Telefon zu.
Genau das tat Tansy. Er hatte eine Kommandozentrale eingerichtet. An allen vier Wänden hingen Fotos der Mordopfer. Jedes Verbrechen war mit der Kamera sorgfältig
dokumentiert – die Körperhaltungen, der Schauplatz, die Blutspritzer, alles war da. Sie schloss die Tür, denn sie war nicht bereit, sich ohne ihn, der sie teilweise abschirmen konnte, auf diesen Alptraum einzulassen. Ihr Magen rebellierte ohnehin schon, und sie wich hastig durch den Flur zu dem Schlafzimmer zurück, in dem Kaden ihren Rucksack auf das Bett geworfen hatte.
Das heiße Wasser fühlte sich auf ihrem geschundenen Körper gut an. Sie ließ sich Zeit damit, das Shampoo in ihr langes Haar einzumassieren. Es waren Monate vergangen, seit sie das letzte Mal wirklich warmes Wasser auf ihrem Körper gefühlt hatte. Ihre Bäder in dem natürlichen Becken hatten einen Schock für ihren Organismus dargestellt, bis sie sich daran gewöhnt hatte, und sie hatte fast vergessen, welch eine Wohltat heißes Wasser bedeutete. Sie war selig.
»Ich habe deine Kleidung in die Waschmaschine gepackt«, sagte Kaden und hielt ihr ein Handtuch hin. Er wandte die Augen nicht ab, sondern sog den Anblick ihres Körpers gierig in sich auf, wobei ihm jedes der Male auffiel, die er in der vergangenen Nacht dort zurückgelassen hatte. »Wir werden nur wenige Stunden hier sein, und daher hielt ich es für das Beste, es gleich zu erledigen.«
Sie hüllte sich in das Handtuch. »Danke. Ich habe meine Sachen monatelang in Eimern gewaschen.«
Er bedeutete ihr mit einem Finger, sich umzudrehen. Tansy wandte ihm den Rücken zu, und er ließ ein zweites Handtuch über ihren Kopf gleiten und rieb ihre Kopfhaut und ihre lange Mähne. »Ryland Miller ist mit Whitneys Tochter Lily verheiratet.« Er massierte weiterhin ihre Kopfhaut und ging nicht darauf ein, dass ihre Schultern steif wurden. »Rye hat sie bei anderen Schattengängern
untergebracht, damit sie in Sicherheit ist, während er herkommt, um uns zur Hand zu gehen. Sie haben gerade ein Kind bekommen.«
»Bist du sicher …?«
»Bei ihm bin ich mir ganz sicher. Ich kenne ihn schon lange, und denk daran, dass ich Gedanken lesen kann. Er weiß, dass ich telepathische Fähigkeiten besitze, aber er weiß nicht, dass sie ausgeprägt genug sind, um ins Innere meiner Mitmenschen vorzudringen. Dass ich das kann, weiß keiner außer dir.«
»Weshalb solltest du mir eines deiner Geheimnisse anvertrauen?«
Er legte seine Hände auf ihre nackten Schultern und streichelte dann ihren empfindlichen Hals; seine kräftigen Finger glitten über ihre zarte Haut. »Das Einzige, was ich dir geben kann, ist die Wahrheit – das Wissen, wer ich wirklich bin. Du musst wissen, womit du es zu tun hast.«
Sie drehte ihren Kopf um und sah ihn über ihre Schulter an. In ihren Augen stand Furcht. Aufregung. Verwirrung. Verlangen. »Kaden, ich bin mitgekommen, um dir bei der Aufklärung dieser Mordfälle zu helfen, nicht, um mich dir hinzugeben.«
Seine Hand glitt von ihrem Nacken zu ihrer Kehle, und seine Handfläche bog ihren Kopf zurück und neigte ihn, bis er an seine Brust stieß und sie ihm in die kalten Augen sehen musste. »Ach, wirklich? Das entspricht nämlich nicht dem, was ich in deinem Innern sehe.«
»Mein Verstand ist verwirrt.« Tansy versuchte den Kopf zu senken, doch er wirkte dieser Bewegung entgegen, trat zurück und zog sie mit sich. Das brachte sie aus dem Gleichgewicht. »Kaden.« Sie
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